Dorflinden gefällt: „Das war Baummord“
In Siezenheim ist die Aufregung groß, nachdem zwei große Bäume im Ortszentrum gefällt wurden. Der Bürgermeister verspricht Ersatz.
WALS-SIEZENHEIM. Die beiden großen Linden im Siezenheimer Ortszentrum seien so etwas wie das Wahrzeichen des Dorfes gewesen, schreibt Nicola Michaelis. Sie ist eine von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern von Siezenheim, die am Dienstag mit Entsetzen feststellen mussten, dass die wohl mehr als 100 Jahre alten Bäume links und rechts eines historischen Bildstocks gefällt worden waren. „Musste hier die Natur der Profitgier weichen?“, fragt die Siezenheimerin.
Auch bei Bürgermeister Joachim Maislinger (ÖVP) gab es seit Dienstag laufend Beschwerden wegen der gefällten Bäume. Dabei hat er sich selbst darüber geärgert, dass es schließlich zur Fällung der beiden Bäume kommen musste. „Das war Baummord“, sagt der Bürgermeister.
Hintergrund der Fällung ist eine private Baustelle auf einem Grundstück daneben. Die Linden und der Bildstock selbst sind im Gemeindebesitz. Im Vorfeld der Bauarbeiten, die zum Jahreswechsel starteten, hatte die Gemeinde im vergangenen Juli Zugtests durchführen lassen, um die Standfestigkeit der Bäume zu überprüfen. „Es war klar, dass sie nicht mehr ewig stehen würden, aber solange es geht, wollten wir sie stehen lassen.“Die Tests hatten schließlich ergeben, dass die Festigkeit der Bäume noch gegeben war. Lediglich ein Ausdünnen der Krone wurde mit den Professionisten vereinbart.
Dem Bauherrn bzw. der für den Bau zuständigen Firma wurden des Weiteren Wurzelschutzmaßnahmen verordnet. Mit Beginn der Bauarbeiten war dann aber Gemeindemitarbeitern aufgefallen, dass dicke Wurzeln der Bäume abgebaggert wurden. „Mitarbeiter des Bauhofs haben das auch auf Fotos dokumentiert“, sagt Maislinger. Damit war es vorbei mit der Standfestigkeit der Bäume. „Ein weiterer Test hat ergeben, dass Gefahr im Verzug ist und die Bäume sofort geschnitten werden müssen.“
Maislinger vermutet, dass nicht zufällig auf den Wurzelschutz
vergessen wurde. „Das ist eine Riesenfrechheit und Sauerei. Da wurde ganz bewusst hineingebaggert.“Man werde den Verantwortlichen die Kosten für die Zugtests genauso verrechnen wie Ersatzpflanzungen an der Stelle. „Da wollen wir aber mehrjährige Bäume.“Linden würden es wohl keine mehr werden, weil der Standort dafür nicht ideal sei.
Thomas Kuss, Geschäftsführer der durchführenden ViktoriaBau, bedauert den Vorfall. „Die Verantwortlichen haben es verabsäumt, den Baggerfahrer vom Wurzelschutz in Kenntnis zu setzen. Wir sind Bauführer und haften auch dafür.“Es sei ein Versäumnis gewesen, das man korrigieren müsse. Man werde Ersatzpflanzungen an dieser oder einer anderen prominenten Stelle durchführen. Klar sei aber, dass die Bäume in Privatgrund geragt hätten, diese Äste hatte man so oder so abschneiden dürfen.
Grünen-Gemeindevertreterin Ingeborg Jindra, die selbst in der Nähe wohnt, ist entsetzt. „Mir persönlich hat das richtig wehgetan.“Sie wisse von dem vereinbarten Wurzelschutz. „Die Frage ist: Wie intensiv hat man das eingefordert?“Sie glaubt auch nicht, dass das einfach „vergessen“wurde. „Der Baukran hätte ja mit den Bäumen im Weg gar nicht richtig operieren können.“
„Das ist eine Riesenfrechheit, da wurde bewusst reingebaggert.“Joachim Maislinger, Bürgermeister