ÖTV-Duo lebt Traum in Paris
Sebastian Ofner hat nach seinem größten Erfolg sogar das Achtelfinale in Roland Garros im Visier: „Es ist unglaublich, aber trotzdem noch nicht vorbei.“Julia Grabher fordert US-Star Coco Gauff.
Waren Österreichs Erfolge im Welttennis viele Jahre lang einzig von Dominic Thiem abhängig, so machen heuer in der ersten Woche der French Open zwei andere Profis auf sich aufmerksam. Qualifikant Sebastian Ofner spielte sich mit insgesamt fünf Siegen in Runde drei, schaltete nun mit Sebastian Korda die Nummer 30 der Welt in drei Sätzen aus und hat am Freitag gegen Fabio Fognini sogar Chancen auf das Achtelfinale. Schon am Donnerstag bestreitet Julia Grabher gegen Topstar Coco Gauff das bislang größte Match ihrer Karriere.
„Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ich hier in der dritten Runde bin. Und es ist ja noch nicht vorbei“, sagte Ofner, der beim 6:3, 7:6(1) und 6:4 gegen einen fehleranfälligen Korda die Gunst der Stunde nützte und selbst in den wichtigsten Situationen sein bestes Tennis zeigte. Zum zweiten Mal nach Wimbledon 2017, als er als „Austrian Tennis-Falco“für Aufsehen gesorgt hatte, gehört Ofner bei einem Grand-Slam-Turnier zu den besten 32. Erstmals überhaupt gehört er nun zu den besten 100 der Weltrangliste. „Unglaublich, ein Traum nach dem, was ich in den letzten zwei Jahren durchgemacht habe“, sagt der 27-Jährige, der zwischen 2020 und 2022 oft mit einer
Fußverletzung samt Operationen zu kämpfen hatte.
Seinen mitunter wichtigsten Sieg vor Augen spielte Ofner das Match souverän zu Ende. „Beim ausservieren war ich gar nicht nervös.“Diese Coolness wird er auch gegen Fognini brauchen. Der Italiener ist als launiges Genie und Enfant terrible bekannt und kam nach einer Durststrecke zuletzt wieder besser in Form, zum Auftakt warf er den Kanadier Félix Auger-Aliassime, Nummer zehn der Welt, aus dem Bewerb. Den Australier Jason Kubler besieg
te er ohne Satzverlust. „Das wird richtig schwierig, aber ich sehe, dass ich mit fast jedem mithalten kann, und traue mir diesen Sieg mittlerweile auch zu“, sagt Ofner.
Wie für Ofner geht es auch für Julia Grabher um einen weiteren Karrieremeilenstein. Die Vorarlbergerin, vor einem Jahr noch die Nummer 153 der Weltrangliste, klopft mittlerweile an den Top 50 an und bestreitet am Donnerstag (3. Match nach 11.00 Uhr, live Servus TV) in Runde zwei im 10.000er-Stadion Court Suzanne Lenglen das größte
Match ihrer bisherigen Karriere. Grabher fordert mit Cori „Coco“Gauff die Nummer sechs der Welt und Vorjahresfinalistin. Beim Billy Jean King Cup Mitte April war Grabher gegen die 19-jährige US-Amerikanerin, die 2019 als „Wunderkind“in Wimbledon und mit ihrem ersten WTA-Titel in Linz Schlagzeilen geschrieben hatte, chancenlos. „Aber das war auf Hardcourt. Jetzt bin ich sehr gut in Form und habe viel Selbstvertrauen“, sagt Grabher. Erst am Wochenende war sie in ihr erstes Endspiel auf der WTA-Tour eingezogen und schon davor in der dritten Runde in Rom war sie gegen Daria Kasatkina hauchdünn an ihrem ersten Sieg über eine Top-10-Spielerin vorbeigeschrammt. „Es ist noch nicht vorbei“, traut sich der Schützling von Günter Bresnik auch den ganz großen Wurf zu.
Das Match des Turniers bisher lieferte zur Begeisterung des Publikums Gaël Monfils. Der Franzose, der verletzungsbedingt heuer kaum Turniere bestritt, lag gegen den Argentinier Sebastián Báez im fünften Satz 0:4 und offenbar körperlich gehandicapt schier aussichtslos zurück, siegte aber noch 3:6, 6:3, 7:5, 1:6 und 7:5. Am Donnerstag fordert Monfils im Nightsession-Zweitrundenhit (ab 20.15 Uhr, live Eurosport) Titelmitfavorit Holger Rune.