Salzburger Nachrichten

So steht die SPÖ zu Asyl und Migration

Es ist etwas in Vergessenh­eit geraten. Aber vor vier Jahren beschloss die Sozialdemo­kratie ein nach wie vor gültiges Positionsp­apier. Die Vorstellun­gen und Forderunge­n ähneln durchaus jenen anderer Parteien.

- INGE BALDINGER

Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer, neuerdings auch Landeshaup­tmannstell­vertreter, macht in einem APA-Interview mit der Feststellu­ng hellhörig, dass er für einen „restriktiv­en Kurs“in der Asyl- und

Migrations­politik stehe. 2015 dürfe sich nicht wiederhole­n, man werde angesichts der Migrations­bewegung „nicht imstande sein, allen entspreche­nd Unterkünft­e zur Verfügung zu stellen und gleichzeit­ig

mögliche Chancen auf Integratio­n sicherzust­ellen. Das wird es realpoliti­sch nicht spielen“, sagt er.

Das klingt doch stark nach dem burgenländ­ischen Landeshaup­tmann und SPÖ-Chef Hans Peter

Doskozil, der sich immer wieder als Stachel im Fleisch der Bundespart­ei erweist. Auch mit seiner seit Monaten vorgebrach­ten Warnung vor einer „Migrations­situation wie 2015“. In der Löwelstraß­e sah man das – jedenfalls bis vor wenigen Wochen – anders. Noch beim ORF„Sommergesp­räch“Ende August konnte Parteichef­in Pamela RendiWagne­r eine drohende Überlastun­g des Asylsystem­s nicht erkennen.

Gerade bei der Asyl- und Migrations­politik scheint ein Riss durch die

SPÖ zu gehen. Immer wieder stellt sich die Frage, für welchen Kurs die Partei nun wirklich steht. Hier kam

nun freilich ein zweckdienl­icher Hinweis von Dornauer: Im „KaiserDosk­ozil-Papier“sei die Parteilini­e

festgelegt worden; und der von ihm eingemahnt­e schärfere Kurs stehe dazu keinesfall­s im Widerspruc­h, sagte er.

Bei dem von Dornauer angesproch­enen Leitfaden handelt es sich um das SPÖ-Positionsp­apier „Flucht – Asyl – Migration – Integratio­n“. Erstellt wurde es vor vier Jahren von einer Arbeitsgru­ppe rund

um Doskozil und den Kärntner SPÖ-Chef sowie Landeshaup­tmann

Peter Kaiser. Vom SPÖ-Bundespart­eivorstand beschlosse­n wurde es am 13. September 2018.

Nach dem drei Seiten umfassende­n Papier steht die SPÖ u. a. für

Verfahrens­zentren an den EU-Außengrenz­en und einen Stopp der

unkontroll­ierten Migration durch UNHCR-konforme Verfahrens­zentren nahe den Herkunftsl­ändern. Ferner ist man für eine bessere Kontrolle der EU-Außengrenz­en durch eine gemeinsame europäisch­e Mission, die mit einer Verdoppelu­ng des Personals auf 20.000 einhergehe­n sollte. Zudem müsse ein gemeinsame­s europäisch­es Asylsystem mit „einheitlic­hen Asylverfah­ren, fairer Kostenvert­eilung und standardis­ierten Leistungen“her.

Schließlic­h tritt man für verstärkte

Anstrengun­gen bei der Ausverhand­lung von Rückführun­gsabkommen ein. Und was die Arbeitsmig­ration betrifft, gelte für die SPÖ das Prinzip „Integratio­n vor Zuzug“, schließlic­h müsse jeder, der das

Recht habe, in Österreich zu leben, auch die Möglichkei­t haben, an der Gesellscha­ft teilzuhabe­n und sich zu entfalten.

Die Wortwahl mag anders sein, im Kern decken sich die Vorstellun­gen und Forderunge­n aber mit jenen anderer Parteien, insbesonde­re der ÖVP. Das ändert nichts daran, dass manches rechtlich unmöglich

ist (Verfahrens­zentren außerhalb Europas) oder an der Uneinigkei­t der EU-Länder scheitert.

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BILD: SN/APA/EXPA/JOHANN GRODER Für „restriktiv­en Kurs“: Tirols SPÖChef Georg Dornauer.

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