Die Fürstin und der Ritter laden zu Blutwurst und Forelle blau
Im Reich Niederöster erheben wackere Streiter ihre Schnitzelmesser, um der Dönermonarchie ein jähes Ende zu bereiten.
Vor einigen Tagen erreichte uns eine Depesche aus dem Osten. Johanna I., die Fürstin des Reichs Niederöster, hat mit ihrem blauen Ritter Udo ein Papier erarbeitet, das den Stolz sämtlicher alteingesessener Wirte ihres Reichs zerbröseln lassen muss. Sie ließ nämlich das gesamte Reich Öster wissen, dass ihre Wirte nur noch dann fähig sind, ihr Einkommen zu sichern, wenn sie finanziell an den Tropf gehängt werden. Das Füllhorn wird freilich nur über jene Wirte ausgeschüttet, die es vortrefflich verstehen, Schnitzel aller Art zu panieren. Der Italiener ums Eck kriegt natürlich nichts. Der Grieche auch nicht. Und der Türke und der Asiate sowieso nicht. Warum nicht? Ganz einfach: Deren Geschäft läuft zumeist klaglos.
Für den alteingesessenen Wirt muss das furchtbar sein. Es ist noch gar nicht lange her, da wurde er vom Finanzamt wegen seiner Kreativität voller Respekt der BMW-Branche zugeordnet: also Bäcker-Metzger-Wirt.
Damit Sie uns nicht falsch verstehen: Wir hier in der Teufelsküche lieben das Wirtshaus und gehen auch gerne oft dorthin. Wir sind allerdings in den Reichen Salzöster und Oberöster daheim, wo der Paradeiser immer noch Tomate heißt. Apropos Paradeiser. Liebe Freunde aus Niederöster, Wienöster und Burgenöster. Diese haben in ganz Deutschöster sowieso nichts verloren. Die stammen aus Lateinamerika, wo sie von den Einwohnern Tomatl genannt wurden. Sie sehen: Es kommt noch viel Arbeit auf die schwarze Fürstin und ihren blauen Ritter zu. Denn sogar die Panier stammt – so lautet eine plausible Theorie – aus Byzanz, wo die mittelmäßig Reichen die Angewohnheit der ziemlich Reichen kopierten, manche Speisen mit Blattgold zu überziehen.
Über sephardische Juden, so schildern es kluge Köpfe, gelangte die goldbraune Panier nach Andalusien, von wo sie nach Oberitalien gebracht wurde. In das Großreich Öster sei sie dann ausgerechnet von dem schneidigen Feldherren Johann Wenzel Graf von Radetzky nach der Schlacht von Custozza gebracht worden. Komponiert wurde der Marsch von Johann Strauß. Dessen Sohn Johann komponierte später den Donauwalzer (Sie wissen schon: „Donau so blau“). Die Donaumonarchie mündete schließlich nach dem Ersten Weltkrieg in den Ständestaat, dieser wurde dem Deutschen Reich einverleibt und heute leben wir in der Dönermonarchie. Kein Wunder, dass Ritter
Udo handeln musste. Es heißt, er plant sogar schon einen Stammtischhunderter, sollte man zum Bier im Wirtshaus eine Forelle blau bestellen. Die Forelle ist ja bekanntlich braun. Erst beim Kochen im eigenen Schleim der Fischhaut färbt sie sich blau. Schwarze Trüffel und Kaviar sind leider nicht traditionell. So bleibt der Fürstin nur die Blutwurst.