Sie gibt den Neos ein neues Gesicht
Die Pinzgauerin Lisa Aldali kandidiert als Neos-Chefin in Salzburg. Sie will das Image der Partei ändern: „Es gilt, die PS auf die Straße zu bringen.“
Auf den letzten Abdruck, dafür umso entschlossener – so könnte ein Lebensmotto von Lisa Aldali lauten. Die 34-jährige Lehrerin aus Unken hat nur wenige Tage vor Ablauf der Frist Ende September ihre Bewerbung als Neos-Landessprecherin in Salzburg eingereicht. Gegenkandidaten gibt es keine, gewählt wird bei der Mitgliederversammlung am 15. Oktober.
Bei der Landtagswahl am 23. April sind die Neos nicht nur aus der Salzburger Landesregierung, sondern mit 4,2 Prozent der Wählerstimmen auch aus dem Landtag geflogen. Das Ergebnis kommentiert Lisa Aldali unverblümt: „Das tut schon Aua. Die Neos waren für viele die zweite Wahl. So ehrlich müssen wir sein.“Ex-Landessprecherin Andrea Klambauer ist nach der Wahlniederlage zurückgetreten. Nun soll die Pinzgauerin die Neos in eine rosigere Zukunft führen. „Warum tust du dir das an?“, sei sie seither häufig gefragt worden. „Weil ich dafür brenne“, antwortet Aldali. Sich selbst beschreibt sie als „extrem sozialen Menschen mit einem starken Drang nach Gerechtigkeit“. Daher sei sie in die Politik gegangen. Seit 2016 ist sie Mitglied bei den Neos. So richtig aktiv geworden ist sie aber erst im Jahr 2021. „Ich habe in meinem Heimatort Unken keinen Krabbelgruppenplatz für meinen Sohn bekommen. Statt mich länger am Küchentisch darüber aufzuregen, habe ich mich dafür eingesetzt, dass sich etwas ändert.“
Das Politische liegt ihr im Blut, wie Lisa Aldali sagt. Ihre Mutter war jahrelang Gemeinderätin in Unken, allerdings für die SPÖ. „Es wird viel diskutiert bei uns in der Familie“, erzählt sie lachend.
Warum es Lisa Aldali nicht zur Sozialdemokratie gezogen hat? „Mir ist die Wirtschaft auch sehr wichtig, dazu das Thema Bildung, ein Herzensthema der Neos. Die Werte wie Freiheit, Transparenz und Gerechtigkeit haben mich angesprochen. Außerdem lehne ich neue Steuern ab – im Gegensatz zur SPÖ, die eine Vermögenssteuer fordert.“
Im Jahr 2022 hat sie spontan – und wieder wenige Tage vor Fristende – entschieden, sich auf die Liste der Neos für die Landtagswahl zu setzen. Und auch sonst zieht sich das Kurzentschlossene durch ihre Biografie. Knapp vor Anmeldefrist hat sich Lisa Aldali im zweiten Bildungsweg an der Pädagogischen Hochschule in Salzburg beworben, um ihre Ausbildung als Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Politische Bildung zu starten. Zuvor hat sie die Schule abgebrochen, eine Lehre als Bürokauffrau abgeschlossen und danach die Matura nachgeholt. Über ihren Job bei akzente Salzburg hatte sie viel mit Jugendlichen zu tun und gemerkt, dass ihr die Arbeit liegt: „Am Ende hat es so sein müssen“, sagt Aldali. Mittlerweile unterrichtet sie an der Neuen Mittelschule in Lofer. Auch privat hat sie eine Kehrtwende vollzogen. Zehn Jahre war sie mit ihrer Jugendliebe, einem Bergbauern aus dem Pinzgau, zusammen. Dann hat sie im Jahr 2016 ihren jetzigen Mann kennengelernt. „Er ist 2015 aus Syrien nach Österreich geflüchtet. Wir leben nun gemeinsam mit unserem Sohn in Unken. Also ich weiß mittlerweile, was Ausgrenzung bedeutet“, erzählt die 34-Jährige. Sie sei in ihrem Umfeld mit vielen Klischees konfrontiert worden: „Einige dachten, dass ich jetzt mit Kopftuch komme. Dabei könnte ich ohne die Unterstützung meines Mannes das alles gar nicht machen.“
Lehrerin, Mutter und bald auch Vollzeitpolitikerin? „Das ist nicht meine Intention“, sagt Aldali. Was bis zu den nächsten Landtagswahlen in Salzburg passiere, sei schwer einzuschätzen. „Die Neos haben in Salzburg viel geschafft, aber wir haben uns bisher zu schlecht verkauft. Wir sind super in der Opposition, im Aufdecken von Missständen. Vielleicht waren wir zu schnell in Regierungsverantwortung. Die Erfahrung in der Politik und das Netzwerk haben noch gefehlt.“Sie setze nun auf ein buntes Team an jungen und politikerfahrenen Menschen. „Jetzt gilt es, die PS auf die Straße zu bringen.“Und das sei es auch, was sie am liebsten mache: „Mit den Leuten reden, draußen unterwegs sein.“Derzeit machen sie und ihre Parteikollegen in Salzburg „BankerlTouren“. Dabei treffen sie sich im Volksgarten und suchen Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern. Aldali sagt: „Ich frage gezielt: Wie geht es Ihnen? Was bewegt Sie? Aber auch: Warum haben Sie die Neos bei der Landtagswahl nicht gewählt?“Ein Imagewechsel gehöre für Aldali zum Neustart der Neos dazu: „Wir sind sozial. Die Menschen sollen merken, dass sie uns wichtig sind. Regieren der Macht wegen ist nicht Neos-DNA.“