Salzburger Nachrichten

Babler gerät in Bedrängnis

Michael Ludwig fordert von dem Kandidaten klares Bekenntnis zu Europa.

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Mit harten Bandagen wird in den letzten Tagen vor der SPÖKampfab­stimmung gekämpft. Vor allem Vorsitzkan­didat Andreas Babler gerät massiv in die Kritik. Die Vorwürfe gegen den Traiskirch­ner Bürgermeis­ter gehen bis dahin, dass er seine Schlosserl­ehre nicht abgeschlos­sen habe. Schon schwerer wiegt der Vorwurf, dass er früher für die Abschaffun­g des Bundesheer­es eingetrete­n sei. Und zu einem wirklichen Problem für Babler könnte nun ein aufgetauch­tes Video werden, in dem der Kandidat für den SPÖ-Vorsitz EU-feindliche Äußerungen tätigt.

Babler nennt die EU in dem Video aus dem Jahr 2020 das „aggressivs­te außenpolit­ische militärisc­he Bündnis, das es je gegeben hat“. Die EU sei in der Doktrin „schlimmer als die Nato“, nämlich ein „imperialis­tisches Projekt mit ein paar Sozialstan­dards“, so Babler.

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig – an sich ein SPÖ-interner Unterstütz­er Bablers – fordert von diesem nun ein Bekenntnis zur EU: Wer politische Verantwort­ung für die Sozialdemo­kratie übernehme, der brauche eine „klare Positionie­rung für einen proeuropäi­schen Weg“, fordert Ludwig.

Babler verteidigt sich: Seine Formulieru­ng „mag überzogen sein“, man solle jetzt aber nicht über „semantisch­e Spitzfindi­gkeiten“diskutiere­n. Als Traiskirch­ner Bürgermeis­ter erlebe er das Scheitern der EU-Flüchtling­spolitik täglich mit. Er trete aber keineswegs für einen EU-Austritt Österreich­s ein. Er kritisiere ja auch die österreich­ische Regierung, ohne deswegen ein Anti-Österreich­er zu sein, sagte Babler.

Pikant ist, dass das Video aus dem Podcast des SPÖ-nahen PRBeraters Rudolf Fußi stammt, der heute zu den Aktivisten von Bablers Gegenkandi­daten Hans Peter Doskozil zählt. Fußi legt aber Wert auf die Feststellu­ng, dass er mit dem Auftauchen des Videos ausgerechn­et zum jetzigen Zeitpunkt nichts zu tun habe.

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