„Gelbwesten“im Einsatz für Frösche und Kröten
Viele tote Amphibien meldeten die Anrainer des Goldegger Sees. Das Land reagierte und errichtete eine betreute „Wanderstrecke“. Freiwillige helfen mit.
GOLDEGG. Mit großen Augen bestaunen die Kinder die Erdkröte in der Hand von Johannes Reitsamer. Der erklärt: „Ein Grasfrosch wäre schon davongehüpft, Kröten gehen es gemütlicher an.“
Reitsamer arbeitet in der Naturschutzabteilung des Landes. Er und Kollegin Maria Jerabek bringen am Freitagmorgen gemeinsam mit den Kindern des örtlichen Waldkindergartens 161 Erdkröten sicher in den Goldegger See. Alle Froschklauber sind in gelbe Warnwesten gekleidet, denn der Verkehr an der Uferstraße ist beträchtlich. „Man kann sagen, dass die Tiere, die wir so transportieren, sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit von Autos getötet werden würden“, sagt Jerabek. Ein Frosch müsse nicht unter einen Reifen kommen, es reiche, wenn ein Fahrzeug mit mehr als 30 km/h über das Tier hinwegfahre. „Dann platzt er.“
Im Pongauer Dorf befindet sich eine von rund 100 betreuten Amphibien-Wanderstrecken des Landes. Im Vorjahr wurde sie erstmals bespielt, nachdem sich die Hinweise auf totgefahrene Amphibien gehäuft hatten.
Seit einigen Tagen haben die Froschklauber Hochsaison. „Wir können das recht gut voraussagen. Nach den ersten aufeinanderfolgenden Nächten mit Temperaturen über vier Grad geht es los“, sagt Johannes Reitsamer. Die Amphibien beenden ihren Winterschlaf und machen sich auf den Weg zum nächsten Laichgewässer.
Ein vorübergehend errichteter Zaun zwischen Wald und Straße hält sie auf, die Tiere landen in Kübeln. Jeden Morgen gilt es die Amphibien zu befreien und in den See zu tragen. Je nach Witterung dauert die „Krötenwanderung“vier bis sechs Wochen.
Unter der Organisation des Landes sind in Salzburg bis zu 300 Kräfte am Werk, neben Mitarbeitern von Bauhöfen und Straßenmeistereien viele Freiwillige. „Teils sind es Pensionisten, aber auch Menschen, die das vor der Arbeit machen. Es sind sicher 150 freiwillige Helfer“, sagt Reitsamer. Die jüngste Statistik aus dem Jahr 2021 weist 28.000 über die Straße getragene Amphibien aus. Neben Erdkröten auch Gras-, Spring, Laub- und Wasserfrösche,
Berg-, Kamm- und Teichmolche, Feuersalamander, Blindschleichen, Zauneidechsen und Ringelnattern.
Die betreute Amphibienwanderung funktioniere in Salzburg gut, sagt Reitsamer, die insgesamt stark sinkende Population von Amphibien bereite jedoch Sorgen. Genaue Zahlen gebe es nicht, aber deutliche Rückgänge an den Wanderstrecken seien ein klares Indiz. Grasfrösche und Kammmolche seien besonders stark dezimiert.
Es gehe nicht darum, ob man ein Faible für die Tiere habe. „Sie spielen eine wichtige Rolle an der Basis der Nahrungskette“, sagt Maria Jerabek. Lebensräume würden knapp, die Trockenlegung der Landschaft sei ein großes Problem. „Wir müssen als Gesellschaft auf die Destabilisierung des Ökosystems reagieren.“Bewusstseinsbildung sei zentral, bei den Goldegger Kindergartenkindern ist das schon gelungen.
Sinkende Population bereitet Sorgen