Zu wenig sichtbar? Kritik an Bodenplatte für Feingold-Steg
SALZBURG-STADT. Als „Schande für die Stadt Salzburg“bezeichnet Journalistin Marta S. Halpert im jüdischen Stadtmagazin „Wina“(hebräischer Name für Wien) die Art und
Weise, wie in Salzburg an Marko Feingold erinnert werde. Konkret geht es um den am 27. Mai 2021 in Marko-FeingoldSteg umbenannten früheren Makartsteg. „Wo ist das mehrsprachige sichtbare Schild, die
Tafel, eine Stele?“, fragt Marta S. Halpert. Stattdessen habe man eine sich farblich kaum
vom Asphalt unterscheidbare Metallplatte am Boden eingelassen. Darauf könne man auf Englisch und auf Deutsch je
vier Zeilen über den 2019 verstorbenen Marko Feingold lesen, „aber nur, wenn gerade
niemand darüber hinwegtrampelt“.
Wenigstens ein Segment auf dem mit sogenannten Liebesschlössern behangenen Brückengeländers hätte man für Feingold frei machen können, befindet Marta S. Halpert. Die im Boden eingelassene Erinnerungstafel scheine sich „fast verstecken zu wollen.
Ist das so beabsichtigt?“
Entscheidend für die Gedenktafel und ihre Platzierung sei eine „Mischung aus dem, was die Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung erlaubt
hat, und dem, was sicherheitstechnisch möglich war“, sagt dazu der ressortzuständige SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger. Darüber hinaus sei die Entscheidung auch mit Marko Feingolds Witwe Hanna Feingold abgestimmt gewesen. Das bestätigt auch Hanna Feingold. Für sie sei die am Boden angebrachte Gedenktafel „so etwas Ähnliches
wie die Stolpersteine“, betont sie auf SN-Anfrage. Dass Passanten
beim Darübergehen auch draufsteigen, störe sie nicht wirklich.
Allerdings: „Das Ganze passt zu dieser Stadt. So sehe ich das“, sagt Hanna Feingold und erklärt: Offenbar müsse man manche Dinge unsichtbar machen – das
gelte für die Platte zum MarkoFeingold-Steg genauso wie für andere Orte in der Stadt, die an
jüdisches Leben erinnern. „Das fällt aber nur uns auf“, erklärt Hanna Feingold.
Dass jüdische Erinnerungsorte häufig unsichtbar bleiben, sieht auch Albert Lichtblau so. Der Historiker und Leiter des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Salzburg hat mit dem Salzburg Museum bereits zwei Ausstellungen auf dem Marko-Feingold-Steg kuratiert – einmal zu Marko Feingold selbst, einmal zum jüdischen Leben in Salzburg. Diese Ausstellungen
würden auch sehr plakativ auf den Steg hinweisen. Im Mai 2023
ist eine weitere Ausstellung auf dem Feingold-Steg geplant – über „Displaced People“.