Salzburger Nachrichten

Der Staat soll auf die Inflations­bremse treten

Zurückhalt­ung bei den Ausgaben könnte helfen, den Abstand zum Euroraum zu verringern.

- RICHARD WIENS

Am Donnerstag gibt Statistik Austria die Schnellsch­ätzung für die Inflation im Mai bekannt. Ob es nach dem Anstieg im April eine leichte Entspannun­g an der Preisfront gibt, ist offen. Es wird sich aber nichts daran ändern, dass Österreich eine deutlich höhere Inflation ausweist als der Euroraum. Dazu trägt aus Sicht der Denkfabrik Agenda Austria auch der Staat seinen Anteil bei.

Zum einen dadurch, dass in Österreich die Politik im Unterschie­d zu einigen Ländern kaum in die Preise eingreift. Das findet Hanno Lorenz von Agenda Austria grundsätzl­ich richtig, weil es zu Anpassunge­n im Verhalten führt, das sei längerfris­tig betrachtet positiv. Anderersei­ts würden Einkommen und Ersparniss­e schneller entwertet, werde das durch hohe Lohnabschl­üsse kompensier­t, gehe das zulasten der Wettbewerb­sfähigkeit.

Problemati­sch sieht Lorenz die zu üppigen Hilfen des Staates, mit denen der private Konsum hochgehalt­en werde, es werde trotz der höheren Preise deutlich mehr gekauft. Diese Unterstütz­ung der Nachfrage, die auf ein reduzierte­s Angebot treffe, befeuere die Inflation. Damit entstehe ein Österreich-Aufschlag bei der Inflation. Zudem seien die Hilfen zu wenig zielgerich­tet, die Hälfte derer, die sie erhalten haben, hätte sie nicht unbedingt gebraucht.

Dass angesichts der bevorstehe­nden Erhöhung der Kategoriem­ieten wieder nach einer Mietpreisb­remse gerufen wird, sieht Lorenz kritisch. „Das wäre nur eine Symptombek­ämpfung und hätte nur geringen

Einfluss auf die Inflations­rate“, sagt der Ökonom. Erfahrunge­n zeigten, dass solche Eingriffe ein verknappte­s Angebot zur Folge hätten. Daher sollte man bedürftige Personen gezielt unterstütz­en, es sei „aber nicht jeder, der in einer Kategoriem­iete wohnt, förderungs­würdig“.

Vorrangig gehe es darum, den Inflations­abstand zum Euroraum zu schließen, hier könne die Regierung durch Zurückhalt­ung bei den Ausgaben einiges tun. Eine Reduktion der Inflation in Richtung des 2-Prozent-Ziels sei Aufgabe der Europäisch­en Zentralban­k, die laut Lorenz aggressive­r vorgehen sollte.

„Nicht jeder Mieter ist förderungs­würdig“

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