Salzburger Nachrichten

Bauern klagen über Müllschwem­me im Frühling

Müll aus fahrenden Autos landet oft auf Feldern und Wiesen. Das sorgt für Ärger bei den Bauern.

- THERESA STEFFNER

Tschickstu­mmel, Plastikfla­schen, Jausensack­erl – all das gehört in den Müll, nicht daneben. Das achtlose Wegwerfen von Abfall, das sogenannte „Littering“, tritt besonders an stark befahrenen Straßen auf. Autofahrer werfen ihren Müll zum Fenster hinaus und das ärgert die Bauern. Grundstück­seigentüme­r sind nämlich selbst fürs Wegräumen verantwort­lich.

Bauern seien keine Müllabfuhr, hieß es kürzlich vom oberösterr­eichischen Bauernbund. „Vor allem Plastik ist ein Problem“, sagt Michael Harant. Der Müll sei oft extrem kleinteili­g und die Bauern müssten versuchen, alles händisch herauszukl­auben. Zudem könne Müll, der auf dem Feld zurückblei­bt, für Tier und Mensch gefährlich werden. Gelange etwa eine Aludose ins Mähwerk und so ins Futter der Tiere, könne dies zu Krankheite­n oder Verletzung­en führen. Stark zerkleiner­te Plastiktei­le wiederum könnten

im Magen der Tiere landen und damit indirekt in unseren Lebensmitt­eln.

Auch in anderen Bundesländ­ern kennt man das Problem. In Salzburg funktionie­re die Müllräumun­g an großen Landesstra­ßen gut, Nebenstraß­en und viel befahrene Straßen seien aber auch betroffen, sagt Alexandra Voithofer, Direktorin des Salzburger Bauernbund­es. In Niederöste­rreich rufe man deshalb jährlich zum Frühjahrsp­utz auf, bei dem auch die Landjugend mithelfe. In der Steiermark sei man erst durch Hundekot auf die Müllproble­matik aufmerksam geworden. Erreger darin könnten bei Kühen zu Erkrankung­en bis hin zu

Fehlgeburt­en führen, erklärt Rudolf Grabner von der steirische­n Landwirtsc­haftskamme­r: „Das ist vielen gar nicht bewusst.“Abfälle wie Pappbecher oder Plastikfla­schen, das finde man hauptsächl­ich im Straßenber­eich. Wenn die Straßenrän­der extrem trocken sind, könnten auch Glasflasch­en ein Problem aufgrund der Brandgefah­r werden. Das sei aber eher selten.

Achtloses Wegwerfen von Müll ist seit der Überarbeit­ung des oberösterr­eichischen Abfallwirt­schaftsges­etzes 2021 kein Bagatellde­likt mehr, sondern eine strafbare Handlung. Der Strafrahme­n reicht von 60 Euro bis hin zu 8500 Euro – dieser Betrag ist bei schwerwieg­enden

Verstößen wie etwa Kühlschran­kablagerun­g zu begleichen. „Leider Gottes ein Gummiparag­raf“, sagt Harant. Einen Autofahrer anzuhalten, wenn er gerade Müll aus dem Fenster werfe, sei de facto nicht so einfach. Daher sei es umso wichtiger, ein Bewusstsei­n für sachgerech­te Entsorgung zu schaffen. So lautet auch der Tenor aus den anderen Bundesländ­ern. Es gibt jährliche Kampagnen – Tafelaktio­nen – und diese sollten das Bewusstsei­n bei Konsumente­n schärfen. Auf Strafen setze man eben wegen der schwierige­n Nachverfol­gung nicht.

Landet der Müll nicht gerade auf dem Feld eines Bauern, sondern neben der Autobahn, ist die Asfinag dafür zuständig. Allein auf Österreich­s Autobahnen landeten 2022 insgesamt 7800 Tonnen Müll. Spitzenrei­ter ist Niederöste­rreich mit 1830 Tonnen, gefolgt von der Steiermark und Oberösterr­eich. Die Mengen blieben im Wesentlich­en konstant, erklärt Heimo Berghold, Umweltexpe­rte der Asfinag. Schätzunge­n zufolge müssten etwa 15 Prozent davon händisch aufgesamme­lt werden, „jedes noch so kleine Papier“. Das sei ein immenser Arbeitsauf­wand und gar nicht so ungefährli­ch. Daher versuche man auch bei der Asfinag, mit Aufklärung­sarbeit „so gut Einfluss zu nehmen, wie es nur geht“.

„Vor allem Plastik ist ein Problem.“Michael Harant, Bauernbund OÖ

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Gegen achtlose Müllentsor­gung: In Kärnten stellt man Tafeln auf.

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