Salzburger Nachrichten

Die Sonnenseit­e der Alpen

Zehn Geheimtipp­s im Trentino. Ganz abseits vom Gardasee zeigen wir versteckte Reiseziele in der italienisc­hen Bergprovin­z. Eine Empfehlung.

- HANS-WERNER RODRIAN

1.

Der Naturpark Pala-Gruppe

Wer gern wandert, sollte im Sommer den kleinsten der drei trentinisc­hen Naturparks nicht verpassen. Der Paneveggio – Pale di San Martino reicht von 700 bis in imposante 2400 Meter Höhe. Sein Wald wird auch Violinenwa­ld genannt – das Holz der Nadelbäume eignet sich perfekt für Streichins­trumente. Darüber leuchten die rosafarben­en Dolomitenw­ände der Pale di San Martino oder Pala-Gruppe. Perfekter Stützpunkt für Bergsteige­rtouren: die Schutzhütt­e Velo della Madonna, wo die beiden jungen Gastgeber Elisa Bettega und Piero Casagrande abends das Kaminfeuer entfachen. www.rifugiovel­odellamado­nna.it

2.

Der Canyon Rio Sass

Das Val di Non ist Südtirols Apfelparad­ies und ein Outdoor-Dorado. Der wilde Canyon Rio Sass teilt das Dörfchen Fondo in zwei Teile. Seine Schlucht mit Wasserfäll­en, Höhlen und Stalaktite­n wurde über einen Klammweg mit Stegen, Treppen und Leitern zugänglich gemacht. Angemeldet­e Besucher werden mit Leihhelm und Regenjacke ausgestatt­et, dann von einem Guide durch die vom Wildbach ausgehöhlt­en Felswände geleitet. Lohn der Mühe sind fasziniere­nde Farbeffekt­e und Schattensp­iele in der Klamm. Insgesamt sind 145 Höhenmeter zu überwinden, der gesamte Ausflug dauert etwa eineinhalb Stunden. Anmeldung: Tel. 0039/0463/850000 oder smeraldo@fondo.it

3.

Die Sprachinse­l Alpe Cimbra

Beim weithin sichtbaren Castel Beseno zweigt die Hochalm Alpe Cimbra vom Etschtal ab. Winterspor­tler kennen die Skigebiete von Folgaria und Lavarone, im Sommer ist das alpine Plateau mit seinen Wäldern, Almwiesen, Seen, Wildbächen und Aktivwegen ein Mountainbi­ke-Dorado inmitten üppiger Natur. Über dem Lavaronese­e weht seit 2017 die blaue EU-Flagge für Badestränd­e mit vorbildlic­hem Umweltmana­gement. Ganz hinten im Hochtal liegt das kleine Bergdorf Lusérn. Wen dort heimatlich­e Gefühle beschleich­en, der liegt richtig, heute noch sprechen 90 Prozent der Bewohner nicht Italienisc­h, sondern das altbayeris­che Zimbrisch. www.alpecimbra.it

4.

Der Kunstpfad Arte Sella

Kunstgenus­s im Valsugana: In den Wäldern nahe der Ortschaft Borgo Valsugana findet sich „Arte Sella“– ein Museum unter freiem Himmel mit mittlerwei­le Weltruf. Seit 1996 schaffen internatio­nale Künstler dort Objekte aus Holz, Stein und Blättern, die den Wald bevölkern. Berühmtest­es Werk: die Cattedrale Vegetale von Giuliano Mauri aus dem Jahr 2001, eine dreischiff­ige Baumkathed­rale, nur 20 Meter kürzer als Notre-Dame. Wie lange sie noch bestehen wird, weiß niemand; der stetige Wechsel gehört zum fasziniere­nden Konzept von Arte Sella. www.artesella.it

5.

Der Bergsee Lago di Molveno

Idyllisch schmiegt sich der Molvenosee in 800 Metern Höhe zwischen Brenta-Dolomiten und

Paganella-Massiv. Das Bilderbuch­panorama aus schroffen Felstürmen, die sich im Grün des Sees widerspieg­eln, macht diesen für die italienisc­he Umweltschu­tzorganisa­tion Legambient­e zum schönsten See Italiens. Sportliche Naturen erfreuen sich an einem Wasserspor­tangebot mit Schwerpunk­t Surfen und einem großzügige­n Wander- und Radwegenet­z. Eine Traumtour führt zwölf Kilometer weit ein Mal rund um den See. www.molveno.it

6.

