Salzburger Nachrichten

Zurück zu den Wurzeln

Erstmals beginnt das Palmklang-Festival in der Oberalmer Kirche. Leiter Matthias Schorn achtet darauf, dass danach auch der Humor nicht zu kurz kommt.

- FLORIAN OBERHUMMER

Langeweile ist Matthias Schorn fremd. Der Klarinetti­st war gerade mit den Wiener Philharmon­ikern in Frankreich und Portugal auf Tour, die Aufmerksam­keit gilt bereits seinem Herzenspro­jekt im Heimatort Oberalm: Das Palmklang-Festival hat sich vom Geheimtipp zum Fixpunkt im vorösterli­chen Kulturkale­nder entwickelt. Willi Resetarits, Alfred Brendel, Erika Pluhar und Roland Neuwirth gastierten bereits in der Tennengaue­r Gemeinde – und das Publikum folgte ihnen bereitwill­ig.

In der diesjährig­en Festivalau­flage wolle man zu den Wurzeln zurückkehr­en, erzählt Schorn: „Palmklang ist ja aus einem Blasmusik-Workshop entstanden. Heuer bieten wir wieder Workshops für Mitglieder sämtlicher Blaskapell­en an.“Der Clou dabei: Musiker von Pro Brass und Federspiel leiten zwei Tage den Unterricht. Am 31. März und 1. April konzertier­en die beiden renommiert­en Blasmusik-Formatione­n dann im Winklhof.

Es gehe darum, die Bevölkerun­g Oberalms wieder abzuholen,

sagt der Festivalma­cher. Während vor der Pandemie Stimmen nach einer Expansion des Festivals auf die größere Halleiner Pernerinse­l laut wurden, gilt es jetzt das Publikum zu reaktivier­en. „Wir waren froh, dass Palmklang 2022 nach zwei Jahren Coronapaus­e wieder stattfinde­n konnte. Aber man muss die Leute zum Kulturgenu­ss ermutigen.“

Dazu soll das Salzburger Passionssi­ngen beitragen, das am kommenden Donnerstag erstmals in der Oberalmer Kirche gastiert. Klassische Stücke werden mit alpenländi­scher Volksmusik und Schauspiel verbunden, um die Geschehnis­se rund

um den Tod Jesu zu erzählen. Regelmäßig wechselt dabei die Perspektiv­e, in seine diesjährig­e Schöpfung „In Paradisum“baut Passionssi­ngen-Gründer Josef Radauer auch den Oberalmer Kirchencho­r ein. „Damit wird die Ortsbevölk­erung Teil des Festivals“, sagt Schorn über dieses Festival-„Präludium“.

Der Klarinetti­st gestaltet selbst auch wieder zwei Konzerte mit. Am 1. April musiziert er gemeinsam mit dem Fauré Quartett, einem hochklassi­gen Kammermusi­kensemble. Neben einer Bearbeitun­g von Modest Mussorgski­s berühmten „Bildern einer Ausstellun­g“erklingt auch ein neues

Klarinette­nquintett des finnischen Komponiste­n Jarkko Riihimäki.

Nach diesem Spitzenkon­zert wird am 2. April der 1. April gewisserma­ßen nachgefeie­rt, und zwar mit einem hintersinn­ig-humoristis­chem Künstlertr­effen. „Just fun“habe seine Wurzeln in der Pandemie, erzählt Matthias Schorn: „Mein musikalisc­her Blutsbrude­r Christoph Gigler und ich wollten dem Stillstand im Lockdown etwas entgegense­tzen und streamten eine tägliche Musikstund­e.“Das Witz-Format der beiden Blasmusike­r schlug jedoch unerwartet Wellen und

„Wir wollen die Bevölkerun­g wieder stärker einbinden.“Matthias Schorn, Palmklang-Leiter

führte zu etlichen Konzertanf­ragen. Also haben der Tubist und der Klarinetti­st eine Reihe von Gastmusike­rn wie die Schick Sisters eingeladen, „am Ende wurden wir zu einer musikalisc­hen Patchworkf­amilie“.

Der Geist des „Just fun“-Konzerts werde als Palmklang-Kehraus nun auch Oberalm erfüllen, sagt Matthias Schorn. Nach vier Festivalta­gen soll der Baum, der vor 15 Jahren seine Wurzeln in der Gemeine geschlagen habe, dort noch tiefer verankert sein.

Festival: Palmklang, 30. März bis 2. April, Pfarrkirch­e und Winklhof Oberalm.

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„Just fun“verspricht das Abschlussk­onzert des Festivals am 2. April.

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