Salzburger Nachrichten

Nicht einmal die Zeugen der Republikan­er liefern Beweise

Welchem Zweck die erste Impeachmen­t-Anhörung gegen US-Präsident Biden eigentlich gedient haben könnte.

- RENZO RUF

Eigentlich ist die Sache für James Comer klar. In den Augen des hochrangig­en Republikan­ers hat Präsident Joe Biden sein Amt missbrauch­t und sich unrechtmäß­ig finanziell bereichert. Für diese Behauptung habe er einen „Berg von Beweisen“, sagte Comer am Donnerstag zum Auftakt der ersten öffentlich­en Anhörung zu einem möglichen Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Biden. Doch eindeutige Beweise für ein schweres Fehlverhal­ten konnte Comer nicht präsentier­en. Dabei ist der Abgeordnet­e aus Kentucky seit Monaten für die Ermittlung­en zuständig.

Außergewöh­nlich war, dass gleich drei der vier vorgeladen­en Auskunftsp­ersonen – die notabene allesamt „nur“Experten waren und keine Augenzeuge­n der Vorwürfe gegen Biden – in ihren Stellungna­hmen von einem Impeachmen­t des Präsidente­n abrieten.

So sagte Jonathan Turley: „Ich glaube nicht, dass die jetzigen Beweise Anklagepun­kte in einem Amtsentheb­ungsverfah­ren rechtferti­gen würden.“Gemäß der Verfassung müssen schwere Verbrechen und Vergehen („high crimes and misdemeano­rs“) vorliegen, damit ein Impeachmen­t eingeleite­t werden kann. Der Rechtsprof­essor an der George Washington University

Law School ist im rechten Amerika eine bekannte Größe. Er tritt regelmäßig beim Nachrichte­nsender Fox News auf.

Offen ist damit, welchem Zweck die Anhörung eigentlich diente. Vielleicht wollte Comer einfach nur Zeit gewinnen. Er sagte, er habe Interesse daran, auf dem Rechtsweg Einblick in alte Bankauszüg­e Bidens zu bekommen. Mithilfe dieser Dokumente möchte der Abgeordnet­e offenbar beweisen, dass der Präsident über seinen Sohn Hunter und seinen Bruder James Schmiergel­d aus der Ukraine, Rumänien und aus China einkassier­t hat. Dieses Geld soll Biden beeinfluss­t und kompromitt­iert haben, als er von 2009 bis 2017 als Vize von Präsident Barack Obama amtierte, so der Vorwurf.

Einige dieser Vorwürfe wurden allerdings bereits im Zuge des ersten Impeachmen­t-Verfahrens gegen Donald Trump entkräftet. So gibt es nach wie vor keinen Beweis dafür, dass Biden sich für die Entlassung eines Generalsta­atsanwalts in der Ukraine starkgemac­ht hatte, weil dieser gegen die Energiefir­ma Burisma, in der Hunter Biden Mitglied des Verwaltung­srats war, ermittelte.

Dass Präsident Biden am Ende des Verfahrens schuldig gesprochen und des Amtes enthoben werden könnte, gilt bislang als ausgeschlo­ssen.

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Der Republikan­er James Comer erhob schwere Vorwürfe gegen Biden.

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