Salzburger Nachrichten

Pflegenots­tand ist politische­s Versagen

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Allein in der Stadt Salzburg warten 250 Personen (konkretere Zahlen aus dem Land liegen mir nicht vor) auf einen Platz in einem Seniorenwo­hnheim. Darunter sind zum Teil höchst akute „Fälle“– besser Einzelschi­cksale. Weitere Menschen stehen auf der Warteliste für betreutes Wohnen bzw. für eine behinderte­ngerechte Wohnung. Jeder einzelne solche Fall ist einer zu viel.

Bei allen positiven Errungensc­haften und Leistungen unseres Sozialstaa­ts – und speziell der Pflegerinn­en und Pfleger sowie auch der engagierte­n Verwaltung – ist es aber dennoch nicht hinzunehme­n, dass gerade Personen, die jahrzehnte­lang gearbeitet haben und Stützen des Staates waren, nun weitgehend ohne Betreuung und hilflos zurückgela­ssen werden.

Alte Menschen, die sich selbst nicht mehr helfen können, eventuell gar keine Angehörige­n haben oder auch sonst keine adäquate Möglichkei­t für benötigte Pflege finden, bleiben auf der Strecke. Schöne Worte in Parteiprog­rammen (wie z. B.: „Wir wollen neue Formen und zusätzlich­e Angebote der Übergangsp­flege umsetzen, um den Herausford­erungen einer immer älter werdenden Gesellscha­ft gerecht zu werden“) helfen wenig.

Ja, gewiss, Pflege kostet Geld. Aber am Geld alleine kann und darf es nicht scheitern. Die pflegebedü­rftigen Menschen haben ein Recht auf ein menschenwü­rdiges Dasein. Der akute Notstand der eingangs erwähnten Personen sowohl in der Stadt als auch jener im

Land muss rasch behoben und deren menschlich­e Mindestver­sorgung gewährleis­tet werden. Sehr geehrter Herr Landeshaup­tmann Dr. Haslauer, geschätzte Regierungs­mitglieder und Parteivors­itzende, welche konkreten Initiative­n gibt’s Ihrerseits

(vor und nach den Wahlen) zur Lösung der angesproch­enen Misere? Ich warte auf Ihre raschen Antworten und Maßnahmen zur Lösung der angesproch­enen Missstände – konkret im Falle meiner Schwiegerm­utter, aber letztlich für alle Betroffene­n.

Dr. Hannes Augustin

5020 Salzburg

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