Salzburger Nachrichten

EU beschließt Verbot neuer Verbrenner

Ab 2035 dürfen keine Neuwagen mit fossilen Brennstoff­en mehr verkauft werden. Eine Hintertür für E-Fuels wurde offen gelassen.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

BRÜSSEL, WIEN. Vorgeschla­gen wurde die Regelung von der EU-Kommission erstmals im vergangene­n Jahr, Donnerstag­abend haben sich Unterhändl­er der EU-Staaten und des Europaparl­aments auf das Verbrenner-Verbot geeinigt, wie die tschechisc­he Ratspräsid­entschaft mitteilte. Damit sollen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausg­ase ausstoßen. Die Regelung soll 2035 in Kraft treten. Dass ab dann nur mehr E-Autos in den Verkehr gelangen, ist aber noch nicht gesagt. 2026 soll die Entscheidu­ng erneut überprüft werden.

Zustande gekommen ist ein Kompromiss bei den E-Fuels. Die EU-Kommission soll noch einmal

prüfen, ob der Einsatz synthetisc­h hergestell­ter Kraftstoff­e für Autos künftig infrage kommen könnte. Bei der Produktion von E-Fuels werden Treibhausg­ase gebunden, nutzt man die Kraftstoff­e in einem Motor, läuft dieser quasi klimafreun­dlich, weil das ausgestoße­ne CO2 aus der

Atmosphäre stammt. Damit bleibt eine Hintertür für Verbrenner­motoren offen.

„Das macht durchaus Sinn“, sagt der Sprecher der Automobili­mporteure in Österreich, Günther Kerle. Denn bei den E-Fuels gehe es nicht

um die Neufahrzeu­ge, sondern um den Bestand. Auch wenn ab 2035

nur mehr Fahrzeuge mit Nullemissi­on verkauft werden dürfen, können bereits zugelassen­e Verbrenner weiter fahren. Auch ein generelles

Verkaufsve­rbot auf dem Gebrauchtw­agenmarkt ist nicht vorgesehen.

Weniger als ein Prozent aller Autos in Europa seien aktuell E-Autos, erklärt Kerle, „die restlichen Abermillio­nen von Autos mit Verbrenner­motoren auszutausc­hen, geht sich bis 2050 nicht aus“. 80 bis 90 Prozent aller Verbrenner, die jetzt fünf oder zehn Jahre alt seien,

könnten aber problemlos auch mit E-Fuels betrieben werden. „Wenn Österreich bis 2040 klimaneutr­al sein will und wir am Bestand nichts

tun, wird sich das nicht ausgehen“, ist Kerle überzeugt. In Österreich sind derzeit rund 100.800 rein elektrisch betriebene Pkw unterwegs, das sind 2,0 Prozent des Bestands.

„Ich bin dafür, dass die Verbrenner irgendwann mal aufhören, aber es ist zu früh, das politisch durchzudrü­cken“, sagt Kerle. Man solle die

Techniker arbeiten lassen, „wenn die etwas erfinden, kann das nur

gut sein“. Das gelte für eine Verbesseru­ng der Batterien und Ladegeschw­indigkeite­n für E-Autos genauso wie für den Einsatz von E-Fuels

bei Verbrenner­motoren. Aktuell beschäftig­t den Autohandel ohnehin die fehlende Kauffreude auf Konsumente­nseite. „Die Lieferzeit­en sind wieder kürzer geworden und es werden gerade viele Autos ausgeliefe­rt, was aber fehlt, ist jetzt die Nachfrage“, sagt Kerle. Nicht mehr lange, „dann ist die Autoproduk­tion wieder höher als der Absatz“.

Neue Verbrenner müssen jedenfalls weiter sauberer werden. Die jüngste Vereinbaru­ng auf EU-Ebene

beinhaltet auch eine Senkung der CO2-Emissionen für Neuwagen, die ab 2030 verkauft werden, um 55

Prozent gegenüber dem Stand von 2021. Bisher waren 37,5 Prozent das

Ziel. Pikantes Detail: Ausnahmen soll es für Autobauer geben, die weniger als 10.000 Stück pro Jahr produziere­n – etwa Hersteller von Luxusautos wie Ferrari.

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