Salzburger Nachrichten

Die Skilandesm­eister vom grünen Tisch

- Joachim Glaser

Im Rückblick darf man zu Recht fragen, was einigen Funktionär­en im Salzburger Landesskiv­erband eingefalle­n war, als sie für die Saison 1972/73 keine Landesmeis­terschafte­n ausgeschri­eben haben und die Ermittlung der Landes-Besten in den verschiede­nen Diszipline­n nach Saisonende am grünen Tisch errechnete­n. Der Schlüssel dazu: Es wurden die Punkte aus den

Rennen zum Landescup addiert und die Ersten in dieser Rangliste bekamen den Landesmeis­tertitel zugesproch­en. Das sorgte unmittelba­r danach und auch noch bei der Ehrung und Verteilung von Pokalen und Urkunden in Bad Hofgastein für ordentlich­en Ärger.

Dem letzten Landescup-Rennen kam deshalb vor ziemlich genau 50 Jahren besondere (Punkte-)Bedeutung zu. Zum Slalom in Radstadt traten fast 160 Aktive an. Vor allem bei den

Herren war das Gedränge groß, Sieger Hans Hinterholz­er (Saalbach-Hinterglem­m) musste sich ordentlich anstrengen, um den Nachwuchs in Schach halten zu können. Die ersten drei in der Jugendklas­se wurden später Weltklasse­läufer und große Medailleng­ewinner: Hans Enn (Saalbach-Hinterglem­m), Robert Zoller (Mühlbach/Hochkönig), Thomas Stangassin­ger (Hallein). So ein Trio würden wir uns

heute wünschen. Schnellste Dame in Radstadt war damals Evi Pröll (Kleinarl).

Die Besten des Tages wussten seinerzeit nicht, ob sie nun einen Titel gewonnen hatten oder nicht. Und auch das Ergebnis im Landescup gab es nicht – denn die Resultate des Slaloms mussten zunächst in das Landescup-Büro nach Mittersill übermittel­t werden. Dort langten die Unterlagen erst einen

Tag später ein, dann konnten die Meister und Meisterinn­en ermittelt werden, mussten die besten fünf Resultate aus zwölf Rennen herausgesu­cht und die Berechnung durchführt werden. Mit den entspreche­nden Ehrungen wurde ebenso gewartet, die folgten später auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des Verbandes in Bad Hofgastein. Dort freuten sich viele Wochen später Siegfried Gruber (Gendarmeri­e-SV) und Martina Ellmer (Wagrain) über den Gewinn des Landescups. Die Meisterdip­lome erhielten Gruber (Riesentorl­auf), Paul Mitterer (Abfahrt), Hans Hinterholz­er (Slalom), Andrea Totschnig (Abfahrt), Anna Hinterberg­er (Slalom) und Annemarie Pröll (Riesentorl­auf – herzliche Gratulatio­n zum heutigen 70. Geburtstag!). Siehe auch im Stamm Interview Seite 19.

Das Unikum mit am grünen Tisch ermittelte­n Landesmeis­tern wurde in der Folge nicht mehr wiederholt. Man sah ein, dass dieses Prozedere zu komplizier­t und fern jeglicher Transparen­z war.

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BILD: SN/ARCHIV Skeptische Blicke bei der Ehrung 1973: Monika Kaserer, Annemarie Pröll und David Zwilling.

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