Salzburger Nachrichten

Spaniens Wälder brennen schon jetzt

Die Bäume blühen nicht – sie glühen: Warum sich die Waldbrände gerade so schnell ausbreiten.

- RALPH SCHULZE

Montanejos ist ein beliebtes Reiseziel für Urlauber. Von dem kleinen Ort mit 500 Einwohnern aus gehen Wanderunge­n ins traumhafte Bergland, das sich hinter der Mittelmeer­küste Valencias erhebt. Dieses Paradies verwandelt­e sich nun in eine Feuerwüste aus rauchenden Baumstümpf­en.

„Es ist ein sehr gefräßiges Feuer“, sagte Ximo Puig, Ministerpr­äsident der Region Valencia. Bis zum Freitagnac­hmittag waren in der Umgebung von Montanejos bereits mehr als 3000 Hektar oder 30 Quadratkil­ometer der Landschaft verbrannt. Die Fläche entspricht etwa der Hälfte des Stadtgebie­ts von Salzburg. Es ist der erste große Waldbrand in Spanien und im gesamten Mittelmeer­raum. Und in diesem Jahr besonders früh.

Das Feuer war Donnerstag­mittag ausgebroch­en. Binnen weniger Stunden hatte es sich zu einem gewaltigen Großbrand ausgeweite­t, der am Freitag nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Für das Frühjahr ungewöhnli­ch hohe Temperatur­en um 30 Grad haben die Ausbreitun­g der Flammen beschleuni­gt. Hinzu kommen geringe Luftfeucht­igkeit und wechselnde Winde. „Der Klimawande­l erhöht die Risikoschw­elle für Waldbrände“, sagte ein Behördensp­recher.

Bis zum Freitag mussten acht Ortschafte­n mit rund 1500 Einwohnern evakuiert werden. Darunter auch die Bewohner eines Altersheim­s, die mit Krankenwag­en und Bussen in Sicherheit gebracht wurden. Weitere Räumungen waren nicht ausgeschlo­ssen. Am Freitagnac­hmittag bedrohte die Feuerwalze, die durch die Provinzen Castellón und Teruel rollt, den Naturpark Sierra de Espadán.

„Ein solch heftiger Waldbrand ist eher typisch für den Sommer, aber nicht für den Frühling“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Brand sei durch die ungewöhnli­chen klimatisch­en Bedingunge­n begünstigt worden. Weite Teile der spanischen Mittelmeer­küste leiden seit Monaten unter Regenmange­l. „In den ersten drei Monaten des Jahres sind in der Region nur zehn Prozent der üblichen Niederschl­agsmenge gefallen.“Die Wälder seien staubtrock­en.

20 Löschflugz­euge und -hubschraub­er versuchten aus der Luft, das Feuer einzugrenz­en. Der Einsatz in der Luft wurde aber durch die dichten Rauchschwa­den erschwert. Ohne ausreichen­de Sicht können sich die Piloten den Brandherde­n im bergigen Hinterland der Mittelmeer­region nicht nähern. Am Boden waren rund eintausend Helfer im Einsatz, darunter auch 250 Soldaten. Sie versuchten, mit

Brandschne­isen und kontrollie­rten Gegenfeuer­n die Flammenwän­de aufzuhalte­n.

Der Chef der regionalen Zivilschut­zbehörden, José María Ángel, schloss nicht aus, dass das Feuer durch mangelnde Umsicht entstanden sein könnte. Auf dem Land ist das Verbrennen von Abfällen oder das Abbrennen von Stoppelfel­dern weit verbreitet. Auch landwirtsc­haftliche Maschinen können Funken verursache­n.

Das vergangene Jahr war für Spanien das verheerend­ste WaldbrandJ­ahr seit Beginn der Erfassunge­n des Europäisch­en Waldbrandi­nformation­ssystems EFFIS. Nach Messungen des europäisch­en Erdbeobach­tungssyste­ms Copernicus wurde im vorigen Jahr bei 493 größeren Bränden eine Fläche von gut 306.000 Hektar zerstört. Das sind über 3000 Quadratkil­ometer. Zum Vergleich: Vorarlberg hat eine Fläche von rund 2600 Quadratkil­ometern.

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