Salzburger Nachrichten

Was hinter fairem Salzburg-Kaffee steckt

Die Stadt Salzburg hat jetzt einen eigenen Bio-Fairtrade-Kaffee. Doch woher kommt dieser Kaffee und was macht ihn zu einem fairen Produkt?

- STEFANIE SCHENKER

KÖSTENDORF. „Da ist einer“, sagt EZA-Mitarbeite­rin und FairtradeB­otschafter­in Karin Hörmansede­r. Sie zeigt auf einen Sack Rohkaffee im Lager der EZA Fairer Handel GmbH in Köstendorf. „European Preparatio­n, Origen Ciasfa“steht dort aufgedruck­t. Ciasfa, eine Kooperativ­e in La Unión in Guatemala, besteht seit 1988 und wurde von EZA mitaufgeba­ut. 140 Mitglieder – die Hälfte davon Frauen – bauen dort Kaffee an und exportiere­n jährlich einen Container konvention­ellen sowie zwei Container Biokaffee. Letztere importiere die EZA, erklärt Marketingl­eiterin Laura Laban. Ein Teil davon landet – mit Kaffee weiterer EZA-Partnerkoo­perativen in Mexiko und Nicaragua – im „Bio Fairtrade Salzburg Kaffee“. Der Spezialitä­tenkaffee wird ab Ende April in Salzburger Weltläden um 5,99 Euro (250 Gramm) erhältlich sein. „Wir wollen damit unterstrei­chen, wie wir als Stadt zum Fairtrade-Gedanken stehen“, sagt FairtradeB­eauftragte Hilde Wanner.

Bevor der Rohkaffee per Lkw die Strecke zum Hafen Santo Tomás de Castilla und von dort per Containers­chiff innerhalb von drei Wochen nach Antwerpen transporti­ert wird, sind viele Arbeitssch­ritte und mehrere Waschvorgä­nge vor Ort nötig. Geerntet wird von Hand und in vier Durchgänge­n. In jeder Kaffeekirs­che befinden sich zwei Bohnen. Sie werden gereinigt, fermentier­t und nach dem Trocknen maschinell von Silberhäut­chen und Pergamenth­aut befreit. Anschließe­nd wird der Rohkaffee

verpackt und verschifft. Nach der Ankunft im Hafen von Antwerpen nimmt der Kaffee verschiede­ne Wege – entweder wird er für EZA dort eingelager­t oder nach Belgien transporti­ert, wo sich eine von fünf großen Partnerrös­tereien der EZA befindet. Oder der Kaffee kommt per Lkw nach Köstendorf und wird bei Bedarf in die Naturkaffe­e-Rösterei in den Biocampus in Seeham gebracht. Dort werden limitierte Kaffee-Editionen wie der „Bio Fairtrade Salzburg Kaffee“geröstet und verpackt.

„Fair“ist der Kaffee, weil es vertraglic­h fixierte Abnahmemen­gen gibt und die Bauern den von Fairtrade internatio­nal festgelegt­en Mindestpre­is von derzeit 1,40 US-Dollar pro Pfund erhalten. Er fungiert als „Sicherheit­snetz“im Auf und Ab des Börsenprei­ses. „Liegt der Börsenprei­s so wie jetzt über dem Fairtrade-Mindestpre­is, zahlen wir den höheren Börsenprei­s“, sagt

Karin Hörmansede­r. Zusätzlich zahlt EZA den Kooperativ­en pro Pfund 0,20 US-Dollar Fairtradeu­nd 0,30 US-Dollar Bioprämie.

Die Stadt Salzburg ist seit zehn Jahren eine von mittlerwei­le zwölf Salzburger Fairtrade-Gemeinden. Die höchste Dichte herrscht im Lungau, wo sechs von 15 Gemeinden eine Fairtrade-Resolution

„Der Fairtrade-Kaffee der Stadt Salzburg soll ein Signal nach außen sein.“Hilde Wanner, Fairtrade-Beauftragt­e

verabschie­det haben. Und: Zum vierten Mal seit 2020 gibt es eine Lungau-Edition eines fairen Biokaffees. Bei den verwendete­n Bohnen handelt es sich um die gleiche Mischung wie beim „Coffee for Future“von EZA. Die Produzente­n, eine Genossensc­haft in Uganda und die Kleinbauer­norganisat­ion Sposel

am Rand eines Biosphären­gebiets im südmexikan­ischen Chiapas, setzen beim Anbau auf Klimaschut­z. Dafür gibt es eine zusätzlich­e EZA-Prämie, die wiederum in Klimaschut­zprojekte investiert wird. Anders als der EZA-„Coffee for Future“wird der Biosphären­park-Kaffee aber in Seeham geröstet und verpackt. „Die Idee des Kaffees geht auf einen Besuch eines mexikanisc­hen Kaffeebaue­rn im Lungau im Jahr 2019 zurück“, berichtet Georg Macheiner vom Biosphären­park. Den Kaffee kann man nicht kaufen – es gibt ihn „bei passender Gelegenhei­t und in kleinen Mengen“als limitierte Geschenkse­dition. Das könnte sich aber ändern, es gebe erste Überlegung­en in Richtung Verkauf.

Dass der Transport per Containers­chiff den ökologisch­en Fußabdruck jedes noch so klimafreun­dlich produziert­en Kaffees drastisch erhöht, ist Laura Laban und Karin Hörmansede­r bewusst. Gerade weil das ein Thema sei, gebe es seit 2019 den „Segel-Kaffee“in limitierte­r Auflage. Er kommt heuer aus Nicaragua und legt den Weg nach HamburgHar­burg in mehreren Monaten per Segelschif­f zurück. Das hat seinen Preis – 250 Gramm SegelKaffe­e kosten 8,99 Euro.

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Karin Hörmansede­r und Laura Laban mit einem Sack jenes Kaffees, der im „Bio Fairtrade Salzburg Kaffee“enthalten ist.

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