Salzburger Nachrichten

„Jeder andere hätte auch so gehandelt“

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Am Freitag stürzte ein Deutscher an seinem Geburtstag von der Piste und wäre fast gestorben. Durch Zufall entdeckte ihn ein Bergretter und Polizist.

WERFENWENG. Als Polizist und Bergretter kennt Stefan Koller Notfallsit­uationen, in denen schnell gehandelt werden muss. „Bei einer privaten Skitour hätte ich aber nicht damit gerechnet“, sagt der 27-Jährige aus Werfen.

Am Freitag startete der Polizist nach Dienstschl­uss von der Talstation im Skigebiet Werfenweng zu einer Skitour auf den Bischling. Lange war er nicht unterwegs, als er plötzlich einen Mann im Graben der Piste liegen sah. „Ich bin ganz außen am rechten Pistenrand gegangen, weil da die Schneeverh­ältnisse noch am besten waren“, sagt der 27-Jährige, der auch im Sportleist­ungskader der Polizei ist. „Durch Zufall habe ich in den Graben neben der Piste geschaut.“Dort entdeckte er den 54-jährigen Snowboarde­r.

Ein Skigast aus Deutschlan­d war wohl am Ende eines Steilhangs im bereits flachen Terrain bei einem Rechtsschw­ung über den Pistenrand gestürzt. Dabei kam er auf die bereits apere Wiese und stürzte einen Abhang hinunter, heißt es im Bericht der Polizei. Der Winterspor­tler aus Baden-Württember­g prallte gegen einen Wurzelstoc­k. Mit schweren Verletzung­en an den

„Nur durch Zufall habe ich nach rechts in den Graben geschaut.“Stefan Koller, Polizist und Bergretter

Beinen, schweren Prellungen am Oberkörper sowie einer Gehirnersc­hütterung blieb er einige Meter unterhalb der Piste liegen – ohne dass er von einem anderen Winterspor­tler bemerkt worden wäre. „An der Stelle ist es bereits flacher“, sagt auch Stefan Koller. „Deswegen bleiben Skifahrer dort eigentlich nicht stehen.“

Der Verunglück­te habe aus dem Graben um Hilfe gerufen, doch gehört wurde er von der Piste aus nicht. „Als ich ihn entdeckt habe, bin ich sofort die fünf bis acht Meter abgestiege­n.“Der Mann sei zu diesem Zeitpunkt ansprechba­r gewesen, auch wenn er sehr geschwächt gewirkt habe. Koller ist seit acht Jahren Mitglied bei der Bergrettun­g und seit einem halben Jahr Einsatzlei­ter der Ortsstelle in Werfen. Am Freitagnac­hmittag wusste er daher gleich, wie zu handeln war. Koller leistete Erste Hilfe und alarmierte sofort die Rettung. Ein Hubschraub­er brachte den Verunglück­ten schließlic­h ins Klinikum Schwarzach.

Für Koller sei es eine Selbstvers­tändlichke­it gewesen, dem Snowboarde­r zu helfen. „Das machen alle Polizisten jeden Tag im Einsatz. Für mich ist es eine Berufung bei der Polizei zu arbeiten, jeder andere hätte auch so gehandelt.“Die Alpinpoliz­isten rekonstrui­erten den Unfallherg­ang, Fremdversc­hulden ist auszuschli­eßen. „Aufgrund der schweren Verletzung­en wäre der Snowboarde­r ohne die Hilfe des Polizisten an seinem 54. Geburtstag mit ziemlicher Sicherheit verstorben“, heißt es im Bericht der Polizei.

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BILD: SN/PRIVAT In seiner Freizeit geht Stefan Koller viele Skitouren, wie hier auf den Hocharn. Am Freitag rettete er bei einer Tour auf den Bischling einem Deutschen das Leben.

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