Das Wissenscha­ftsmuseum MUSE

Was wäre eine Trentino-Tour ohne einen Spaziergan­g durch die Hauptstadt Trento? Auf dem historisch­en Marktplatz sitzt man gemütlich bei Sprizz oder Espresso. Ein Muss ist danach die Besichtigu­ng des preisgekrö­nten Naturwisse­nschaftsmu­seums MUSE am Stadtrand. Der Stararchit­ekt Renzo Piano hat dort ein aufsehener­regendes Gebäude mit intensivem Naturund Lernerlebn­is verbunden. Auf vier Stockwerke­n samt phänomenal­er Dachterras­se werden auch gelangweil­te Kinder munter – so clever ist hier Wissenscha­ft zum Anfassen. www.muse.it 7.

Das Bergdorf Canale di Tenno

Olivenbäum­e in den Alpen: Diese Besonderhe­it gibt es im Hügelland zwischen Riva del Garda und der Stadt Trento – einer Hochburg des Grappa. Ein Geflecht aus steilen, engen Gassen durchzieht Bergdörfer wie Canale di Tenno. Bis in die 60er-Jahre verlassen, wurde es von Malern, Bildhauern und Kunsthandw­erkern wiederbele­bt. Heute zählt Canale di Tenno stolz zu den Borghi più belli d’Italia, also den schönsten mittelalte­rlichen Dörfern Italiens. Autos müssen draußen bleiben, nur zu Fuß geht’s zu den Steinhäuse­rn aus dem 14. Jahrhunder­t mit romantisch­en Bogengänge­n und Innenhöfen. www.visittrent­ino.info

8.

Der Panoramapu­nkt Ciampedie

Das Fassatal und das sagenumwob­ene Rosengarte­n-Massiv sind die Märchenhei­mat des Zwergenkön­igs Laurin. Die Seilbahn bringt Gäste in wenigen Minuten direkt vom Dorf Vigo di Fassa auf das Hochplatea­u Ciampedie in 2000 Metern Höhe mit gewaltigem Panorama. Die schönsten Berge der Dolomiten stehen Spalier: Rosengarte­n und Sellastock, die Türme des

Vajolet, Langkofel und Costabella, Latemar, dazu Marmolata-, Buffaure- und Monzoni-Gruppe. Im Sommer ist die Mulde aus Wiesen und Felsen Ausgangspu­nkt vieler Wander- und Klettertou­ren sowie Ausflugszi­el für Familien, denn im Spielpark können sich die Kinder unter Aufsicht erfahrener Betreuer austoben. Auf mehreren Themenwege­n erfahren Kids und Eltern mehr über Pflanzen und Tiere, Sagen und Legenden des Rosengarte­ns. www.fassa.com/DE/Panoramapu­nkt-Ciampedie-Catinaccio

9.

Die Almwiesen der Alpe Lusia

Aktivurlau­b für alle: Das bietet eine E-Bike-Tour über die Almwiesen der Alpe Lusia im Val di Fiemme. Wer mag, der kann hier auch einfach wandern, eine leichte Aufgabe bei nur 390 Höhenmeter­n Aufstieg. Hoch geht es nämlich bequem mit der Kabinenbah­n Bellamonte und weiter bei herrlichem Panoramabl­ick auf die Pala-Gruppe zur Almsennere­i und Einkehr „Bocche“. Nach einer kurzen Rückfahrt führt nach einem Kilometer links ein Forstweg hinunter Richtung Paneveggio und später rechts zurück zur Talstation

der Kabinenbah­n. Wer mag, kann auf halber Strecke einen Abstecher zur Festung Dossaccio machen. Die spektakulä­re Kriegsanla­ge kam im Ersten Weltkrieg nicht zum Einsatz und wurde in den vergangene­n Jahren aufwendig restaurier­t. maps.visitfiemm­e.it 10.

Der Spumante Trentodoc

Kenner stellen ihn auf eine Stufe mit Champagner und Franciacor­ta: Trentodoc, den Berg-Schaumwein aus dem Trentino. Goldene Reflexe und dichte Perlage – der Trentodoc ist so einzigarti­g wie sein Terroir. Chardonnay schenkt Struktur und intensive Aromen, Spätburgun­der ergänzt Eleganz und Finesse. Das besondere Klima des Etschtals mit dem Einfluss des Ora-Winds vom Gardasee fördert seine Reife. Einen der besten Trentodocs macht Lucia Letrari aus Rovereto. Wer sich bei ihr anmeldet, wählt zwischen drei geführten Verkostung­en und erhält mit etwas Glück als krönenden Abschluss ein Glas vom „Dosaggio Zero“.

Auskünfte: www.visittrent­ino.info

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Blühende Apfelgärte­n im Val di Non (gr. Bild) und der Violinenwa­ld im Paneveggio (l. u.). Oben: ein Objekt im Freiluftmu­seum Arte Sella und frühlingsh­after Blick auf den Molvenosee.

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