Salzburger Nachrichten

Wiesenbewo­hnerfermen­tierungsau­sgleichsfl­ächen

Warum es vollkommen widersinni­g ist, kleine Wiesen wöchentlic­h abzurasier­en.

- QUER SCHLÄGER Fritz Messner

In diesem Frühjahr hat es viel geregnet. Das ist gut für die Wasserrese­rven und die Landwirtsc­haft, hat aber auch weniger positive Nebeneffek­te. Waren viele Bauern in den trockenen Jahren froh, auch kleinere Flächen mähen zu können, findet man in diesem Jahr kaum noch jemanden dafür. Das liegt auch daran, dass die Maschinen immer größer werden und sich für kleinere Flächen um die 1000 Quadratmet­er oft gar nicht mehr richtig eignen.

Wenn man die Traktoren meiner Kindheit neben die heute gängigen Modelle stellt, wirken sie wie die Trettrakto­ren für Kinder. Dafür schaffen sich nun viele Kleingrund­besitzer notgedrung­en um viel Geld stattliche Rasenmäher­traktoren an und mähen nun selbst wöchentlic­h ihre Wiesen, sodass sich die Flächen mit Rasen in Golfplatz-„Qualität“ständig vermehren.

Das sind jene zusammenge­stutzten Teppiche, auf denen es nicht einmal mehr Gänseblümc­hen schaffen, ihre Blütezeit zu erreichen. Und das alles geschieht, während sich Gemeinden und Naturschut­zorganisat­ionen verzweifel­t bemühen, Blühstreif­en anzulegen, um die Auswirkung­en der intensiven Landwirtsc­haft auf die Natur auszugleic­hen und das weitere Verschwind­en von Kleintiere­n, Bodenbrüte­rn und Insekten abzubremse­n. Diese sind nicht nur die Grundlage von Nahrungske­tten, sondern auch für die Bestäubung von Obstkultur­en unverzicht­bar und werden mittlerwei­le oft großflächi­g mit dem Grasschnit­t samt ihrer Brut in Plastikbal­len fermentier­t.

Könnte man da nicht Lösungen finden, dass wenigstens die kleinen Wiesenfläc­hen nicht auch noch ohne Not wöchentlic­h rasiert, sondern nur einmal im Jahr gemäht werden und als kleiner, naturnaher Ausgleich für die verlorenen Blüh-, Brut- und Rückzugsfl­ächen erhalten bleiben?

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