Aus Untersbergsagen entsteht ein Orchesterwerk für Kinder
Mächtig ragt er aus dem Voralpenland heraus und besitzt magische Kräfte: Der Untersberg dient vielen Kreativen als Inspiration. Der Salzburger Komponist Klemens Vereno widmet dem Massiv nun ein Orchesterwerk. „Schicksalsraben“nennt sich die Komposition,
„der gedankliche Hintergrund ist die Vorstellung, dass ein Wanderer auf den
Berg geht und einschläft. Plötzlich erscheinen die Zwerge und der Kaiser.“Der gebürtige Salzburger greift auf die reichhaltige Sagenwelt zurück, die den Mythos Untersberg seit Jahrhunderten unterfüttert.
Ungewöhnlich ist für den Schöpfer avancierter zeitgenössischer Musik die Zielgruppe: Die Uraufführung am Samstag in der Großen Universitätsaula werden Kinder aller Altersgruppen begleiten. „Schicksalsraben“ist eine Auftragskomposition der Kinderfestspiele: Elisabeth Fuchs wird am Pult der Philharmonie Salzburg das Familienkonzert „Der magische Untersberg“mit Verenos symphonischen Klangbildern krönen. „Es ist ein Mitmachstück. Die Kinder können dabei die Rabenschreie mitrufen“, verrät der
Komponist. Seine vielschichtige harmonische Klangsprache trübt der Künstler für das Zielpublikum hingegen nicht ein, wie ein erster Höreindruck beweist. „Der Anspruch an mich selbst ist nicht geringer, die Kinder sind sogar strenger. Wenn es ihnen nicht gefällt, dann vermitteln sie das ehrlich.“
Im Untersberg-Themenkonzert befindet er sich in illustrer
Gesellschaft, erklingen doch auch Stücke von Edvard Grieg und Richard Strauss sowie Rainhard Fendrichs Klassiker „Weilst a Herz hast wia a Bergwerk“.
Es ist die Zeit der Auftragswerke für Klemens Vereno. Denn zeitgleich zur Anfrage der Philharmonie Salzburg erhielt der Komponist einen Auftrag der Salzburger Kulturvereinigung für eine Vertonung von Gedichten Georg Trakls. „Seine Lyrik inspiriert mich. Die bildhafte Sprache ist sinnlich, es gibt viele Farbbilder und starke Worte“, betont Vereno. Bereits zum 100. Geburtstag des Dichters im Jahr 1987 schuf er ein Oratorium, 2014 folgte ein Liederzyklus.
Zum 50-jährigen Bestehen der Trakl-Gedenkstätte hat der Künstler nun zwei Nachtstücke nach Trakl-Gedichten geschaffen, die am 13. April uraufgeführt werden und seine Faszination für den früh verstorbenen Salzburger Expressionisten spiegeln: „Trakl ist dann besonders stark, wenn es um die Dunkelheit geht, um das Dunkelblaue der Nacht.“
„Der Untersberg fasziniert mich seit meiner Kindheit.“Klemens Vereno, Komponist (Bild: SN/Neumayr/Leo)