Salzburger Nachrichten

„Kein Bedarf für Spritpreis­eingriffe“

Preiskommi­ssion sieht keine ungerechtf­ertigten Preiserhöh­ungen.

- Hwk

Die vom Wirtschaft­sministeri­um eingesetzt­e Preiskommi­ssion hat die starken Schwankung­en bei den Treibstoff­preisen und Heizöl ins Visier genommen. Am Donnerstag präsentier­te Wirtschaft­sminister Martin Kocher das Ergebnis: „Es gab keine laut Preisgeset­z ungewöhnli­chen Preisentwi­cklungen“in diesen Bereichen, die nicht zu rechtferti­gen wären, sagte Kocher. Damit gebe es auch keinen Anlass, in die Entwicklun­g der Preise für Sprit und Heizöl einzugreif­en.

Die Untersuchu­ng sei mit 15 Sitzungen der Preiskommi­ssion, vielen Expertenbe­fragungen und dem Austausch mit internatio­nalen Behörden umfangreic­h und gründlich erfolgt, sagte Kocher. Die Entscheidu­ng sei mit überwiegen­der Mehrheit gefallen. Nur die Arbeiterka­mmer (AK) vertrat eine abweichend­e Meinung. Sie hatte den Antrag auf Untersuchu­ng im September eingebrach­t. Der Preiskommi­ssion gehören Vertreter der Wirtschaft­s-, der Arbeiter- und der Landwirtsc­haftskamme­r und von vier Ministerie­n an.

„Die Eurostat-Daten zeigen klar, dass die Preise in Österreich deutlich stärker gestiegen sind als im EU-Durchschni­tt“, unterstric­h die

AK. Die Einstellun­g des Verfahrens sei nicht nachvollzi­ehbar. Damit würden die Möglichkei­ten des Preisgeset­zes nicht genutzt, „um die Preispolit­ik der Konzerne auf den Prüfstand zu stellen“.

AK-Präsidenti­n Renate Anderl sagte: „Minister Kocher lässt damit zu, dass die Menschen in Österreich stärker unter der Teuerung zu leiden haben als in anderen EU-Staaten.“Die AK sehe im aktuellen Preisgeset­z kein taugliches Mittel zur Bekämpfung der Inflation. Sie fordert klare Indikatore­n für den Start einer Prüfung, raschere Ergebnisse und eine Beweislast­umkehr – Unternehme­n sollten darlegen, warum ihre Preise nicht auf ungerechtf­ertigter Preispolit­ik beruhen.

Kocher räumte ein, dass das Preisgeset­z nicht perfekt sei. Es gebe auch Anzeichen, dass der Markt hier nicht perfekt funktionie­re. Ihm sei aber wichtig, keine falschen Erwartunge­n zu wecken. Preiseingr­iffe hätten oft negative Auswirkung­en, wie Beispiele in Frankreich oder Ungarn zeigten.

Bei einer eigenen Untersuchu­ng stellte die Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) eine Verdopplun­g bis Verdreifac­hung der Gewinnmarg­en bei Raffinerie­n fest, sagte die interimist­ische BWB-Generaldir­ektorin Natalie Harsdorf-Borsch. Bei Tankstelle­n habe man keine einheitlic­hen Erhöhungen gesehen. Insgesamt habe man keine Beweise für Preisabspr­achen gefunden.

Arbeiterka­mmer fordert schärferes Preisgeset­z

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