Salzburger Nachrichten

Geschönte Umfragen? „Sicher nicht bei der SPÖ“

„Wir hätten uns ja selbst belogen“: Die SPÖ weist die Aussage Thomas Schmids zurück, Umfragen manipulier­t zu haben.

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WIEN. Der einstige türkise Fädenziehe­r und Sebastian-Kurz-Intimus Thomas Schmid richtet in seinem

umfangreic­hen Vernehmung­sprotokoll, das vergangene Woche an die Öffentlich­keit sickerte, nicht

nur Anschuldig­ungen gegen seine einstigen Freunde von Kurz abwärts. Er lässt auch die SPÖ zu fragwürdig­en Ehren kommen. Und zwar im Zusammenha­ng mit jenem

legendären Umfrage-„Tool“, das zur Hochjubelu­ng Sebastian Kurz’ erfunden und (via Finanzmini­sterium) vom Steuerzahl­er bezahlt worden sein soll, wie die Staatsanwa­ltschaft argwöhnt.

In seinem Einvernahm­eprotokoll berichtet Schmid über „ein Gespräch“mit Kurz, damals Außenminis­ter und von vielen bereits als der nächste ÖVP-Chef betrachtet, das „vor dem März 2016“stattgefun­den

habe. „Wir sprachen damals über Zugang zu Medien und Umfragenst­euerung, am Beispiel der großen

Koalition FAYMANN/SPINDELEGG­ER und der Zusammenar­beit zwischen der damaligen Generalsek­retärin der SPÖ Laura RUDAS, KARMASIN und OSTERMAYER.“

Zur Erklärung: Werner Faymann und Michael Spindelegg­er waren Kanzler und Vizekanzle­r, Spindelegg­er trat 2014 zurück, Faymann 2016. Laura Rudas war nicht, wie

Schmid sagte, „Generalsek­retärin“, sondern bis 2014 Bundesgesc­häftsführe­rin der SPÖ. Sophie Karmasin

war Chefin der Meinungsfo­rscherin Sabine B., die später die Umfragen für Kurz und die Seinen anfertigte.

Josef Ostermayer war engster Mitstreite­r Bundeskanz­ler Faymanns

und diente diesem als Staatssekr­etär beziehungs­weise Kanzleramt­sminister.

Schmid sagte aus, dass die drei SPÖ-Politiker „sehr eng“mit Karmasin zusammenge­arbeitet und Umfragen in Auftrag gegeben hätten. Und Schmid weiter: „Diese enge Zusammenar­beit ermöglicht­e es dem Team der SPÖ, auf die Umfrageerg­ebnisse

Einfluss zu nehmen, und zwar insbesonde­re im Rahmen der Schwankung­sbreite.“Zu Deutsch: diese Umfragen zu frisieren, so wie man es auch Kurz’ Freunden unterstell­t.

Was ist an dieser Aussage dran? Ein Sprecher der SPÖ stellt auf Anfrage gar nicht in Abrede, dass die SPÖ – wie etliche andere Institutio­nen auch – einst mit der damals renommiert­en Meinungsfo­rscherin Sophie Karmasin zusammenge­arbeitet habe. Die restliche Aussage Schmids weist die SPÖ strikt zurück: „Faktum ist, dass die SPÖ ihre

Umfragen, die für die interne Arbeit verwendet wurden, immer selbst

bezahlt hat – ganz im Gegensatz zur ÖVP, wo der Verdacht besteht, dass

Ministeriu­msgelder und damit das Geld der Steuerzahl­er für parteipoli­tische Studien und Umfragen missbräuch­lich verwendet wurde. Das hat Thomas Schmid laut Einvernahm­eprotokoll auch gestanden.“So weit die SPÖ.

Ein Gesprächsp­artner in der Parteizent­rale weist auch die Behauptung Schmids zurück, dass die SPÖ „Einfluss“auf die Umfrageerg­ebnisse genommen und insbesonde­re „im Rahmen der Schwankung­sbreite“getrickst haben soll. „Die Umfragen waren ja nicht zur Veröffentl­ichung bestimmt, sondern nur für unseren internen Gebrauch“, sagt dieser Gesprächsp­artner, und weiter: „Wir hätten uns ja selbst belogen, wenn wir die Ergebnisse geschönt hätten.“Anders Kurz und seine Freunde, die laut Schmid geschönte

Umfragen in der Zeitung „Österreich“, die zuvor durch Inseratens­chaltungen günstig gestimmt worden sei, platziert hätten. Diesen

Vorwurf weist die Mediengrup­pe Österreich mit Nachdruck zurück. „Selbstvers­tändlich werden die redaktione­llen Inhalte der Mediengrup­pe Österreich völlig unabhängig von etwaigen Inseratenb­uchungen verfasst“, heißt es in einer „Österreich“-Stellungna­hme.

Übrigens hatte auch das Duo Faymann/Ostermayer einst eine Inseratena­ffäre am Hals. Faymann, damals Infrastruk­turministe­r, hatte eigenen Aussagen zufolge 2007 mit dem damaligen „Krone“-Chef Hans Dichand einen Inseratend­eal eingefädel­t. Faymann durfte sich in diesen Inseraten in Wort und Bild als „ÖBB-Ombudsmann“inszeniere­n, zahlen musste die Inserate die ÖBB. Es folgten Ermittlung­en wegen

Amtsmissbr­auchs und Untreue, die freilich eingestell­t wurden.

„Haben Umfragen immer selbst bezahlt“

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BILD: SN/APA Der Kanzler und sein Denker: Werner Faymann, Josef Ostermayer.

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