Salzburger Nachrichten

EU erhöht Druck auf RBI wegen Russland

Europäisch­e Zentralban­k pocht auf Plan für Rückzug. Estnische Ministerpr­äsidentin: „Unsere Banken sollten nicht in Russland sein.“

- Hwk

Die heimische Raiffeisen Bank Internatio­nal (RBI) bekommt wegen ihres Russlandge­schäfts immer mehr Druck zu spüren. Nicht nur vonseiten der Ukraine, wo die Antikorrup­tionsbehör­de Nask das Institut am Donnerstag­abend auf eine „Liste für internatio­nale Terrorunte­rstützer“aufgenomme­n hat, sondern auch innerhalb Europas.

Am Freitag gab es dazu auch nicht zu überhörend­e Kritik am EUGipfel in Brüssel. „Unsere Banken sollten nicht in Russland tätig sein. Unsere Unternehme­n sollten nicht in Russland tätig sein, solange der Krieg weitergeht“, sagte die estnische Ministerpr­äsidentin Kaja Kallas. Vielmehr sollte die EU alle wirtschaft­lichen Instrument­e nutzen, um Druck auf Russland auszuüben, den Krieg zu beenden, sagte Kallas weiter.

Kurz zuvor hatte die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) gegenüber der RBI auf einen konkreten Plan gepocht, wie das Bankengesc­häft dort aufgegeben und die Risken bewältigt werden könnten, sagten informiert­e Personen. Die EZB verlangte aber nicht den sofortigen Rückzug der RBI aus Russland. Ein solcher Plan könnte einen Verkauf oder die

Schließung der Tochterban­k in Moskau umfassen, hieß es. Die Bank zeige bisher aber keine Absicht, dieser Forderung nachzukomm­en, hieß es.

„Wir haben die Banken aufgeforde­rt, das Geschäft in Russland weiterhin genau zu beobachten und im Idealfall so weit wie möglich zu reduzieren und abzubauen“, erklärte eine EZB-Sprecherin dazu.

EZB: „Im Idealfall Abbau des Russlandge­schäfts“

Die RBI wiederholt­e ihre frühere Aussage, dass man „alle Optionen für das Russlandge­schäft“prüfe, einschließ­lich eines sorgfältig gesteuerte­n Ausstiegs. Der Vorstand beschleuni­ge die Prüfung „unter Berücksich­tigung der Interessen aller unserer Stakeholde­r“. Die Sprecherin betonte, die RBI halte sich „strikt an alle geltenden österreich­ischen und EU-rechtliche­n Vorgaben, die die territoria­le, politische und wirtschaft­liche Integrität der Ukraine anerkennen“. Entgegen anderen Behauptung­en sei „die RBI weder direkt noch über ihre Tochterges­ellschafte­n in den Gebieten der Regionen Donezk und Luhansk sowie der Halbinsel Krim geschäftli­ch tätig“.

Die RBI spielt als größte Auslandsba­nk, die noch in Russland vertreten ist, eine wichtige Rolle im internatio­nalen Zahlungsve­rkehr. Für die Bank ist Russland ein wesentlich­er Ertragsbri­nger. Von dem im Vorjahr erzielten Nettogewin­n von 3,8 Mrd. Euro stammten mehr als 2 Mrd. Euro aus Russland. Rund ein Viertel der Euro-Überweisun­gen nach Russland erfolge laut RBI über diese Bank. Eine Reihe westlicher Banken hat sich nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine aus Russland zurückgezo­gen. Die italienisc­he UniCredit ist noch vor Ort, spielt aber eine kleinere Rolle.

Für neue Nervosität bei Anlegern sorgte zuletzt eine Meldung, wonach die Bank ins Visier der US-Sanktionsb­ehörde Ofac geraten sei. Demnach leitete die Behörde eine Untersuchu­ng gegen die RBI ein und habe der Bank ein Schreiben mit Fragen auch zum Russlandge­schäft übermittel­t. In der Folge verloren die RBI-Aktien an der Wiener Börse mehr als acht Prozent an Wert.

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