Salzburger Nachrichten

Scholz kündigt Ende des Verbrenner-Streits an

Die Ampelkoali­tion in Berlin muss sich einigen. Paris erleidet Zwischensc­hlappe mit Atom-Wünschen.

- SYLVIA WÖRGETTER

„Wir werden uns einigen. Es wird schon passieren und zwar ziemlich zügig.“So kündigte der deutsche Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am Freitag in Brüssel das bevorstehe­nde Ende des Streits um den Verbrennun­gsmotor an.

Ein Streit, der den EU-Gipfel überschatt­et hatte. Nachdem eine Reihe von Staatsspit­zen ihrem Ärger darüber Luft gemacht hatte, lenkte der deutsche Verkehrsmi­nister Volker Wissing nach deutschen Medienberi­chten offenbar ein. Er stellt demnach die bereits zwischen den EU-Staaten ausverhand­elte Verordnung über das Verbrenner-Aus nicht mehr infrage. Ab 2035 dürfen keine neuen Pkw und Kleinlaste­r mehr zugelassen werden, die Treibhausg­as ausstoßen. Was den Umstieg auf E-Mobilität bedeutet.

Im Gegenzug wird die EU-Kommission den von Wissing verlangten Vorschlag über EFuels vorlegen. Damit soll die Möglichkei­t

geschaffen werden, Autos auch nach 2035 noch mit Verbrennun­gsmotor zuzulassen – sofern technisch sichergest­ellt ist, dass sie ausschließ­lich mit E-Fuels betankt werden können. Bei deren Verbrennun­g entsteht ebenfalls CO2, rechnerisc­h sind sie wegen der Herstellun­g mit Ökostrom aber klimaneutr­al.

Ein entscheide­nder Schritt in der Streitbeil­egung muss am Wochenende in Berlin erfolgen, wenn sich die Ampelkoali­tion zur Klausur trifft – mit den grünen Verbrenner-Gegnern, den liberalen Verbrenner-Freunden und SPDKanzler Scholz dazwischen.

Für kurzzeitig­e Verwirrung auf dem EU-Gipfel in Brüssel hatte übrigens Bundeskanz­ler Karl Nehammer

gesorgt. Und zwar, indem er „viel Zustimmung und Wohlmeinun­g“für die deutsche Position in der Verbrenner­frage geortet hatte. Selbst Frankreich unterstütz­e diese jetzt. Worauf ein Élysée-Beamter klarstellt­e, dass Frankreich­s Position unveränder­t sei: „Wir haben immer gesagt, dass wir nach einer Lösung suchen, aber wir werden beim Datum 2035 nicht nachgeben.“

In einem französisc­hen Hauptanlie­gen, nämlich der Einstufung der Atomkraft als erneuerbar­e Energie, blieb Präsident Emmanuel Macron auf dem Gipfel erfolglos. In der Schlusserk­lärung findet sich kein dahingehen­der Passus. Vor allem Deutschlan­d, Österreich und Luxemburg wehrten sich stets dagegen. Die Einstufung der Atomkraft als erneuerbar würde Frankreich den Zugang zu den Fördertöpf­en öffnen. Die Debatte wird jedoch weitergehe­n.

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BILD: SN/AP IKON

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