Am Lungau führt kein Weg vorbei
Wie lockt man Jazzgrößen in den Salzburger Süden? Horst Hofer erzählt von den Anfängen der Lungau Big Band und Plänen zum Jubiläum.
SALZBURG. Schnell ein E-Mail schreiben? Das war in den frühen 1990er-Jahren noch Zukunftsmusik. Wer es sich in den Kopf setzte, Musikgrößen in New York oder Los Angeles zu kontaktieren, musste stattdessen früh aufstehen. „Manchmal habe ich mir den Wecker mitten in der Nacht gestellt“, erzählt Horst Hofer, „damit ich zu einer Uhrzeit anrufen konnte, in der in den USA jemand ans Telefon ging.“
Die Gegend, in die Hofer seine Gesprächspartner locken wollte, war auf der Jazz-Weltkarte damals weitgehend unbekannt. Das hielt Szenestars wie Trompeter Bobby Shew oder später Saxofonist Bob Mintzer und den australischen Multiinstrumentalisten James Morrison aber nicht davon ab, mit der Lungau Big Band zu arbeiten. Die Liste der Gäste, die mit Hofers Formation gespielt hat, ist lang. „Oft waren es persönliche Helden, mit ihnen spielen zu können war für uns immer ein großer Schritt“, erinnert sich der Gründer.
Dass die Lungau Big Band einst sogar mit Trompeter Randy Brecker auf Tour gehen würde, der nicht nur auf ungezählten Jazzplatten, sondern gern auch mit Rockstars wie Bruce Springsteen oder Eric Clapton musizierte, war am 18. Juni 1983 freilich auch noch ein ferner Traum. Mit einem Konzert auf der Burg Mauterndorf begann vor 40 Jahren die Geschichte der Lungauer Jazzinstitution. Aus Studienkollegen,
Tanzmusikern und Mitgliedern der Militärmusik rekrutierte der Trompetenstudent Hofer seine erste Formation. „Es war ein Experiment. Ich war selbst überrascht, dass wir alle Instrumente für eine Big Band zusammenbekommen haben.“
Die klassische Big-Band-Besetzung ist seit dem Debüt konstant geblieben. Der Radius der Lungauer hat sich bald erweitert. Ein Auftritt beim Jazzfestival Montreux 1999 (samt Livealbum) wurde zu einem Meilenstein in der Bandgeschichte. Schon damals fanden sich in der Band immer mehr Jazzprofis. Heute reisen sie für die Projekte längst aus ganz Österreich an: „Vier Musiker kommen noch aus dem Lungau“, erzählt Horst Hofer.
Am Lungau aber führt nie ein Weg vorbei, wenn die Band unterwegs ist: Auch die aktuelle Frühjahrstour endet traditionell mit einem Konzert am Palmsonntag im Festsaal Mauterndorf.
Für das erste von drei Projekten zum 40-jährigen Jubiläum „haben wir uns Nummern und Arrangements vorgenommen, die wir bisher selten gespielt haben“, sagt der Bandgründer. Mit Sängerin Sara De Blue (sie ist mit Hofer auch jeden Montag in der Liveband von „Sport und Talk im Hangar 7“auf Servus TV im Einsatz) liegt der Schwerpunkt auf Soul und Funk. Auch das hat Tradition: Mit Soulstar Tony Momrelle nahmen die Lungauer 2003 und 2007 Alben auf – und landeten damit sogar in der holländischen Hitparade.
Ein weiteres Projekt zum Jubiläumsjahr beschert indes eine späte Premiere: Bei den Salzburger Kulturtagen im Herbst werde die Lungau Big Band mit dem Linzer Bruckner Orchester und Sängerin Chanda Rule im Großen Festspielhaus auftreten. Während Hofer als Trompeter zwischen „Jedermann“-Ensemble, zeitgenössischer Musik und Adventsingen früh auf allen Bühnen
daheim war, sei das Cross-over zwischen Klassik und Jazz in den Anfangszeiten der Big Band keine Selbstverständlichkeit gewesen: „Da hat sich bei einer neuen Veranstaltergeneration viel getan.“
Gekonnt zwischen den Stilen dürfte sich die Formation auch beim dritten Projekt bewegen, mit dem ein lang gehegter
Wunsch in Erfüllung geht, wie Hofer erzählt: „Wir arbeiten an einem Programm mit Hubert von Goisern, in dem wir gemeinsam seine Lieder spielen.“
Live: Lungau Big Band mit Sara De Blue: 24. 3. Braunau; 25. 3. Salzburg Szene; 30. 3. Neukirchen; 31. 3. Goldegg; 2. 4. Mauterndorf.