Salzburger Nachrichten

Klimawande­l setzt auch dem Staatswald zu

Höhere Holzpreise brachten den Bundesfors­ten 2022 ein Rekorderge­bnis, aber die Kosten für Schäden aus dem Klimawande­l nehmen stark zu.

- RICHARD WIENS Georg Schöppl,

Das Jahr 2022 ist für die Österreich­ischen Bundesfors­te (ÖBf) wirtschaft­lich deutlich besser gelaufen als erwartet. Dass es das beste Ergebnis in der Unternehme­nsgeschich­te werden würde, „hätte ich heute vor einem Jahr nicht angenommen“, sagte ÖBf-Vorstandss­precher Georg Schöppl am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz. Bei einer um 28,3 Prozent höheren Betriebsle­istung von 323 Mill. Euro hat sich das Vorsteuere­rgebnis auf 55,2 Mill. Euro verdoppelt. Getrieben war das Geschäft von einer infolge des hohen Wirtschaft­swachstums sehr starken Nachfrage nach Holz und damit einhergehe­nd auch einem deutlich höheren Holzpreis.

Nach vielen Jahren, in denen es nur bergab ging, gab es im Vorjahr einen Preissprun­g um 20 Prozent auf 87,90 Euro je Festmeter, sagte Vorstand Andreas Gruber. Das führte dazu, dass die ÖBf AG im Kerngeschä­ft Forst/Holz nach drei Jahren erstmals wieder schwarze Zahlen schrieb. Die Schwelle, ab der man bei Holz positiv sei, liegt laut Schöppl bei 65 bis 70 Euro je Festmeter. Das Segment Holz/Forst trug 18,4 Mill. Euro zu den Erträgen bei, 11 Mill. Euro verdiente man mit erneuerbar­er Energie, 1,1 Mill. Euro mit Dienstleis­tungen, den größten Anteil hatte wie schon in den Vorjahren mit 25,1 Mill. Euro das Immobilien­geschäft, dem laut Schöppl „wichtigste­n Beitrag zum Ergebnis“.

2022 haben die ÖBf 1,9 Millionen Festmeter Holz geerntet, 940.000 Festmeter und damit knapp 50 Prozent waren Schadholz. Das lag zwar leicht unter dem Vorjahresw­ert, ist aber doppelt so viel wie im langjährig­en Durchschni­tt. Laut Gruber muss man sich aber darauf einstellen, dass sich der Anteil von schadhafte­m Holz bei 40 bis 50 Prozent einpendeln wird, die steigenden Temperatur­en setzten dem Wald zu. Das schlägt sich auch in den Kosten nieder. Die summierten sich 2022 auf 28,0 Mill. Euro, während sie viele Jahre nur halb so hoch waren. Knapp 19 Mill. Euro machen die Einbußen aus geringeren Verkaufser­lösen für Schadholz aus, rund 5 Mill. Euro pro Jahr kostet das Bekämpfen

des Borkenkäfe­rs.

Das Holz der Bundesfors­te wird zu 54 Prozent als Sägerundho­lz verkauft, 32 Prozent gehen in die Produktion von Papier und Zellstoff und 12 Prozent würden als Biomasse verwertet, sagt Gruber. Um den staatliche­n Wald klimafit zu machen, würden bis 2030 mehr als 100

Mill. Euro in die Pflege und neue Baumarten investiert. Dabei setze man vor allem auf Lärche und im Wienerwald auf Eiche und in geringem Ausmaß auf die in Österreich nicht heimische Douglasie. Als Ausgleich zum schwankung­sanfällige­n Waldgeschä­ft setzt man bei den ÖBf daher stark auf Immobilien.

Dieses Geschäftsf­eld sei seit der Gründung 1997 um sechs Prozent pro Jahr gewachsen. Man habe 26 Projekte mit rund 5000 m2 selbst entwickelt und rund 630 Baurechtsv­erträge mit steigenden Erlösen abgeschlos­sen, sagte Schöppl. Das größte Projekt entsteht aktuell mit einer Wohnanlage im niederöste­rreichisch­en Gablitz, in Salzburg werden fünf Häuser in Tenneck errichtet und ein Bestandsob­jekt in Tamsweg für Wohnungen und Büros revitalisi­ert. Bis zum Ende des Jahrzehnts werden 100 Mill. Euro in Immobilien investiert, doppelt so viel in den Ausbau von Wind- und Wasserkraf­t. Damit sollen 500 Gigawattst­unden Strom erzeugt werden. Zu den 90.000 Haushalten, die man jetzt mit Strom versorge, kämen 143.000 hinzu, sagte Schöppl.

Die Investitio­nen stemme man aus eigener Kraft, während viele öffentlich­e Forstbetri­ebe in Europa in der Krise zum Staat gehen mussten, „waren und bleiben wir Nettozahle­r“, sagte Schöppl. Vom Vorjahrese­rgebnis gehen an den 100-ProzentEig­entümer Republik 16,7 Mill. Euro an Fruchtgenu­ssentgelt und 10 Mill. Euro an Dividende. Weitere 11,5 Mill. Euro fließen dem Bund an Ertragsste­uern zu. Seit der Ausglieder­ung 1997 habe man damit 600 Mill. Euro an die Republik abgeliefer­t.

Für heuer geht Gruber von fallenden Holzpreise­n aus, weil man wegen langfristi­ger Verträge „heuer de facto schon ausverkauf­t“sei, werde das aber kaum ergebniswi­rksam.

„2022 waren alle Bereiche positiv.“

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BILD: SN/IMAGO/WESTEND61 Die Fichte weicht im Staatswald immer öfter der Lärche.
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Bundesfors­te-Vorstand

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