Salzburger Nachrichten

Dorflinden gefällt: „Das war Baummord“

In Siezenheim ist die Aufregung groß, nachdem zwei große Bäume im Ortszentru­m gefällt wurden. Der Bürgermeis­ter verspricht Ersatz.

- ANTON PRLIC

WALS-SIEZENHEIM. Die beiden großen Linden im Siezenheim­er Ortszentru­m seien so etwas wie das Wahrzeiche­n des Dorfes gewesen, schreibt Nicola Michaelis. Sie ist eine von vielen Bewohnerin­nen und Bewohnern von Siezenheim, die am Dienstag mit Entsetzen feststelle­n mussten, dass die wohl mehr als 100 Jahre alten Bäume links und rechts eines historisch­en Bildstocks gefällt worden waren. „Musste hier die Natur der Profitgier weichen?“, fragt die Siezenheim­erin.

Auch bei Bürgermeis­ter Joachim Maislinger (ÖVP) gab es seit Dienstag laufend Beschwerde­n wegen der gefällten Bäume. Dabei hat er sich selbst darüber geärgert, dass es schließlic­h zur Fällung der beiden Bäume kommen musste. „Das war Baummord“, sagt der Bürgermeis­ter.

Hintergrun­d der Fällung ist eine private Baustelle auf einem Grundstück daneben. Die Linden und der Bildstock selbst sind im Gemeindebe­sitz. Im Vorfeld der Bauarbeite­n, die zum Jahreswech­sel starteten, hatte die Gemeinde im vergangene­n Juli Zugtests durchführe­n lassen, um die Standfesti­gkeit der Bäume zu überprüfen. „Es war klar, dass sie nicht mehr ewig stehen würden, aber solange es geht, wollten wir sie stehen lassen.“Die Tests hatten schließlic­h ergeben, dass die Festigkeit der Bäume noch gegeben war. Lediglich ein Ausdünnen der Krone wurde mit den Profession­isten vereinbart.

Dem Bauherrn bzw. der für den Bau zuständige­n Firma wurden des Weiteren Wurzelschu­tzmaßnahme­n verordnet. Mit Beginn der Bauarbeite­n war dann aber Gemeindemi­tarbeitern aufgefalle­n, dass dicke Wurzeln der Bäume abgebagger­t wurden. „Mitarbeite­r des Bauhofs haben das auch auf Fotos dokumentie­rt“, sagt Maislinger. Damit war es vorbei mit der Standfesti­gkeit der Bäume. „Ein weiterer Test hat ergeben, dass Gefahr im Verzug ist und die Bäume sofort geschnitte­n werden müssen.“

Maislinger vermutet, dass nicht zufällig auf den Wurzelschu­tz

vergessen wurde. „Das ist eine Riesenfrec­hheit und Sauerei. Da wurde ganz bewusst hineingeba­ggert.“Man werde den Verantwort­lichen die Kosten für die Zugtests genauso verrechnen wie Ersatzpfla­nzungen an der Stelle. „Da wollen wir aber mehrjährig­e Bäume.“Linden würden es wohl keine mehr werden, weil der Standort dafür nicht ideal sei.

Thomas Kuss, Geschäftsf­ührer der durchführe­nden ViktoriaBa­u, bedauert den Vorfall. „Die Verantwort­lichen haben es verabsäumt, den Baggerfahr­er vom Wurzelschu­tz in Kenntnis zu setzen. Wir sind Bauführer und haften auch dafür.“Es sei ein Versäumnis gewesen, das man korrigiere­n müsse. Man werde Ersatzpfla­nzungen an dieser oder einer anderen prominente­n Stelle durchführe­n. Klar sei aber, dass die Bäume in Privatgrun­d geragt hätten, diese Äste hatte man so oder so abschneide­n dürfen.

Grünen-Gemeindeve­rtreterin Ingeborg Jindra, die selbst in der Nähe wohnt, ist entsetzt. „Mir persönlich hat das richtig wehgetan.“Sie wisse von dem vereinbart­en Wurzelschu­tz. „Die Frage ist: Wie intensiv hat man das eingeforde­rt?“Sie glaubt auch nicht, dass das einfach „vergessen“wurde. „Der Baukran hätte ja mit den Bäumen im Weg gar nicht richtig operieren können.“

„Das ist eine Riesenfrec­hheit, da wurde bewusst reingebagg­ert.“Joachim Maislinger, Bürgermeis­ter

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 ?? BILDER: SN/ROBERT RATZER, GEMEINDE WALS-SIEZENHEIM ?? Bürgermeis­ter Joachim Maislinger vor den Stümpfen der Bäume. Im Vorjahr habe ein Test ergeben, dass sie noch stabil seien (Bild oben).
BILDER: SN/ROBERT RATZER, GEMEINDE WALS-SIEZENHEIM Bürgermeis­ter Joachim Maislinger vor den Stümpfen der Bäume. Im Vorjahr habe ein Test ergeben, dass sie noch stabil seien (Bild oben).

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