Das Geheimnis um den „Schatz vom Attersee“
Deutschlands Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn kaufte mit seinem Mann eine Millionenvilla. Wie wurde sie finanziert?
Von Berlin-Mitte, wo das Regierungsviertel liegt, sind es knapp 15 Kilometer nach Dahlem. Vom Bundesgesundheitsministerium an den österreichischen Attersee indes, exakt nach Nußdorf, sind es dann schon gut 700. Im Ministerium ist Jens Spahn, CDU, im Jahr 2020 der Boss gewesen. In Dahlem, einem der vornehmsten und teuersten Viertel der deutschen Hauptstadt, hat er sich damals, mitten in der ersten Hochphase der Pandemie, gemeinsam mit seinem Ehemann Daniel Funke ein Haus gekauft. Genauer: eine Villa. Und weil sich von Anfang an die Berliner Medien
fragten, wie ein deutscher Minister ein solches Domizil bezahlen kann, ließ sich bald im Polit-Magazin „Spiegel“, in der Wochenzeitung „Die Zeit“und im Berliner „Tagesspiegel“der Kaufpreis von 4,35 Millionen Euro nachlesen.
In der Folge wurde auch bekannt, wie Spahn und Funke ihre Villa finanziert haben: Laut Grundbuchakt übernahm die Sparkasse Westmünsterland, Hausbank des Ministers, eine Grundschuld von 1,75 Millionen Euro; Spahn, gelernter Bankkaufmann, war dort lange im Verwaltungsrat. 313.000 Euro sicherte die Provinzial Nordwest Lebensversicherung ab. Die dann noch fehlenden gut zwei Millionen, so berichten am Wochenende übereinstimmend „Spiegel“und „Zeit“, wollten Spahn und Funke, einst Journalist, inzwischen Chef des Berliner Büros des Burda-Verlags, über die Raiffeisenbank Attersee-Süd in Oberösterreich finanzieren. Schon im Mai 2021 hatte die „Zeit“gemeldet, dort werde „eine Erbschaft Funkes verwaltet“; Erblasser sei Funkes 2019 gestorbener Vater Thomas. Jetzt aber berichtet der „Spiegel“unter der Schlagzeile „Der Schatz vom Attersee“, die Erbschaft sei ein „Märchen“. Und die „Zeit“betont unter dem Titel „Die Millionenfrage“, die Erbschaftserzählung „passt nicht zu dem, was tatsächlich geschehen ist“. Der „Spiegel“beschreibt seine
Recherchen im Umfeld von Funkes verstorbenem Vater, der Realschullehrer in Baden-Württemberg war. Und zitiert Bekannte von Funke senior, die versichern, dieser habe kein Vermögen gehabt und mit Österreich „null Komma nix am Hut“.
Der „Spiegel“bot Spahn und Funke an, doch ihre Belege vorzulegen; sie hätten beide abgelehnt. Im Umfeld des Paares, so die „Zeit“, werde von einem Depot erzählt, das Funke bei der Bank am Attersee hatte. 2020 habe Funke die Papiere zur Sparkasse Westmünsterland verschoben und das Depot aufgelöst. Österreich galt wegen seines früheren strengen Bankgeheimnisses deutschen Fahndern lange als Paradies für Steuerhinterzieher.
In seinem Buch über seine Ministerjahre in der Pandemie „Wir werden einander viel verzeihen müssen“nennt Spahn den Zeitpunkt des Kaufs „politisch unklug, unsensibel“. Aber er bereue ihn nicht. Das Ehepaar hat die Villa inzwischen bezogen – und fühle sich dort wohl