Recyclinghof auf grüner Wiese? In Henndorf regt sich Widerstand
HENNDORF. Für die 5000-Einwohner-Gemeinde Henndorf ist der Altstoffsammelhof an der Altentannstraße zu klein, die Zufahrt problematisch.
Seit Jahren ringt Henndorf um eine Lösung. Doch das Projekt an einem neuen Standort spießt sich. Und jetzt mobilisieren auch Anrainer dagegen,
weil ausgerechnet Grünland geopfert werden solle.
Der vom heimischen Familienunternehmen Leimer betriebene Recyclinghof soll in der Nähe, am Grabenbach
beim Portal des Umfahrungstunnels, von der Gemeinde neu errichtet werden. „Auf einem landwirtschaftlich genutzten Hang“, sagt Andreas
Wolfsegger, Sprecher einer Bürgerinitiative, die sich um die Hoferstraße formiert hat. Er spricht gar von einem „Umwidmungsskandal“. Ein Sammelhof an sich darf zwar auch im Grünland entstehen, aber für den mitgeplanten Schrottplatz soll eine Sonderfläche ausgewiesen werden. Dabei gäbe es doch genug Gewerbegebiet. „Die Gewerbegründe Hopfgarten etwa wären ein idealer Standort gewesen“, meint Wolfsegger. Für diese
habe sich auch der Ortsplaner ausgesprochen. Stattdessen
nehme man für die notwendigen 3500 Quadratmeter schwierig bebaubares Grünland am Wildbach an einer roten Hochwasserzone her.
Anrainer befürchten außerdem starken Abkürzungsverkehr aus dem Ort zum neuen Sammelhof. Weiters machen sie als Argumente unter anderem Naturschutz, Bodenversiegelung und Lärm geltend.
Außerdem könnte den Recyclinghof auch die große Henndorfer Firma Reststofftechnik aufnehmen. Diese wurde erst
heuer von der Struber Recycling GmbH aus dem Tennengau übernommen.
Mit dem Neubauprojekt ist der Gemeindevertreter Christoph Mayer (ÖVP) betraut. Die geplante Lösung mit einer Brücke war
von den Fachbeamten in der Raumordnung des Landes ursprünglich abgelehnt worden.
Die Gemeinde dürfte im Ressort aber mit Abänderungen eine andere Beurteilung erreicht haben, weshalb sie konkrete Pläne von
Architekt Franz Grömer vorantreibt. „Eine ganz gute Lösung“, sagt Mayer. Die Kosten habe man mit einem platzsparenderen Projekt um gut ein Drittel reduziert.
Die Schätzung hatte sich auf rund drei Millionen Euro belaufen. Der ÖVP-Mandatar verweist auf die lange Suche. „Wir haben
keinen Gewerbegrund, er ist an Firmen vergeben und das wäre
wesentlich teurer.“Das bezweifelt die Bürgerinitiative – nicht zuletzt wegen hoher technischer Aufwendungen am Bauplatz.
Mayer hebt hier die „gute Infrastruktur“hervor. „Und wir tun alles für einen größtmöglichen
Schutz der Anrainer mit einer geschlossenen Halle und einem
Wall.“Zugleich betont er, dass das behördliche Verfahren noch
nicht begonnen habe. „Wir starten das Verfahren schön langsam.“Die Entscheidung werde bei den Behörden liegen.
In der Gemeindepolitik ist der Standort nicht unumstritten. Selbst Bgm. Rupert Eder (ÖVP)
bezeichnete ihn im August 2020 laut Protokoll der Gemeindevertretung seiner Meinung nach als „aus Sicht der Raumordnung und des Naturschutzes völlig ungeeignet“. Deshalb hat er damals
beantragt, die Verhandlungsführung Mayer zu übertragen.
„Es gibt in Henndorf genug Gewerbegebiet auf flachem Grund.“Andreas Wolfsegger, Anrainer