Leistbares Wohnen in echt
Zwei Beispiele in der Stadt zeigen, warum oft nur Worthülsen übrig bleiben.
Teuer, teurer, Salzburg: Egal welchen Marktbericht man in den vergangenen Jahren in die Hand genommen hat, das Ergebnis war stets dasselbe. Die Mieten im Steigflug, der Quadratmeterpreis für Eigentum und Bauland in immer neuen Rekordhöhen. Alles eh bekannt, oder?
Vielleicht haben wir uns in Salzburg schon daran gewöhnt – es ist schließlich ein guter Fleck zum Leben, und das hat seinen Preis, den sehr viele auch zu bezahlen bereit sind. Und vielleicht hat sich die Politik auch schon daran gewöhnt, ohnehin nichts ändern zu können. Markteingriffe sind schließlich kein einfaches Unterfangen. Und die Wohnpolitik ist ein Monstrum, das zwischen Bund, Ländern und Gemeinden herumwandert. Und trotzdem passiert es gerade wieder: Kein Landtagswahlkampf ohne der Forderung nach leistbarem Wohnen. Leistbar – aber für wen? Und wie? Und wann?
Zwei Beispiele aus der Praxis zeigen, warum wir uns nicht allzu große Hoffnungen machen sollten, dass sich nach dem 23. April Gravierendes ändert. Nehmen wir das größte Wohnobjekt, das die Stadt Salzburg in Lehen besitzt und von einer Gesellschaft der GSWB (die zu 100 Prozent Stadt und Land gehört) verwalten lässt. Es ist das Symbol des städtischen Wohnungsstillstandes. Seit Ewigkeiten steht der oberste Stock leer, der Rest des Anwesens macht einen traurig-maroden Eindruck. Der Leerstand kostet die Stadt mittlerweile mehr als eine halbe Million Euro. Geld zum Sanieren war jahrelang nicht vorhanden. Ab Herbst soll sich das nun ändern, hoffentlich. Dabei handelt es sich um städtische Wohnungen, wohlgemerkt. Wenn die öffentliche Hand die einfachste Hebeübung nicht schafft, nämlich ihr eigenes Gebäude zu sanieren, sodass mehr Menschen dort mit vernünftigen Mieten wohnen können, wer denn dann?
Aber es gibt auch das gut klingende Schlagwort der Nachverdichtung, mit ganzen Schubladen voller Studien, die Potenziale aufzeigen, wie Brachflächen sinnvoll genutzt werden könnten. Ein solcher Vorschlag trat jüngst wieder hervor. Da traute sich doch jemand, einen 3,8 Hektar großen Parkplatz einer Wohnsiedlung infrage zu stellen. Im Nu war der Vorschlag politisch zerrissen. Schon klar: Nachverdichten ist ein heikles Terrain. Welcher Mieter ist schon erfreut, wenn ihm die Politik Häuser mit zusätzlichen Hunderten Wohnungen vorsetzt. Genauso ist die Stadtplanung das reinste Konfliktfeld. Hier treffen widersprüchliche Interessen aufeinander, die nichts für entscheidungsschwache oder konfliktscheue Stadtpolitiker sind.
Leistbares Wohnen – ja bitte! Aber nicht auf Plakaten oder als Schlagwort in Wahlprogrammen. Sondern in echt.