Spaniens Wälder brennen schon jetzt
Die Bäume blühen nicht – sie glühen: Warum sich die Waldbrände gerade so schnell ausbreiten.
Montanejos ist ein beliebtes Reiseziel für Urlauber. Von dem kleinen Ort mit 500 Einwohnern aus gehen Wanderungen ins traumhafte Bergland, das sich hinter der Mittelmeerküste Valencias erhebt. Dieses Paradies verwandelte sich nun in eine Feuerwüste aus rauchenden Baumstümpfen.
„Es ist ein sehr gefräßiges Feuer“, sagte Ximo Puig, Ministerpräsident der Region Valencia. Bis zum Freitagnachmittag waren in der Umgebung von Montanejos bereits mehr als 3000 Hektar oder 30 Quadratkilometer der Landschaft verbrannt. Die Fläche entspricht etwa der Hälfte des Stadtgebiets von Salzburg. Es ist der erste große Waldbrand in Spanien und im gesamten Mittelmeerraum. Und in diesem Jahr besonders früh.
Das Feuer war Donnerstagmittag ausgebrochen. Binnen weniger Stunden hatte es sich zu einem gewaltigen Großbrand ausgeweitet, der am Freitag nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Für das Frühjahr ungewöhnlich hohe Temperaturen um 30 Grad haben die Ausbreitung der Flammen beschleunigt. Hinzu kommen geringe Luftfeuchtigkeit und wechselnde Winde. „Der Klimawandel erhöht die Risikoschwelle für Waldbrände“, sagte ein Behördensprecher.
Bis zum Freitag mussten acht Ortschaften mit rund 1500 Einwohnern evakuiert werden. Darunter auch die Bewohner eines Altersheims, die mit Krankenwagen und Bussen in Sicherheit gebracht wurden. Weitere Räumungen waren nicht ausgeschlossen. Am Freitagnachmittag bedrohte die Feuerwalze, die durch die Provinzen Castellón und Teruel rollt, den Naturpark Sierra de Espadán.
„Ein solch heftiger Waldbrand ist eher typisch für den Sommer, aber nicht für den Frühling“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Der Brand sei durch die ungewöhnlichen klimatischen Bedingungen begünstigt worden. Weite Teile der spanischen Mittelmeerküste leiden seit Monaten unter Regenmangel. „In den ersten drei Monaten des Jahres sind in der Region nur zehn Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gefallen.“Die Wälder seien staubtrocken.
20 Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten aus der Luft, das Feuer einzugrenzen. Der Einsatz in der Luft wurde aber durch die dichten Rauchschwaden erschwert. Ohne ausreichende Sicht können sich die Piloten den Brandherden im bergigen Hinterland der Mittelmeerregion nicht nähern. Am Boden waren rund eintausend Helfer im Einsatz, darunter auch 250 Soldaten. Sie versuchten, mit
Brandschneisen und kontrollierten Gegenfeuern die Flammenwände aufzuhalten.
Der Chef der regionalen Zivilschutzbehörden, José María Ángel, schloss nicht aus, dass das Feuer durch mangelnde Umsicht entstanden sein könnte. Auf dem Land ist das Verbrennen von Abfällen oder das Abbrennen von Stoppelfeldern weit verbreitet. Auch landwirtschaftliche Maschinen können Funken verursachen.
Das vergangene Jahr war für Spanien das verheerendste WaldbrandJahr seit Beginn der Erfassungen des Europäischen Waldbrandinformationssystems EFFIS. Nach Messungen des europäischen Erdbeobachtungssystems Copernicus wurde im vorigen Jahr bei 493 größeren Bränden eine Fläche von gut 306.000 Hektar zerstört. Das sind über 3000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Vorarlberg hat eine Fläche von rund 2600 Quadratkilometern.