Bei Kartenspiel Kamera im Ärmel: Drei Chinesen zockten Casino ab
Drei zuletzt in Italien gemeldete Chinesen – zwei Männer (47, 29) und eine Frau (34) – stehen in dringendem Verdacht, bei Besuchen im Casino Salzburg am 21. und 23. Mai bei einem Kartenspiel insgesamt 323.000 Euro ergaunert zu haben. Als das Trio am 29. Mai erneut das Casino im Schloss Kleßheim aufsuchte, wurde es von der Polizei festgenommen. Am Mittwoch wurde über die zwei Männer und die Frau U-Haft verhängt. Wegen Tatbegehungsgefahr, wie Landesgerichtssprecher Peter Egger den SN auf Anfrage sagte.
Das Trio, mit einem hochpreisigen Mercedes aus Italien angereist, war in einem Salzburger Hotel einquartiert. „Im Zeitraum zwischen 20. und 23. Mai besuchten die Beschuldigten intensiv das Casino. Bei einem dort angebotenen Kartenspiel (Macau Baccarat, Anm.) haben sie mithilfe von technischen Hilfsmitteln, etwa einem manipulierten Mobiltelefon, auffallend hohe Summen ergaunert“, so Elena Haslinger, Sprecherin der
Staatsanwaltschaft Salzburg. Man ermittle gegen das Trio wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Strafrahmen: ein bis zehn Jahre Haft. Bei einer Durchsuchung der Hotelzimmer und des Mercedes der drei Chinesen seien unter anderem knapp 60.000 Euro in bar sichergestellt worden – ebenso wie modifizierte Mobiltelefone und „Membercards“zahlreicher anderer Casinos, ergänzte die StA-Sprecherin.
Angeblich wurden im Auto auch Bankbelege mit hohen Überweisungsbeträgen entdeckt.
Nachdem das Trio beim besagten Kartenspiel am 21. Mai insgesamt 129.000 Euro und am 23. Mai 194.000 Euro gewonnen hatte, war man bei den Casinos Austria stutzig geworden.
Überprüfungen bzw. Videoauswertungen von Casino-Mitarbeitern ergaben laut SN-Recherchen, dass die Beschuldigten eine speziell manipulierte, im Jackenärmel versteckte Handykamera verwendet haben sollen. Über diese sei dann jeweils beim Schneiden (= Abheben) bzw. beim leichten Auffächern der Karten die Kartenreihenfolge abgefilmt worden. Um den Wert einer Karte zu erkennen – ob etwa Pik-Dame oder Karo-Vier –, genüge der Software bereits ein kleiner Ausschnitt.
Die drei Beschuldigten werden von Rechtsanwalt Kurt Jelinek verteidigt. Zur Verantwortung der Beschuldigten in ihren polizeilichen Einvernahmen hielt sich der Anwalt bedeckt: „Wir sehen uns die Vorwürfe der Ermittlungsbehörden genau an.“
Patrick Minar, Konzernsprecher der Casinos Austria AG, sprach im SN-Gespräch von „einer offensichtlich sehr hohen kriminellen Energie, mit der die Beschuldigten hier vorgingen“. Derartige Betrugsfälle in den heimischen zwölf Spielbanken bzw. Casinos seien „aber Gott sei Dank die absolute Ausnahme. Gemessen an allen Spielaktivitäten in unseren Häusern ist die Zahl an Betrugsfällen verschwindend gering.“Minar hob im konkreten Fall auch die sehr gute Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden hervor.
„Gott sei Dank sind solche Betrugsfälle sehr, sehr selten.“Patrick Minar, Casinos Austria (Bild: SN/GEPA)