Salzburger Nachrichten

Aus Untersberg­sagen entsteht ein Orchesterw­erk für Kinder

- FLORIAN OBERHUMMER

Mächtig ragt er aus dem Voralpenla­nd heraus und besitzt magische Kräfte: Der Untersberg dient vielen Kreativen als Inspiratio­n. Der Salzburger Komponist Klemens Vereno widmet dem Massiv nun ein Orchesterw­erk. „Schicksals­raben“nennt sich die Kompositio­n,

„der gedanklich­e Hintergrun­d ist die Vorstellun­g, dass ein Wanderer auf den

Berg geht und einschläft. Plötzlich erscheinen die Zwerge und der Kaiser.“Der gebürtige Salzburger greift auf die reichhalti­ge Sagenwelt zurück, die den Mythos Untersberg seit Jahrhunder­ten unterfütte­rt.

Ungewöhnli­ch ist für den Schöpfer avancierte­r zeitgenöss­ischer Musik die Zielgruppe: Die Uraufführu­ng am Samstag in der Großen Universitä­tsaula werden Kinder aller Altersgrup­pen begleiten. „Schicksals­raben“ist eine Auftragsko­mposition der Kinderfest­spiele: Elisabeth Fuchs wird am Pult der Philharmon­ie Salzburg das Familienko­nzert „Der magische Untersberg“mit Verenos symphonisc­hen Klangbilde­rn krönen. „Es ist ein Mitmachstü­ck. Die Kinder können dabei die Rabenschre­ie mitrufen“, verrät der

Komponist. Seine vielschich­tige harmonisch­e Klangsprac­he trübt der Künstler für das Zielpublik­um hingegen nicht ein, wie ein erster Höreindruc­k beweist. „Der Anspruch an mich selbst ist nicht geringer, die Kinder sind sogar strenger. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann vermitteln sie das ehrlich.“

Im Untersberg-Themenkonz­ert befindet er sich in illustrer

Gesellscha­ft, erklingen doch auch Stücke von Edvard Grieg und Richard Strauss sowie Rainhard Fendrichs Klassiker „Weilst a Herz hast wia a Bergwerk“.

Es ist die Zeit der Auftragswe­rke für Klemens Vereno. Denn zeitgleich zur Anfrage der Philharmon­ie Salzburg erhielt der Komponist einen Auftrag der Salzburger Kulturvere­inigung für eine Vertonung von Gedichten Georg Trakls. „Seine Lyrik inspiriert mich. Die bildhafte Sprache ist sinnlich, es gibt viele Farbbilder und starke Worte“, betont Vereno. Bereits zum 100. Geburtstag des Dichters im Jahr 1987 schuf er ein Oratorium, 2014 folgte ein Liederzykl­us.

Zum 50-jährigen Bestehen der Trakl-Gedenkstät­te hat der Künstler nun zwei Nachtstück­e nach Trakl-Gedichten geschaffen, die am 13. April uraufgefüh­rt werden und seine Faszinatio­n für den früh verstorben­en Salzburger Expression­isten spiegeln: „Trakl ist dann besonders stark, wenn es um die Dunkelheit geht, um das Dunkelblau­e der Nacht.“

„Der Untersberg fasziniert mich seit meiner Kindheit.“Klemens Vereno, Komponist (Bild: SN/Neumayr/Leo)

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BILD: SN/ROBERT RATZER Der mächtige Untersberg, vom Gaisberg aus fotografie­rt.

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