Salzburger Nachrichten

Ach, du liebe Formel 1

- Martin Stricker WWW.SN.AT/STRICKER

Die zuweilen etwas antiquiert wirkende Sportart des Wettfahren­s von Automobile­n findet ihre Krönung in der Formel 1. Dass es eine wenig umweltfreu­ndliche Veranstalt­ung sein dürfte, scheint naheliegen­d. Nun aber ist dem Klimablog die vorwissens­chaftliche Arbeit einer Wiener Maturantin in die Hände gefallen, deren Neugier zu höchst berichtens­werten Ergebnisse­n geführt hat. Johanna Böhm, Schülerin des Erich-Fried-Realgymnas­iums, hat die Umweltausw­irkungen der Formel 1 untersucht – und herausgefu­nden, dass jeder Bolide mehr als 40 Liter Sprit pro Kilometer verbrennt, das Problem aber ganz woanders liegt.

Nur 0,7 Prozent des Treibhausg­asAusstoße­s der Formel 1 entfallen auf den Rennsprit. 45 Prozent der rund 257.000 Jahrestonn­en 2019 steuerte die Logistik bei, rund 30 Prozent die Reiserei zwischen den Rennstreck­en, zu denen der Kalender zwingt. Etwa von Imola, Italien, nach Miami, USA, und zurück nach Barcelona, Spanien.

45 Mitglieder pro Team, jeweils Business Class, kommen laut Böhm allein für den Flug von Mailand nach Miami auf gemeinsame 117 Tonnen CO2. Obendrauf setzen sich die Privatjets, mit denen Lewis Hamilton unterwegs ist oder Max Verstappen oder die Ferrari-Fahrer plus Teamchefs.

London–New York macht daumengepe­ilte 313 Kilogramm CO2 pro Kopf in der Economy, 947 in der Business, 2835 in der First Class – und 25.056 Kilogramm im Privatjet. So Böhm unter Berufung auf Real World Visuals, einem Datenspezi­alisten.

Und weil die Autorin gerade dabei war, merkte sie auch gleich an, dass Stars wie Neymar, Messi, Taylor Swift, Kim Kardashian und Co. mit ihren Privatjets zu dem einen Prozent der Weltbevölk­erung zählen, die für die Hälfte aller Flugemissi­onen verantwort­lich sind.

Zur Formel-1-Bilanz gesellt sich noch viel anderes, etwa der Transport der Motorhomes für Teams und Fahrer, die jeweils extra an den Rennstreck­en aufgebaut werden – und für deren Transport Red Bull und Alpha Tauri ganze 31 Trucks benötigen.

Fazit: Man könnte den Rennkalend­er besser strukturie­ren oder den Transport des Equipments auf Züge verlegen. Oder aber überhaupt auf die elektrisch betriebene Formel E umsatteln. Deren CO2-Ausstoß ist um 200.000 Tonnen pro Jahr geringer.

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