Was hinter fairem Salzburg-Kaffee steckt
Die Stadt Salzburg hat jetzt einen eigenen Bio-Fairtrade-Kaffee. Doch woher kommt dieser Kaffee und was macht ihn zu einem fairen Produkt?
KÖSTENDORF. „Da ist einer“, sagt EZA-Mitarbeiterin und FairtradeBotschafterin Karin Hörmanseder. Sie zeigt auf einen Sack Rohkaffee im Lager der EZA Fairer Handel GmbH in Köstendorf. „European Preparation, Origen Ciasfa“steht dort aufgedruckt. Ciasfa, eine Kooperative in La Unión in Guatemala, besteht seit 1988 und wurde von EZA mitaufgebaut. 140 Mitglieder – die Hälfte davon Frauen – bauen dort Kaffee an und exportieren jährlich einen Container konventionellen sowie zwei Container Biokaffee. Letztere importiere die EZA, erklärt Marketingleiterin Laura Laban. Ein Teil davon landet – mit Kaffee weiterer EZA-Partnerkooperativen in Mexiko und Nicaragua – im „Bio Fairtrade Salzburg Kaffee“. Der Spezialitätenkaffee wird ab Ende April in Salzburger Weltläden um 5,99 Euro (250 Gramm) erhältlich sein. „Wir wollen damit unterstreichen, wie wir als Stadt zum Fairtrade-Gedanken stehen“, sagt FairtradeBeauftragte Hilde Wanner.
Bevor der Rohkaffee per Lkw die Strecke zum Hafen Santo Tomás de Castilla und von dort per Containerschiff innerhalb von drei Wochen nach Antwerpen transportiert wird, sind viele Arbeitsschritte und mehrere Waschvorgänge vor Ort nötig. Geerntet wird von Hand und in vier Durchgängen. In jeder Kaffeekirsche befinden sich zwei Bohnen. Sie werden gereinigt, fermentiert und nach dem Trocknen maschinell von Silberhäutchen und Pergamenthaut befreit. Anschließend wird der Rohkaffee
verpackt und verschifft. Nach der Ankunft im Hafen von Antwerpen nimmt der Kaffee verschiedene Wege – entweder wird er für EZA dort eingelagert oder nach Belgien transportiert, wo sich eine von fünf großen Partnerröstereien der EZA befindet. Oder der Kaffee kommt per Lkw nach Köstendorf und wird bei Bedarf in die Naturkaffee-Rösterei in den Biocampus in Seeham gebracht. Dort werden limitierte Kaffee-Editionen wie der „Bio Fairtrade Salzburg Kaffee“geröstet und verpackt.
„Fair“ist der Kaffee, weil es vertraglich fixierte Abnahmemengen gibt und die Bauern den von Fairtrade international festgelegten Mindestpreis von derzeit 1,40 US-Dollar pro Pfund erhalten. Er fungiert als „Sicherheitsnetz“im Auf und Ab des Börsenpreises. „Liegt der Börsenpreis so wie jetzt über dem Fairtrade-Mindestpreis, zahlen wir den höheren Börsenpreis“, sagt
Karin Hörmanseder. Zusätzlich zahlt EZA den Kooperativen pro Pfund 0,20 US-Dollar Fairtradeund 0,30 US-Dollar Bioprämie.
Die Stadt Salzburg ist seit zehn Jahren eine von mittlerweile zwölf Salzburger Fairtrade-Gemeinden. Die höchste Dichte herrscht im Lungau, wo sechs von 15 Gemeinden eine Fairtrade-Resolution
„Der Fairtrade-Kaffee der Stadt Salzburg soll ein Signal nach außen sein.“Hilde Wanner, Fairtrade-Beauftragte
verabschiedet haben. Und: Zum vierten Mal seit 2020 gibt es eine Lungau-Edition eines fairen Biokaffees. Bei den verwendeten Bohnen handelt es sich um die gleiche Mischung wie beim „Coffee for Future“von EZA. Die Produzenten, eine Genossenschaft in Uganda und die Kleinbauernorganisation Sposel
am Rand eines Biosphärengebiets im südmexikanischen Chiapas, setzen beim Anbau auf Klimaschutz. Dafür gibt es eine zusätzliche EZA-Prämie, die wiederum in Klimaschutzprojekte investiert wird. Anders als der EZA-„Coffee for Future“wird der Biosphärenpark-Kaffee aber in Seeham geröstet und verpackt. „Die Idee des Kaffees geht auf einen Besuch eines mexikanischen Kaffeebauern im Lungau im Jahr 2019 zurück“, berichtet Georg Macheiner vom Biosphärenpark. Den Kaffee kann man nicht kaufen – es gibt ihn „bei passender Gelegenheit und in kleinen Mengen“als limitierte Geschenksedition. Das könnte sich aber ändern, es gebe erste Überlegungen in Richtung Verkauf.
Dass der Transport per Containerschiff den ökologischen Fußabdruck jedes noch so klimafreundlich produzierten Kaffees drastisch erhöht, ist Laura Laban und Karin Hörmanseder bewusst. Gerade weil das ein Thema sei, gebe es seit 2019 den „Segel-Kaffee“in limitierter Auflage. Er kommt heuer aus Nicaragua und legt den Weg nach HamburgHarburg in mehreren Monaten per Segelschiff zurück. Das hat seinen Preis – 250 Gramm SegelKaffee kosten 8,99 Euro.