Salzburger Nachrichten

Griss um OMV-Gewinn

Der teilstaatl­iche Öl-, Gas- und Chemiekonz­ern hat in den ersten neun Monaten so gut verdient wie noch nie. Die geplante Sonderdivi­dende reicht den Kritikern nicht.

- MONIKA GRAF „Das ist ein zyklisches Geschäft.“Alfred Stern, OMV-Chef

Vor der OMV-Zentrale in Wien beim Prater protestier­ten am Freitag Fridays-for-Future- und Greenpeace-Vertreter gegen die „unmoralisc­h hohen Gewinne“des teilstaatl­ichen Öl-, Gas- und Chemiekonz­erns. Aus Anlass der Vorlage der Neunmonats­zahlen fordern die Umweltorga­nisationen Finanzmini­ster Brunner auf, die „Krisengewi­nne von Öl- und Gaskonzern­en“endlich zu besteuern. Greenpeace kommt allein bei der OMV heuer auf zwei Mrd. Euro, die „abgeschöpf­t und umverteilt werden

könnten“. Wenig im Vergleich zum SP-nahen Momentum-Institut: Das

hat sogar bis zu 4,1 Mrd. Euro Übergewinn

errechnet, sollte das vierte Quartal ähnlich gut laufen wie das Jahr bisher.

Die Rekord-Zwischenbi­lanz weckt nicht nur bei Klimaschüt­zern Begehrlich­keiten. Der Konzernvor­stand geht daher in Vorleistun­g und

hat bereits am Donnerstag­abend eine Sonderdivi­dende für 2022 von 2,25 Euro je Aktie – in Summe 731 Mill. Euro – angekündig­t. Diese kommt zusätzlich zur regulären Gewinnauss­chüttung, die heuer ebenfalls höher als im Vorjahr ausfallen

wird, wie Finanzvors­tand Reinhard Florey ankündigt.

Wie der in der EU beschlosse­ne Solidaritä­tsbeitrag konkret aussehen werde, sei unklar, sagte Konzernvor­stand Alfred Stern, der aus

Abu Dhabi zugeschalt­et war, wo die Regierung eine Vereinbaru­ng für Flüssiggas­lieferunge­n unterzeich­net hat. Dabei sollte allerdings berücksich­tigt werden, „dass die OMV in einem sehr zyklischen Geschäft ist“. Der Konzern sei ohne Hilfen durch die Covidkrise gekommen,

trotz des Preiseverf­alls bei Öl und Gas 2020, sagte Stern. Zudem habe

der Konzern dieses Jahr fast zwei Milliarden Euro in die Hand genommen, um die Gasversorg­ung trotz russischer Lieferausf­älle zu sichern. Die OMV könne ihre Kunden im

Winter auch im Fall einer gänzlichen Lieferunte­rbrechung aus Moskau versorgen, betonte Stern.

Die OMV deckt etwa 45 Prozent des heimischen Gasmarktes ab. Die

Reduktion der Gasmengen aus

Russland nach dem Überfall auf die

Ukraine hat laut Stern bisher 268 Mill. Euro gekostet. Der Durchschni­ttspreis lag in den ersten neun Monaten bei 135 Euro pro Megawattst­unde (MWh), verglichen mit 46,5 Euro im Vorjahresz­eitraum.

Dieser Effekt wurde mehr als kompensier­t durch die sprudelnde­n Gewinne aus dem Förder- und Raffinerie­geschäft, die etwa zwei

Drittel zum Ergebnis beitragen. Die Raffinerie Schwechat ist nach dem Unfall Anfang Juni seit 7. Oktober

wieder im Vollbetrie­b. Im Chemiegesc­häft sank das bereinigte operative Ergebnis um 15 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.

Insgesamt fuhr der Konzern in den ersten neun Monaten einen (um Lagerhaltu­ngseffekte bereinigte­n) operativen Gewinn von 9,1 Mrd. Euro ein, mehr als doppelt so

viel wie im Vorjahr. Der Gewinn je

Aktie stieg von 4,76 auf 10,18 Euro. Der Umsatz hat sich auf 48,8 Mrd. Euro ebenfalls mehr als verdoppelt.

In den kommenden Jahren werde der Gewinn durch den Abschied

von fossilen Brennstoff­en sinken, sagte Stern. Dieser Übergang geschehe nicht über Nacht. Die OMV

wolle sich auf nachhaltig­e Kraftstoff­e und das Chemiegesc­häft konzentrie­ren. Erste Tests liefen auch

für Geothermie­nutzung. Eine Abspaltung des Öl- und Gasgeschäf­ts,

wie zuletzt gemutmaßt wurde, sei aber Spekulatio­n. Man sei jederzeit offen für Gespräche im Sinne der neuen OMV-Strategie, es gebe aber keine konkreten Projekte.

Die derzeit sinkenden Gaspreise sollten nicht für ein Zeichen gehalten werden, dass das Problem gelöst sei, betonte der OMV-Chef. Die Gaspreise in Europa würden auch

2023 hoch bleiben.

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BILD: SN/OMV SOLUTIONS GMBH Die OMV-Raffinerie Schwechat läuft seit 7. Oktober wieder im Vollbetrie­b.
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