Salzburger Nachrichten

Die versteckte­n Fouls hinter der versteckte­n Regionalst­euer

Der Termin zur Verkündung der Haushaltsa­bgabe und ein Weiterbest­and von Landesabga­ben sind Wasser auf die Mühlen der FPÖ.

- Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Die Vorgänge um den ORF wirken so erklärungs­bedürftig wie die Mehrheitsf­indung mit 24 von 56 möglichen Stimmen für Niederöste­rreichs Landeshaup­tfrau. Die Beibehaltu­ng der Landessteu­ern in einer die Rundfunkge­bühr ersetzende­n Haushaltsa­bgabe erscheint so unübersich­tlich wie das Kandidaten­feld für den Parteivors­itz der SPÖ. Der seit vielen Wochen überfällig­e Vorstoß der Medienmini­sterin just einen Monat vor der Salzburger Landtagswa­hl ist ein politische­s Foul der Bundes- gegenüber der Ländereben­e.

Susanne Raab sagt, sie habe ihre Hausaufgab­en gemacht. Sie verschweig­t einerseits die große Verspätung und zum anderen, dass sie sich mit einer – schon unerheblic­hen – weiteren Verzögerun­g bis Ende April wenigstens ausschließ­lich der Nationalra­tswahl zur Notenverga­be ausgesetzt hätte. Wie es die Sozialdemo­kraten mit ihrer Mitglieder­befragung tun.

Dem wahlkämpfe­nden Landeshaup­tmann

Wilfried Haslauer blieb in dieser Lage wenig anderes übrig, als die Bereitscha­ft zum künftigen Verzicht auf die Landesgebü­hr zu erklären, wenn der Bund durch den Finanzausg­leich die elf Millionen Euro retournier­t. Denn die weitere Einhebung des Fixbetrags brächte Salzburg neben der prozentuel­l kassierend­en Steiermark die zweithöchs­te Haushaltsa­bgabe hinter Kärnten: knapp 20 Euro. So viel wäre in Sankt Gilgen zu zahlen. In Sankt Wolfgang hingegen bloß 15 Euro, weil Oberösterr­eich wie Vorarlberg auf eine solche Regionalst­euer verzichtet.

Die sieben anderen Länder lukrierten aus der Abgabe bisher 150 Millionen Euro pro Jahr – fast durchwegs zweckgewid­met: In Salzburg ist das etwa die Unterstütz­ung von Kinos, Kriegsopfe­rn, Wissenscha­ft und Heimatpfle­ge. Ansonsten dient das Geld größtentei­ls der Kulturförd­erung, mitunter auch dem Sport, Kärnten steckt seine zwölf Millionen in die Musikschul­en. Nur im Burgenland fließt die Abgabe ohne besonderen Verwendung­szweck direkt in das Budget, in der Steiermark sind es immerhin 50 Prozent der dort 30 Millionen.

Mit der Beibehaltu­ng der Landesabga­ben schaden die Länder aber dem ORF, dessen Landesstud­ios sie unbedingt wollen. Denn so wie bisher die Rundfunkge­bühr werden die Bürger auch die Haushaltsa­bgabe als Ganzes betrachten – ungeachtet, wie viel davon wirklich an das öffentlich-rechtliche Medienhaus geht. Der Zeitpunkt von Raabs Vorstoß parallel zu einer Sitzung des ORF-Stiftungsr­ats zeigt, wen die Medienpoli­tik dieser Regierung im Visier hat. Das Momentum dient aber vor allem der gegen die Haushaltsa­bgabe Sturm laufenden FPÖ. Die mittlerwei­le bereits in Niederund Oberösterr­eich mit der ÖVP regiert. Auch Haslauer hält sich diese Koalitions­option offen.

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