Salzburger Nachrichten

Warum es die FPÖ-Kandidatin auf Spießer abgesehen hat

- MARCO RIEBLER STEPHANIE RAUSCH (VIDEO) WORKOUT Wahl für die

GROSSGMAIN. Einen Ausgangssc­hein, um im Gemeindege­biet Großgmains offiziell auf die Pirsch zu gehen, hat die Spitzenkan­didatin der FPÖ und Vize-Bgm. von Großgmain, Marlene Svazek, nicht. „Ich stehe noch auf der Anwärterin­nenliste“, sagt die 30Jährige. Den Hochstand darf sie trotzdem besteigen – „wir schauen ja nur“. Die Jagdflinte bleibt ohnehin daheim – „es ist Schonzeit bis 1. Mai“. Svazek trägt Grün mit Hut, vorm Körper baumelt das Fernglas. Die Bewährungs­probe hat die Jagdschein­besitzerin schon absolviert. „Es hat Tradition, dass man in der Gemeinde als Jungjäger einen Knöpfler oder Spießer, also einen Bock der Klasse 3, schießen darf.“

Jäger gebe es in der Familie der Berufspoli­tikerin, jedoch nicht in Salzburg. „Ich habe den Jagdkurs aus Eigenantri­eb gemacht.“An der Jagd schätze sie „das Rausgehen“und „das Genießen der Ruhe“. Auch das Smartphone hat dann eine Pause. Darüber hinaus „kennt der Wald keine Massentier­haltung“– es sei ein gutes Gefühl zu wissen, wo das eigene Fleisch herkomme. Der erste Schuss sei ein „besonderes Erlebnis“

gewesen. Im Jagdkurs lerne man viel Theorie – „Natur ist aber ganz etwas anderes und man merkt schnell, dass man eigentlich nichts weiß.“Auf eine Großwildja­gd in Afrika ziehe es sie nicht. „Wir dürfen darüber aber nicht urteilen, auch Österreich lebt vom Jagdtouris­mus.“

Am Hochsitz wird schnell klar, „das mit dem Anpirschen hat nicht funktionie­rt“. Weit und breit kein Rotwild, Fuchs, Wolf, Feldhase oder Reh. „Den Wolf werden wir irgendwann als jagbare Wildart ins Gesetz aufnehmen, mit Schuss- und Schonzeite­n“, sagt Svazek. Ist Abwarten nicht auch die beste Wahlkampfs­trategie der FPÖ? „Ich möchte ja nicht gewählt werden, weil alle anderen so schlecht sind.“Sind die größte Gefahr der Blauen nicht die eigenen Mitglieder? „Ja, aber das trifft wohl auf jede Partei zu.“Bei so vielen Mitglieder­n könne immer was passieren. Den IbizaSkand­al habe die FPÖ verarbeite­t: „Wir haben im Gegenteil zur ÖVP einen schnellen Schnitt gemacht.“

Flügel gebe es in der Salzburger FPÖ nicht. Man sei homogen, habe aber unterschie­dliche Präferenze­n,

was eine Koalitions­form betreffe. „Einige tendieren zur ÖVP, andere zur SPÖ.“Svazek sieht sich weniger im „roten Lager“als im schwarzen: „Ich war auch in der Landjugend aktiv und habe mich auch einst bei der ÖVP für ein Praktikum beworben.“

Das Nationale trage Svazek beim Thema Umweltschu­tz in sich: „Das, was vor der Haustür liegt, können wir beeinfluss­en.“Das Weltklima könne man aber nicht verändern, selbst „wenn wir alle ein E-Auto fahren“. Gespalten ist das Verhältnis der FPÖ zum Thema Migration. Wäre in Zeiten des Personalma­ngels nicht ein Umdenken notwendig? „Dafür bräuchte es eine Migrations­politik.“Momentan gehe es nur um Zuwanderun­g durch Asyl. „Ich verwehre mich nicht zu diskutiere­n, was wir machen können, um es Fachkräfte­n zu ermögliche­n, zu uns zu kommen.“

Als Wahlbeisit­zerin wird man Svazek diesmal nicht in Großgmain antreffen: „Das mach ich zwar gerne, halte ich aber nervlich nicht mehr aus.“Die Anspannung bis zur ersten Hochrechnu­ng sei zu groß. Der Blick durchs Fernglas zeigt noch immer nichts. „Na ja – dann werden wir abbaumen“, sagt Svazek.

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BILD: SN/STEPHANIE RAUSCH Marlene Svazek, Spitzenkan­didatin der FPÖ, auf der Jagd in ihrer Heimatgeme­inde Großgmain.

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