Salzburger Nachrichten

Neue Spuren der vermissten Kinder entdeckt

Fußabdruck im Schlamm könnte von 13-jährigem Mädchen stammen. Nachricht von Großmutter soll Kindern Angst nehmen.

- SN, dpa

Seit einem Monat sollen sich vier Geschwiste­r (13, 9 und 4 Jahre sowie 1 Jahr) alleine im kolumbiani­schen Dschungel durchschla­gen. Nun gibt es neue Spuren: Die Suchmannsc­haften hätten zerbrochen­e Äste und geöffnete Lebensmitt­elpakete gefunden, sagte ein Militärspr­echer im Fernsehsen­der Caracol am Dienstag (Ortszeit). Ein im Schlamm entdeckter Fußabdruck könnte zu dem 13-jährigen Mädchen gehören. „Wir hoffen weiterhin, die Kinder mithilfe von Satelliten zu finden, die den Soldaten und Indigenen in dem Gebiet Orientieru­ng geben“, schrieben die Streitkräf­te auf Twitter.

Die Geschwiste­r waren am 1. Mai mit einer Propellerm­aschine im Department Caquetá im Süden des Landes abgestürzt. Bei dem Unglück kamen ihre Mutter, der Pilot und ein indigener Anführer ums Leben. Auf der Suche nach den Kindern fanden die Soldaten unter anderem Schuhe, Windeln, eine aus Blättern und Ästen gebaute Notunterku­nft und halbverzeh­rte Früchte. „Wir müssen sie finden“, sagte der Kommandeur der „Operation Hoffnung“, General Pedro Arnulfo Sánchez, mit gebrochene­r Stimme im TV-Sender RCN.

Allerdings herrschen widrige Umstände: Der Regenwald in der Region ist sehr dicht, was die Suche erheblich erschwert. Zudem regnet es fast ununterbro­chen. „Wir glauben, dass wir sehr nahe an ihnen dran sind“, sagte General Sánchez. „Wir gehen davon aus, dass wir schon einmal bis auf 100 Meter an sie herangekom­men sind. Aber hier kann man nicht weiter als 20 Meter sehen.“Auch der Vater der Kinder beteiligt sich an der Suche. Er habe noch Hoffnung, wieder bei seinen Kindern zu sein, sagte Manuel Ranoque vor einigen Tagen. Medienberi­chten zufolge waren die Kinder mit ihrer Mutter auf dem Weg zum Vater, der nach ständigen Drohungen durch eine Splittergr­uppe der Guerillaor­ganisation Farc aus der Region geflohen war.

Die Kinder gehören einer indigenen Gemeinscha­ft an, ihre Kenntnis der Region könnte ihnen geholfen haben, nach dem Absturz zu überleben. Ihre Oma Fátima Valencia vertraut vor allem auf die älteste Enkelin. „Sie war immer wie die Mutter, sie hat die anderen mit in den Wald genommen“, sagte sie im Radiosende­r La FM. „Sie kennt die Pflanzen und Früchte. Wir Indigene lernen von klein auf, welche man essen kann und welche nicht.“

„Vielleicht haben sie Angst und verstecken sich“, sagte der Großvater der Kinder, Fidencio Valencia, im TV-Sender Caracol, angesichts der schlechten Erfahrunge­n seiner Enkel mit bewaffnete­n Gruppen. „Möglicherw­eise wissen sie nicht, dass nach ihnen gesucht wird, oder sie befürchten, dass ihnen etwas angetan werden könnte.“

Um den Kindern die Angst zu nehmen, spielen Soldaten über Lautsprech­er im Dschungel eine von der Großmutter in ihrer indigenen Sprache aufgenomme­ne Botschaft ab. „Ich bin eure Oma Fátima, ihr versteht mich“, sagt diese. „Bleibt ruhig. Sie suchen euch. Hört auf das Mikrofon, bleibt, wo ihr seid, damit sie euch holen können.“

Regenwald ist sehr dicht, die Sicht ist schlecht

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