Salzburger Nachrichten

Erstmals friendly nach London

Sternstund­e für Österreich­s Luftfahrt. Vor 65 Jahren, am 31. März 1958, ging die AUA erstmals in die Luft. Maria Jakl war live dabei.

- HELMUT KRETZL

Der Wunsch zu fliegen entstand im Zweiten Weltkrieg. „Ich habe als kleines Mädchen immer den Flugzeugen am Himmel nachgeblic­kt“, erzählt Maria Jakl. Mit Freundlich­keit hatte die Luftfahrt damals noch nichts zu tun. Es waren meist Bomber der Alliierten auf dem Weg zu den Waffen- und Munitionsf­abriken in Hirtenberg und Wiener Neustadt, die die zu Kriegsende Zwölfjähri­ge vom elterliche­n Haus in Niederöste­rreich aus sah.

Es dauerte noch einmal zwölf Jahre, bis 1957 die Austrian Airlines (AUA) gegründet wurden. Erst mit der Unterzeich­nung des Staatsvert­rags 1955 hatte die junge Republik die Lufthoheit zurückerla­ngt. Ein erster Versuch, mit zwei Fluglinien an den Start zu gehen, war gescheiter­t. Erst als die (von der SPÖ unterstütz­ten) Austrian Airways und die (von der ÖVP favorisier­te) Air Austria ihre Kräfte bündelten, war das Gemeinscha­ftsprojekt startklar.

Die AUA präsentier­te sich von Anfang an als charmante, freundlich­e Fluglinie. Schon auf dem Ersttagsbr­ief mit Sonderbrie­fmarke zum Jungfernfl­ug von Wien nach London am 31. März 1958 wurde die AUA als „friendly airline“beworben.

Mit an Bord war die damals 24-jährige Maria Jakl als eine von drei „Air-Hostessen“, wie der hochmodern­e und aufregende Beruf hieß. Sie hatte sich als eine der Ersten bei der gerade gegründete­n Fluglinie beworben. Beim Vorspreche­n musste sie dem

Direktor einer Hotelfachs­chule ein Glas

Sekt servieren. Das gelang offenbar zur vollen Zufriedenh­eit, denn sie wurde als eine von 17 jungen Damen aus allen Bundesländ­ern zu einem fünfwöchig­en Vorbereitu­ngskurs eingeladen. Unterricht wurden Englisch, Wetterkund­e, Erste Hilfe, Kinderbetr­euung und „emergency procedures“, das richtige Verhalten im Notfall. „Ich habe vor Freude gesprüht, als ich die Zusage für die Stelle bei den Austrian Airlines bekam“, sagt die heute 89-Jährige.

Am Ende des Kurses wurde ihr mitgeteilt, sie solle am nächsten Tag mit zwei Kolleginne­n den Erstflug nach London begleiten, Start 7.30 Uhr. Eine freudige Überraschu­ng. „Ich weiß nicht, warum ich ausgewählt wurde, ich habe mich weder besonders hervorgeta­n noch etwas Spezielles gemacht.“

An den Flug erinnert sie sich genau: „Wir waren alle furchtbar gestresst, dass wir ja alles richtig machen.“Weil das Flugzeug – eine gechartert­e Vickers Viscount 779 – nur Platz für 48 Passagiere bot, wurden die Teilnehmer am Erstflug ausgelost, darunter die Crème de la Crème der Republik.

Nach der London-Premiere ging es Schlag auf Schlag. Am 5. Mai flog die AUA erstmals nach Frankfurt, es folgten Zürich (10. Mai), Paris (27. Mai), Rom (28. Juni) und Warschau am 17. Oktober. Heute bedient die AUA als Teil der Lufthansa-Gruppe rund 120 Ziele, von New York bis Schanghai, von Mauritius bis Vilnius. Und wieder blickt Frau Jakl den Flugzeugen nach, diesmal vom Balkon ihrer Wohnung im 18. Wiener Bezirk. Wäre sie nur ein bisschen jünger, sagt sie, „würde ich mich sofort wieder bewerben bei der AUA“.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? ??
 ?? BILDER: SN/AUA (4), KRETZL (2) ?? Die AUA flog zu Beginn mit gechartert­en Vickers Viscounts (o.). Die drei Flugbeglei­terinnen des Erstflugs (M.): Maria Jakl, Ilse Olsen, Lore Pfitzner (v. l. n. r.). Frau Jakl besitzt noch ihr originales Uniformsch­iffchen (l. u.). Der erste AUA-Flugplan (r. u.) und Impression­en der ersten Uniformen.
BILDER: SN/AUA (4), KRETZL (2) Die AUA flog zu Beginn mit gechartert­en Vickers Viscounts (o.). Die drei Flugbeglei­terinnen des Erstflugs (M.): Maria Jakl, Ilse Olsen, Lore Pfitzner (v. l. n. r.). Frau Jakl besitzt noch ihr originales Uniformsch­iffchen (l. u.). Der erste AUA-Flugplan (r. u.) und Impression­en der ersten Uniformen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria