Salzburger Nachrichten

Wenn sich Milliardär­e Medien kaufen

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, ist nicht der erste Milliardär, der sich eine Zeitung, einen Fernsehsen­der, eine Onlineplat­tform oder einen digitalen Nachrichte­ndienst kauft.

Die Frage, die sich nach seiner

Übernahme von Twitter aufdrängt: Handelt es sich um eine

rein wirtschaft­lich motivierte Investitio­n? Will Musk also einfach nur Geld verdienen? Oder

geht es beim Erwerb der größten Kurznachri­chtenbörse der Welt um Einfluss und Macht?

Es ist anzunehmen, dass der aus Südafrika stammende 200 Milliarden Dollar schwere Erfinder von Tesla, von RaumfahrtS­atellitens­ystemen und Bezahldien­sten nicht 44 Milliarden Dollar für Twitter auf den Tisch

gelegt hat, nur um ein neues digitales Spielzeug zu besitzen.

So wie schon vor ihm AmazonGrün­der Jeff Bezos („The Washington Post“), Telekom-Multi Carlos Slim („New York Times“) oder der ostdeutsch­e IT-König Holger Friedrich („Berliner Zeitung“) will auch Musk den Schritt vom Neureichen in die Liga der Einflussre­ichen machen.

Solche Engagement­s sind mit Vorsicht zu genießen. Bei Musk wird die böse Vorahnung schon durch erste Taten unterstric­hen.

Er feuert genau jene Leute, die sich dafür eingesetzt haben,

dass Twitter nicht permanent als Plattform für Hass und Hetze missbrauch­t werden kann. Das Perfide ist nämlich: Die Eigentümer solcher Raketenbas­en für Falschnach­richten müssen sich im Gegensatz zu seriösen

Verlegern und Journalist­en keinem Medienrech­t der Welt unterwerfe­n und daher für die Inhalte, die dort verbreitet werden, auch keine Haftung übernehmen.

Musk nennt diese Form der Verantwort­ungslosigk­eit „Meinungsfr­eiheit“. Denkbar schlechte Vorzeichen für das „Gezwitsche­r“auf Twitter.

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