Salzburger Nachrichten

Wie es im Streit ums Auto weitergehe­n kann

Nur mit Deutschlan­d kann das Aus für den CO2-Motor noch kippen.

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In Brüssel machte am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels ein Gerücht die Runde: Übers Wochenende könnte sich die deutsche Ampelkoali­tion aus SPD, Grünen und FDP einig werden, wie sie den Streit um den Verbrennun­gsmotor beilegen will. Grundlage soll ein neues Kompromiss­papier der EU-Kommission zur Verwendung von E-Fuels sein. Wenn alles gut geht, wäre das leidige Thema vom Tisch. Und der bisherige Pakt zwischen EU-Parlament, Kommission und dem Rat der Mitgliedss­taaten könnte umgesetzt werden – plus einem Zusatz in einer anderen Rechtsnorm. Wenn Deutschlan­d seine Blockade aufgibt, kann die mühsam gefundene Einigung Gesetz werden. Sie besagt nicht explizit, dass der Verbrennun­gsmotor ab 2035 verboten wird. Verankert wurde vielmehr, dass keine Pkw und Kleintrans­porter mehr neu zugelassen werden, die CO2 ausstoßen. Deutschlan­d hat dem wie Österreich im Juni 2022 im Rat der Umweltmini­ster zugestimmt. In der Folge gab es im Oktober die Einigung mit Kommission und EU-Parlament auf das Verbrenner-Aus.

Die EU hat sich gesetzlich verpflicht­et, bis 2050 klimaneutr­al zu wirtschaft­en. Dazu müssen die Treibhausg­asemission­en drastisch reduziert werden. E-Fuels, die mit Ökostrom hergestell­t werden, sind zwar rechnerisc­h klimaneutr­al. Bei ihrem Verbrennen entsteht aber CO2. Es kommt also zu keiner Einsparung.

Auf Wunsch der FDP wurde bereits in der ursprüngli­chen Einigung festgehalt­en, dass die EUKommissi­on einen Vorschlag erarbeiten soll, wie E-Fuels im Pkw-Bereich eingesetzt werden können. Für andere Fahrzeugkl­assen, etwa Lkw oder Bagger, waren E-Fuels immer vorgesehen. Hier hakte FDPVerkehr­sminister Volker Wissing kurz vor dem finalen Absegnen des Gesetzes ein und verlangte, dass EFuels

auch im Pkw-Bereich nach 2035 getankt werden dürfen. Österreich­s Kanzler Karl Nehammer ist aufgesprun­gen und macht sich nun ebenfalls gegen das Verbrenner-Aus stark. So wie auch Tschechien. Italien, Bulgarien und Polen stimmten immer dagegen. Kippen kann der Pakt aber nur mit Deutschlan­ds Stimme. Nur dann hätte das Verbrenner-Aus keine Mehrheit mehr.

Beobachter rechnen nicht damit. Eine Kompromiss­variante zur Verwendung von E-Fuels könnte in die Abgasnorm Euro 7 aufgenomme­n werden, über die derzeit verhandelt wird. Der ursprüngli­che Gesetzeste­xt bliebe unberührt.

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