Warum es die FPÖ-Kandidatin auf Spießer abgesehen hat
GROSSGMAIN. Einen Ausgangsschein, um im Gemeindegebiet Großgmains offiziell auf die Pirsch zu gehen, hat die Spitzenkandidatin der FPÖ und Vize-Bgm. von Großgmain, Marlene Svazek, nicht. „Ich stehe noch auf der Anwärterinnenliste“, sagt die 30Jährige. Den Hochstand darf sie trotzdem besteigen – „wir schauen ja nur“. Die Jagdflinte bleibt ohnehin daheim – „es ist Schonzeit bis 1. Mai“. Svazek trägt Grün mit Hut, vorm Körper baumelt das Fernglas. Die Bewährungsprobe hat die Jagdscheinbesitzerin schon absolviert. „Es hat Tradition, dass man in der Gemeinde als Jungjäger einen Knöpfler oder Spießer, also einen Bock der Klasse 3, schießen darf.“
Jäger gebe es in der Familie der Berufspolitikerin, jedoch nicht in Salzburg. „Ich habe den Jagdkurs aus Eigenantrieb gemacht.“An der Jagd schätze sie „das Rausgehen“und „das Genießen der Ruhe“. Auch das Smartphone hat dann eine Pause. Darüber hinaus „kennt der Wald keine Massentierhaltung“– es sei ein gutes Gefühl zu wissen, wo das eigene Fleisch herkomme. Der erste Schuss sei ein „besonderes Erlebnis“
gewesen. Im Jagdkurs lerne man viel Theorie – „Natur ist aber ganz etwas anderes und man merkt schnell, dass man eigentlich nichts weiß.“Auf eine Großwildjagd in Afrika ziehe es sie nicht. „Wir dürfen darüber aber nicht urteilen, auch Österreich lebt vom Jagdtourismus.“
Am Hochsitz wird schnell klar, „das mit dem Anpirschen hat nicht funktioniert“. Weit und breit kein Rotwild, Fuchs, Wolf, Feldhase oder Reh. „Den Wolf werden wir irgendwann als jagbare Wildart ins Gesetz aufnehmen, mit Schuss- und Schonzeiten“, sagt Svazek. Ist Abwarten nicht auch die beste Wahlkampfstrategie der FPÖ? „Ich möchte ja nicht gewählt werden, weil alle anderen so schlecht sind.“Sind die größte Gefahr der Blauen nicht die eigenen Mitglieder? „Ja, aber das trifft wohl auf jede Partei zu.“Bei so vielen Mitgliedern könne immer was passieren. Den IbizaSkandal habe die FPÖ verarbeitet: „Wir haben im Gegenteil zur ÖVP einen schnellen Schnitt gemacht.“
Flügel gebe es in der Salzburger FPÖ nicht. Man sei homogen, habe aber unterschiedliche Präferenzen,
was eine Koalitionsform betreffe. „Einige tendieren zur ÖVP, andere zur SPÖ.“Svazek sieht sich weniger im „roten Lager“als im schwarzen: „Ich war auch in der Landjugend aktiv und habe mich auch einst bei der ÖVP für ein Praktikum beworben.“
Das Nationale trage Svazek beim Thema Umweltschutz in sich: „Das, was vor der Haustür liegt, können wir beeinflussen.“Das Weltklima könne man aber nicht verändern, selbst „wenn wir alle ein E-Auto fahren“. Gespalten ist das Verhältnis der FPÖ zum Thema Migration. Wäre in Zeiten des Personalmangels nicht ein Umdenken notwendig? „Dafür bräuchte es eine Migrationspolitik.“Momentan gehe es nur um Zuwanderung durch Asyl. „Ich verwehre mich nicht zu diskutieren, was wir machen können, um es Fachkräften zu ermöglichen, zu uns zu kommen.“
Als Wahlbeisitzerin wird man Svazek diesmal nicht in Großgmain antreffen: „Das mach ich zwar gerne, halte ich aber nervlich nicht mehr aus.“Die Anspannung bis zur ersten Hochrechnung sei zu groß. Der Blick durchs Fernglas zeigt noch immer nichts. „Na ja – dann werden wir abbaumen“, sagt Svazek.