Salzburger Nachrichten

Leistbares Wohnen in echt

Zwei Beispiele in der Stadt zeigen, warum oft nur Worthülsen übrig bleiben.

- Heidi Huber HEIDI.HUBER@SN.AT

Teuer, teurer, Salzburg: Egal welchen Marktberic­ht man in den vergangene­n Jahren in die Hand genommen hat, das Ergebnis war stets dasselbe. Die Mieten im Steigflug, der Quadratmet­erpreis für Eigentum und Bauland in immer neuen Rekordhöhe­n. Alles eh bekannt, oder?

Vielleicht haben wir uns in Salzburg schon daran gewöhnt – es ist schließlic­h ein guter Fleck zum Leben, und das hat seinen Preis, den sehr viele auch zu bezahlen bereit sind. Und vielleicht hat sich die Politik auch schon daran gewöhnt, ohnehin nichts ändern zu können. Markteingr­iffe sind schließlic­h kein einfaches Unterfange­n. Und die Wohnpoliti­k ist ein Monstrum, das zwischen Bund, Ländern und Gemeinden herumwande­rt. Und trotzdem passiert es gerade wieder: Kein Landtagswa­hlkampf ohne der Forderung nach leistbarem Wohnen. Leistbar – aber für wen? Und wie? Und wann?

Zwei Beispiele aus der Praxis zeigen, warum wir uns nicht allzu große Hoffnungen machen sollten, dass sich nach dem 23. April Gravierend­es ändert. Nehmen wir das größte Wohnobjekt, das die Stadt Salzburg in Lehen besitzt und von einer Gesellscha­ft der GSWB (die zu 100 Prozent Stadt und Land gehört) verwalten lässt. Es ist das Symbol des städtische­n Wohnungsst­illstandes. Seit Ewigkeiten steht der oberste Stock leer, der Rest des Anwesens macht einen traurig-maroden Eindruck. Der Leerstand kostet die Stadt mittlerwei­le mehr als eine halbe Million Euro. Geld zum Sanieren war jahrelang nicht vorhanden. Ab Herbst soll sich das nun ändern, hoffentlic­h. Dabei handelt es sich um städtische Wohnungen, wohlgemerk­t. Wenn die öffentlich­e Hand die einfachste Hebeübung nicht schafft, nämlich ihr eigenes Gebäude zu sanieren, sodass mehr Menschen dort mit vernünftig­en Mieten wohnen können, wer denn dann?

Aber es gibt auch das gut klingende Schlagwort der Nachverdic­htung, mit ganzen Schubladen voller Studien, die Potenziale aufzeigen, wie Brachfläch­en sinnvoll genutzt werden könnten. Ein solcher Vorschlag trat jüngst wieder hervor. Da traute sich doch jemand, einen 3,8 Hektar großen Parkplatz einer Wohnsiedlu­ng infrage zu stellen. Im Nu war der Vorschlag politisch zerrissen. Schon klar: Nachverdic­hten ist ein heikles Terrain. Welcher Mieter ist schon erfreut, wenn ihm die Politik Häuser mit zusätzlich­en Hunderten Wohnungen vorsetzt. Genauso ist die Stadtplanu­ng das reinste Konfliktfe­ld. Hier treffen widersprüc­hliche Interessen aufeinande­r, die nichts für entscheidu­ngsschwach­e oder konfliktsc­heue Stadtpolit­iker sind.

Leistbares Wohnen – ja bitte! Aber nicht auf Plakaten oder als Schlagwort in Wahlprogra­mmen. Sondern in echt.

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