„Vierkanter“: Mieter klagen über Schimmel
Die alte Wohnanlage der Stadt in Salzburg-Lehen harrt der Sanierung. Ab Herbst wird jetzt zumindest endlich das Dachgeschoß ausgebaut.
SALZBURG-STADT. Mieterin Brigitte Schaffer bleibt hartnäckig. Mehrfach hat sie öffentlich auf den Zustand des „Vierkanters“aus dem Jahr 1941 in Salzburg-Lehen hingewiesen. Die denkmalgeschützten Wohnhäuser, in denen unter den Nationalsozialisten Mitarbeiter der Wehrkreisverwaltung wohnten, liegen eingebettet zwischen Tulpenstraße, Nelkenstraße, Rosengasse und Liliengasse. Sie gehören der Stadt. Verwaltet werden sie von der Kommunale gswb Liegenschaftsverwaltung (KgL). Ein Teil der 113 Wohnungen gehört saniert und steht leer, wodurch der Stadt nicht nur dringend benötigter Wohnraum entgeht, sondern auch Mieteinnahmen. Der Innenhof, in dem eigentlich Kinder spielen sollten, gleicht einer geschotterten Gstättn. Sanierungsbedarf bestehe aber auch in den vermieteten Wohnungen, sagen Bewohnerinnen und Bewohner. Sie klagen über modrige Keller, undichte Fenster, feuchte Wände und kalte Böden. „Wie lange müssen wir eigentlich noch warten, bis die Stadt und die KgL endlich etwas unternehmen?“, fragt Schaffer. „Mir tun die Kinder leid, die mit Schimmel leben müssen, das ist unwürdig.“
Schimmel breitet sich auch in der Wohnung von Ibragim und Jamila Yusupov und ihren sechs Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und 18 Jahren aus. „Im Bad, in der Abstellkammer und in der Küche putzen wir den Schimmel immer wieder mit Bürsten und Spezialmitteln weg, aber er kommt immer wieder“, sagt der 39-jährige Familienvater, der mit seinem Ältesten als Monteur für Möbelhäuser arbeitet. Der Schimmel schade der Gesundheit der Kinder. „Unser achtjähriger Sohn hat Asthma und das Baby hustet und hat oft gereizte Augen.“950 Euro bezahlt die Familie für die kleine Vierzimmerwohnung inklusive Strom.
Auch bei Malyuun Ogle, die mit ihrem Mann und drei Söhnen in einer der Wohnungen lebt, gehört Schimmel über dem Fenster neben der Küche und in der Toilette zum Alltag. Schwarz vor Schimmel ist ein kleiner Raum ohne Heizung neben dem Wohnzimmer von Alexander Menschik. „Ich kann hier eine Schwammerlzucht aufmachen“, sagt er. Es sei keine Lösung, wenn die Hausverwaltung den Schimmel ein Mal im Jahr entferne und die Stelle übermale, sagt er. Aus
Protest überweist Menschik nicht mehr die volle Miete.
Nach Jahren des Stillstands kann die KgL jetzt zumindest den Ausbau des Dachgeschoßes in Angriff nehmen, wo nach der bereits erfolgten Anhebung des Dachstuhls 28 neue Wohnungen Platz finden sollen. Der Gemeinderat hat für heuer und für nächstes Jahr je drei Mill. Euro genehmigt, doch Verhandlungen über die Höhe des Pauschalsatzes, den die KgL bzw. die Gswb der Stadt bei Sanierungen für die Bauverwaltung verrechnet, verzögerten den Baubeginn. Das Kontrollamt hatte 2021 die Gebarung der KgL geprüft und empfohlen, über eine Senkung des Pauschalsatzes von zehn Prozent der Nettoherstellungskosten zu verhandeln. Was Baustadträtin Anna Schiester (BL), die seit November 2022 im Amt ist, nun tat.
„Wir haben uns jetzt mit der Gswb für den Lehener Vierkanter auf einen Pauschalsatz von 6,5 Prozent geeinigt“, sagt Schiester. „Im Herbst können wir mit der
Sanierung beginnen.“Es sei mit Gesamtkosten in Höhe von 8,4 Mill. Euro zu rechnen. Das Geld fließe in die Sanierung des Dachs in der Liliengasse 1 bis 7, in den Ausbau für die 28 Dachgeschoßwohnungen und in die Neuherstellung der Außenanlagen.
Die Gswb lenkte zwar beim Vierkanter ein, ansonsten bleibt es bei der Brauchbarmachung von Wohnungen bei zehn Prozent Honorar. „Es wurde unnötig Zeit verschwendet, weil seit November keine Bauaufträge für die Sanierung von 42 stadteigenen Wohnungen erteilt werden konnten“, kritisiert ÖVPKlubchef Christoph Fuchs. Schiester fordert von der KgL, dass sie wie vom Kontrollamt empfohlen ein detailliertes Investitionsprogramm für die städtischen Wohnungen vorlegt. Der Vierkanter müsse Schritt für Schritt saniert werden.
Das Bundesdenkmalamt sei für das äußere Erscheinungsbild und die Stiegenhäuser zuständig, aber nicht für das Innere der Wohnungen, sagt Landeskonservatorin Eva Hody. Es gelte die Ursache für den Schimmel zu klären und zu beheben. „Die KgL soll einen guten Bauphysiker engagieren und dann mit uns Kontakt aufnehmen.“Sie habe der Anhebung des Dachstuhls zugestimmt, um der Stadt zu ermögli
„Die KgL muss den Vierkanter Schritt für Schritt sanieren.“Anna Schiester, Baustadträtin (Bild: SN/RATZER)
chen, neuen Wohnraum unterzubringen. „Es ging uns aber auch darum, einen Anreiz zuschaffen, um den Rest der Anlage zu ertüchtigen.“Die Stadt müsse dafür Mittel zur Verfügung stellen. Es gebe Möglichkeiten, denkmalgeschützte Objekte zu dämmen – etwa Innendämmungen, um kalte Wände abzupuffern.