Streik stoppt Bahn- und Flugverkehr
Hunderte Verbindungen fallen aus. ÖBB und Airlines empfehlen Verzicht auf Reisen und gute Vorinformation.
Der breit angelegte landesweite Warnstreik in Deutschland am Montag (von 0.00 bis 24.00 Uhr) betrifft auch Verbindungen nach und in Österreich massiv, sowohl auf der Schiene als auch in der Luft. Zugverbindungen von und nach Deutschland fallen entweder vollständig aus oder sie werden kurz geführt, teilten die ÖBB im Vorfeld mit. Unter anderem sind alle Zugverbindungen über das Deutsche Eck betroffen. Alle Railjet- und Railjet-Express-Verbindungen (RJ und RJX), die planmäßig über das Deutsche Eck fahren, enden und beginnen beim Salzburger Hauptbahnhof beziehungsweise in Kufstein.
Die ÖBB richten einen Pendelverkehr im Zweistundentakt zwischen Salzburg und Wörgl ein, damit kann sich die Fahrzeit um bis zu drei Stunden verlängern. Die RJX-Züge von oder nach München beginnen und enden an diesem Tag in Salzburg, die Intercity- und IntercityExpress-Züge (IC bzw. ICE) von und nach Passau müssen komplett entfallen, teilten die ÖBB mit.
Auch Nachtzugverbindungen sind von den Streiks betroffen. Die Nachtzugstrecken Wien–Bregenz (NJ 446, NJ 447), Wien–Zürich (NJ 466, NJ 467) und Budapest–Zürich (EN 40462, EN 40467) werden umgeleitet, was die Fahrzeit verlängern dürfte. Sämtliche andere Nachtzüge und Euronight-Verbindungen, die von, nach oder über Deutschland geführt werden, müssten den ÖBB zufolge komplett oder auf einzelnen Streckenabschnitten entfallen. Die Beeinträchtigungen auf diesen Strecken könnten auch noch bis in die Nacht von Dienstag auf Mittwoch andauern.
Generell wird geraten, alle nicht dringend notwendigen Reisen nach Möglichkeit zu verschieben. Sollte das nicht möglich sein, empfiehlt sich dringend eine Nachfrage, ob und wie die Verbindung durchgeführt werden kann. Dafür stehen unter anderem die ÖBB-Website unter www.oebb.at oder das Kundentelefon unter der Nummer 05-1717-0 zur Verfügung.
Tickets, die wegen des Streiks nicht verwendet werden können, würden von der Bahn kostenlos storniert und rückerstattet werden.
Im grenzüberschreitenden Nahverkehr komme es zu Kurzführungen. In Salzburg beginnen und enden die Züge der Linie S3 Richtung Freilassing in Salzburg-Liefering, die Linie S2 beginnt und endet am Hauptbahnhof Salzburg. Ähnliche Einschränkungen gibt es für Strecken in Oberösterreich, Tirol oder Vorarlberg.
Außer Bahnverbindungen ist auch eine Reihe von Flugverbindungen von den Streiks betroffen. Laut Flughafen Wien fallen am
Montag insgesamt 54 von 91 geplanten Flügen von und nach Deutschland aus, konkret sind es 27 Hinund Rückflüge nach Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg und Köln. Das ist knapp ein Zehntel der täglich rund 600 Flüge von und nach Wien.
Bereits am Sonntag sollten alle zwölf Flüge zwischen Wien und München ausfallen. Verbindungen von und nach Deutschland werden auch an anderen Flughäfen im Land ausfallen, konkret in Salzburg, Innsbruck, Linz und Klagenfurt.
Zugleich dürften etliche geplante Charterflüge aus Urlaubsdestinationen ersatzweise zu nahe gelegenen Flughäfen umgeleitet werden. Das betrifft auch den Salzburg Airport. „Eine Reihe von Veranstaltern haben bei uns angefragt“, sagt der Sprecher des Salzburg Airports, Alexander Klaus. Die Lage entwickle sich dynamisch, „die Situation ändert sich stündlich“.
Grundsätzlich sei der Flughafen Salzburg „flexibel und auf Abruf“. Am Sonntagnachmittag zeichnete sich ab, dass knapp ein Dutzend Urlaubsflüge von Eurowings, TuiFly oder der polnischen Enter Air aus Las Palmas, Arrecife, Fuerteventura und vom ungarischen Debrecen von München nach Salzburg umgeleitet und hier zum Teil auch bis Dienstagfrüh stationiert werden.
Mit einem Chaos am Flughafen Salzburg am Montag rechnet Klaus jedenfalls nicht. „Die Verständigungssysteme der Airlines sind sehr gut“, Reisende könnten auf kurzem Wege elektronisch oder telefonisch über Änderungen bei ihren Flügen erreicht und informiert werden.
Verstärkt werden die zu erwartenden Beeinträchtigungen im Reiseverkehr am Montag noch dadurch, dass auch in Frankreich Streiks die Luftfahrt treffen werden. Dazu kommen noch technische
Störungen bei der deutschen Lufthansa. Dadurch seien der Check-in über die Internetseite der Fluggesellschaft sowie am Schalter und auch das Boarding am Frankfurter Flughafen selbst erheblich eingeschränkt. In der Folge werde es auch aus diesem Grund zu Flugstreichungen und Verspätungen kommen.
Um die Situation zu entlasten, haben am Sonntag mehrere deutsche Bundesländer darauf verzichtet, das bestehende Fahrverbot für Lastwagen durchzusetzen. Damit können Gütertransporte bei Bedarf schon vorgezogen werden. Nordrhein-Westfalen,
„Veranstalter leiten Flüge von München zum Flughafen Salzburg um.“Alexander Klaus, Airport-Sprecher „Das kommt einem Generalstreik schon ziemlich nahe.“Gerd Landsberg, Dt. Städtebund
Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern haben angekündigt, das Sonntagsfahrverbot für Lkw diesmal aufzuheben oder nicht zu kontrollieren. Für diese Ausnahme hatten sich zuvor Spediteure, der Handel und auch der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) starkgemacht.
Vom großen Verkehrsstreik betroffen sind hauptsächlich BahnFernverbindungen. Der Fährverkehr von und zu den sieben Ostfriesischen Inseln soll nicht beeinträchtigt sein und laut den Onlinefahrplänen der Fährgesellschaften regulär stattfinden. Weil aber mit erheblichen Störungen im Bahnverkehr zu den Fähranlegern zu rechnen ist, haben manche Anbieter Buchungen für Fährfahrten von Montag auf Sonntag vorverlegt, teilte eine Sprecherin mit.
Während manche den Streik verurteilen – er reiche weit über einen Warnstreik hinaus und komme einem Generalstreik ziemlich nahe, sagt etwa der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg –, zeigen aber viele Menschen Verständnis für die Anliegen der Streikenden. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, dass rund 55 Prozent der Befragten den gemeinsamen Arbeitskampf der Gewerkschaften Verdi und EVG für „eher“oder „voll und ganz“gerechtfertigt halten. Dem standen 38 Prozent gegenüber, die die Aktion für „eher nicht“oder „gar nicht“gerechtfertigt halten. Weitere acht Prozent machten keine Angaben.