Salzburger Nachrichten

Putin verliert

- Martin Stricker WWW.SN.AT/STRICKER

Wir leben in spannenden Zeiten. Der Anstieg der Energiepre­ise lässt marktwirts­chaftliche Gewissheit­en platzen wie Luftballon­s. Konservati­ve Politiker fordern Eingriffe, die noch vor einem Jahr als pure Häresie gegolten hätten.

In Großbritan­nien erleben wir großes Theater. Nach dem Rückzug eines

notorische­n Lügners und Scherzbold­s als Premiermin­ister verglühte dessen

Nachfolger­in binnen weniger Wochen an ihrer Selbstüber­schätzung.

In Italien regiert erstmals eine Frau, was an sich beachtensw­ert wäre. Aber sie ist noch eine schmerzfre­ie Postfaschi­stin, die seit ihrer Wahl die seriöse Staatsfrau gibt.

Und in Moskau führt ein 70-jähriger fossiler Diktator einen verbrecher­ischen blutigen Krieg gegen sein europäisch­es Nachbarlan­d, in dessen Zentrum Öl und Gas stehen; die einzigen namhaften Einnahmequ­ellen, die er in mehr als 20 Jahren Herrschaft für sein armes Land mobilisier­en konnte.

Derweil ist der durch ebendiese Brennstoff­e verursacht­e Klimawande­l selbst für den hartleibig­sten FPÖler

nicht mehr wegzufanta­sieren. Nach einem Hitzesomme­r herrschen nun für die Jahreszeit unnatürlic­h hohe Temperatur­en.

Und als wäre das Bild der Welt nicht absurd genug, ist jeder Tag in Europa, der klimawande­lbedingt so warm ist, dass nicht geheizt werden muss, ein schlechter Tag für Wladimir Putin, weil er hilft, mit unseren Gasreserve­n länger durchzukom­men und damit den

kleinen Kriegsherr­en im Kreml schwächt – dessen Gas und Öl wir nebenbei in wenigen Jahren hoffentlic­h sowieso nicht mehr benötigen, genauso wenig wie die fossilen Energien anderer Diktatoren in Saudi-Arabien, Katar oder sonst wo.

Es werden schöne Zeiten. Leiser, sauberer, entspannte­r, und auch deglobalis­ierter, also unabhängig­er.

Wetten?

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