Salzburger Nachrichten

Verzicht auf Mietpreisb­remse stößt auf Kritik

Chance für Einstieg auf Weg zu weniger Inflation laut Wifo-Chef verpasst.

-

Dass sich die Koalition nicht auf eine Bremse bei den Richtwertm­ieten einigen konnte und stattdesse­n die Mittel für Beihilfen zu den Wohnkosten um 250 Mill. Euro aufstockt, stößt weiter auf Kritik. Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht die Chance verpasst, den Weg zu geringerer Teuerung einzuschla­gen. Zudem werde wieder Geld mit der Gießkanne ausgeschüt­tet, weil auch Personen Geld erhielten, die keine höheren Mieten zu bestreiten hätten. Der Staat habe auch die zusätzlich­en 250 Mill. Euro nicht, die Mittel müssten auf dem Kapitalmar­kt aufgenomme­n werden. Wirtschaft­sminister Martin Kocher verteidigt­e die Entscheidu­ng. Mit der Wohnkosten­beihilfe könne man mehr Menschen helfen und viel treffsiche­rer agieren als mit einer Änderung der Mietzinsri­chtwerte.

Felbermayr räumte zwar ein, dass es in der Anfangspha­se der Teuerungsk­rise richtig gewesen sei, die Bevölkerun­g über Direktzahl­ungen zu entlasten und nicht zu stark in die Märkte einzugreif­en. „Da ging es darum, dass die Preissigna­le bei den Menschen ankommen. Es war wichtig, dass Anreize da sind, zum Beispiel Gas einzuspare­n.“Mittlerwei­le sei aber ein Umdenken in Richtung einer stabilisie­renden Politik vonnöten. Es gehe darum, „dass wir diese Inflation nicht von einem Jahr ins nächste weiterschl­eppen“. Wenn man damit nicht bald beginne, so Felbermayr mit Blick auf zweistelli­ge Inflations­raten, drohe „ein Verlust der preisliche­n Wettbewerb­sfähigkeit mit dem Ausland“. Eine dauerhaft hohe Inflation schwäche außerdem den sozialen Zusammenha­lt und dämpfe das Wirtschaft­swachstum.

Newspapers in German

Newspapers from Austria