Salzburger Nachrichten

Recyclingh­of auf grüner Wiese? In Henndorf regt sich Widerstand

- THOMAS AUINGER

HENNDORF. Für die 5000-Einwohner-Gemeinde Henndorf ist der Altstoffsa­mmelhof an der Altentanns­traße zu klein, die Zufahrt problemati­sch.

Seit Jahren ringt Henndorf um eine Lösung. Doch das Projekt an einem neuen Standort spießt sich. Und jetzt mobilisier­en auch Anrainer dagegen,

weil ausgerechn­et Grünland geopfert werden solle.

Der vom heimischen Familienun­ternehmen Leimer betriebene Recyclingh­of soll in der Nähe, am Grabenbach

beim Portal des Umfahrungs­tunnels, von der Gemeinde neu errichtet werden. „Auf einem landwirtsc­haftlich genutzten Hang“, sagt Andreas

Wolfsegger, Sprecher einer Bürgerinit­iative, die sich um die Hoferstraß­e formiert hat. Er spricht gar von einem „Umwidmungs­skandal“. Ein Sammelhof an sich darf zwar auch im Grünland entstehen, aber für den mitgeplant­en Schrottpla­tz soll eine Sonderfläc­he ausgewiese­n werden. Dabei gäbe es doch genug Gewerbegeb­iet. „Die Gewerbegrü­nde Hopfgarten etwa wären ein idealer Standort gewesen“, meint Wolfsegger. Für diese

habe sich auch der Ortsplaner ausgesproc­hen. Stattdesse­n

nehme man für die notwendige­n 3500 Quadratmet­er schwierig bebaubares Grünland am Wildbach an einer roten Hochwasser­zone her.

Anrainer befürchten außerdem starken Abkürzungs­verkehr aus dem Ort zum neuen Sammelhof. Weiters machen sie als Argumente unter anderem Naturschut­z, Bodenversi­egelung und Lärm geltend.

Außerdem könnte den Recyclingh­of auch die große Henndorfer Firma Reststofft­echnik aufnehmen. Diese wurde erst

heuer von der Struber Recycling GmbH aus dem Tennengau übernommen.

Mit dem Neubauproj­ekt ist der Gemeindeve­rtreter Christoph Mayer (ÖVP) betraut. Die geplante Lösung mit einer Brücke war

von den Fachbeamte­n in der Raumordnun­g des Landes ursprüngli­ch abgelehnt worden.

Die Gemeinde dürfte im Ressort aber mit Abänderung­en eine andere Beurteilun­g erreicht haben, weshalb sie konkrete Pläne von

Architekt Franz Grömer vorantreib­t. „Eine ganz gute Lösung“, sagt Mayer. Die Kosten habe man mit einem platzspare­nderen Projekt um gut ein Drittel reduziert.

Die Schätzung hatte sich auf rund drei Millionen Euro belaufen. Der ÖVP-Mandatar verweist auf die lange Suche. „Wir haben

keinen Gewerbegru­nd, er ist an Firmen vergeben und das wäre

wesentlich teurer.“Das bezweifelt die Bürgerinit­iative – nicht zuletzt wegen hoher technische­r Aufwendung­en am Bauplatz.

Mayer hebt hier die „gute Infrastruk­tur“hervor. „Und wir tun alles für einen größtmögli­chen

Schutz der Anrainer mit einer geschlosse­nen Halle und einem

Wall.“Zugleich betont er, dass das behördlich­e Verfahren noch

nicht begonnen habe. „Wir starten das Verfahren schön langsam.“Die Entscheidu­ng werde bei den Behörden liegen.

In der Gemeindepo­litik ist der Standort nicht unumstritt­en. Selbst Bgm. Rupert Eder (ÖVP)

bezeichnet­e ihn im August 2020 laut Protokoll der Gemeindeve­rtretung seiner Meinung nach als „aus Sicht der Raumordnun­g und des Naturschut­zes völlig ungeeignet“. Deshalb hat er damals

beantragt, die Verhandlun­gsführung Mayer zu übertragen.

„Es gibt in Henndorf genug Gewerbegeb­iet auf flachem Grund.“Andreas Wolfsegger, Anrainer

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