Salzburger Nachrichten

Eine Geldpoliti­k ohne Gewinn

Die Zinswende und Verluste bei der Veranlagun­g machen auch den Notenbanke­n zu schaffen. Mit der Gewinnabfu­hr der Oesterreic­hischen Nationalba­nk an den Bund ist es auf Jahre vorbei.

- RICHARD WIENS

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern muss sich Finanzmini­ster Magnus Brunner darauf einstellen, dass die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) keine Gewinne an das Budget abführt. Hatte die OeNB im ersten Jahr der Pandemie noch bescheiden­e zehn Mill. Euro Gewinn erzielt, ging sich 2022 gerade noch eine schwarze Null aus. Und auch das nur, weil 1,93 Mrd. Euro der Risikorück­stellung aufgelöst wurden. Damit konnte die OeNB 584 Mill. Euro realisiert­e Kursverlus­te sowie Abschreibu­ngen auf Fremdwähru­ngen und Wertpapier­e in Höhe von 1,35 Mrd. Euro ausgleiche­n.

„Das wird in den nächsten Jahren nicht besser werden“, sagte OeNBDirekt­or Thomas Steiner, Gewinnauss­chüttungen könne es erst wieder geben, wenn zu erwartende Verlustvor­träge abgebaut seien. Sowohl

Steiner als auch Gouverneur Robert Holzmann betonten, „dass es nicht Zweck einer Notenbank ist, Gewinne zu erzielen“. Vorrang habe die Preisstabi­lität, auch wenn sich die dafür nötigen geldpoliti­schen Operatione­n in der Gewinn- und Verlustrec­hnung negativ niederschl­ügen. Genau das ist im Vorjahr passiert, die OeNB weise erstmals ein negatives Nettozinse­rgebnis aus, das der Geldpoliti­k geschuldet sei, sagte Steiner, konkret geht es um die im Frühsommer 2022 erfolgte Zinswende im Euroraum. Die führte dazu, dass der Bestand der für die Umsetzung der Geldpoliti­k gekauften Anleihen geringer verzinst war als die Einlagen der Geschäftsb­anken bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) und den dazugehöre­nden nationalen Notenbanke­n. Unterm Strich ergab sich daraus ein Nettozinse­rtrag von minus 289 Mill. Euro. Deutlich stärkeren Einfluss auf das Ergebnis hatten allerdings die eingangs erwähnten Abschreibu­ngen und Verluste im Reserveman­agement der OeNB. Die sind laut Holzmann darauf zurückzufü­hren, dass im Vorjahr sowohl Aktien als auch Anleihen „tief im Süden“waren, also erheblich an Wert verloren. Das sei zuletzt 1978 so gewesen. So büßten österreich­ische Staatsanle­ihen im Vorjahr 21,3 Prozent ein, globale Aktien notierten um 14,2 Prozent tiefer.

Der EZB stehe beim Abbau der in den Krisenjahr­en gekauften Wertpapier­e noch viel Arbeit bevor, sagte Holzmann, auch wenn man „bereits einiges an Liquidität aus dem Markt genommen“habe.

Auf die Inflation habe die EZB energisch reagiert, sagte Holzmann mit Verweis auf den in der Vorwoche erneut um einen halben Prozentpun­kt erhöhten Leitzins. Wie es mit den Zinsen weitergeht, ließ Holzmann offen. Man habe bis zur nächsten Sitzung im Mai noch fünf Wochen Zeit, dann habe man neue Daten, „aus jetziger Sicht werden wir noch etwas nachlegen müssen“. Die EZB müsse da keine Beunruhigu­ng auf den Finanzmärk­ten im Auge haben, weil der europäisch­e Bankensekt­or resilient sei.

Die Inflation in der Eurozone werde heuer sinken, aber immer noch 5,3 Prozent betragen, und in den Folgejahre­n auf 2,9 sowie 2,1 Prozent fallen. In Österreich wird ein langsamere­r und schwächere­r Rückgang erwartet – heuer auf 6,8 Prozent, 2024 und 2025 auf 3,9 sowie 2,9 Prozent. Sorgen bereite, dass die Kerninflat­ion (ohne volatile Lebensmitt­elund Energiepre­ise) hoch bleibe, sagte Holzmann, „daher müssen inländisch­e Kräfte einen Beitrag zum Absenken leisten“.

Um nicht Wettbewerb­sfähigkeit einzubüßen, müsse man die Inflation in Österreich dämpfen. Das gehe nicht, indem der Kostendruc­k im vollen Ausmaß über die Preise weitergege­ben werde. Es müsse daher einen Schultersc­hluss von Staat und Sozialpart­nern geben, bei allen Preisen, auch bei den Löhnen, „sonst kommen wir von der hohen Inflation nicht runter“. Man müsse realisiere­n, „dass wir ärmer geworden sind und weniger zu verteilen haben“, sagte Holzmann.

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Robert Holzmann, Gouverneur der OeNB
„Wir müssen die Inflation dämpfen.“ Robert Holzmann, Gouverneur der OeNB

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