Putin verliert
Wir leben in spannenden Zeiten. Der Anstieg der Energiepreise lässt marktwirtschaftliche Gewissheiten platzen wie Luftballons. Konservative Politiker fordern Eingriffe, die noch vor einem Jahr als pure Häresie gegolten hätten.
In Großbritannien erleben wir großes Theater. Nach dem Rückzug eines
notorischen Lügners und Scherzbolds als Premierminister verglühte dessen
Nachfolgerin binnen weniger Wochen an ihrer Selbstüberschätzung.
In Italien regiert erstmals eine Frau, was an sich beachtenswert wäre. Aber sie ist noch eine schmerzfreie Postfaschistin, die seit ihrer Wahl die seriöse Staatsfrau gibt.
Und in Moskau führt ein 70-jähriger fossiler Diktator einen verbrecherischen blutigen Krieg gegen sein europäisches Nachbarland, in dessen Zentrum Öl und Gas stehen; die einzigen namhaften Einnahmequellen, die er in mehr als 20 Jahren Herrschaft für sein armes Land mobilisieren konnte.
Derweil ist der durch ebendiese Brennstoffe verursachte Klimawandel selbst für den hartleibigsten FPÖler
nicht mehr wegzufantasieren. Nach einem Hitzesommer herrschen nun für die Jahreszeit unnatürlich hohe Temperaturen.
Und als wäre das Bild der Welt nicht absurd genug, ist jeder Tag in Europa, der klimawandelbedingt so warm ist, dass nicht geheizt werden muss, ein schlechter Tag für Wladimir Putin, weil er hilft, mit unseren Gasreserven länger durchzukommen und damit den
kleinen Kriegsherren im Kreml schwächt – dessen Gas und Öl wir nebenbei in wenigen Jahren hoffentlich sowieso nicht mehr benötigen, genauso wenig wie die fossilen Energien anderer Diktatoren in Saudi-Arabien, Katar oder sonst wo.
Es werden schöne Zeiten. Leiser, sauberer, entspannter, und auch deglobalisierter, also unabhängiger.
Wetten?