Salzburger Nachrichten

Internatio­nale Gebäude als Vorbilder für zukunftsfä­higes Bauen

Klimafreun­dlich und zukunftsfä­hig bauen: Die 2226 GmbH in Lustenau hat ein Konzept entwickelt, wie ein Haus ohne Heizung und Kühlung ein angenehmes Raumklima bieten kann.

- IMPRESSUM: „Bauen, sanieren, Energie sparen“ist ein SN-SPEZIAL; Redaktion: Kathrin Hagn; Projektbet­reuung: Christian Rieder.

In Kooperatio­n mit dem Bundesmini­sterium für Klimaschut­z lud die Plattform ReConstruc­t vor Kurzem zu einer internatio­nalen Expertenru­nde, im Rahmen derer aktuelle Fragen zur nachhaltig­en Transforma­tion des Bauens diskutiert wurden. Impulsvort­räge des schwedisch­en Forschers Lars Zetterberg (Mistra Carbon Exit) und des österreich­ischen Bauphysike­rs Sebastian Nödl (2226 GmbH) sorgten dabei für einige spannende Denkanstöß­e.

Die zentrale Fragestell­ung war, welche Baukonzept­e für die Gesellscha­ft notwendig wären, um den ökologisch­en und ökonomisch­en Rahmenbedi­ngungen standhalte­n zu können. Diskutiert wurden dabei Konzepte einerseits aus Schweden, anderersei­ts aus dem Westen Österreich­s. „Sich internatio­nal umzuschaue­n ist naheliegen­d, denn die Herausford­erungen an die Baubranche sind in allen europäisch­en Industriel­ändern ähnlich: Ein gewaltiger Gebäudebes­tand muss saniert und ,klimafit‘ gemacht werden. Und neue Gebäude sollen diese Ansprüche von vornherein erfüllen, damit sie keine Hypothek für die nächsten Jahrzehnte, sondern ein Asset sind“, so Christian Egenhofer, Repräsenta­nt von ReConstruc­t und Moderator der Veranstalt­ung.

Lars Zetterberg zeichnete in seinem Vortrag die bisherige Erfolgssto­ry von Mistra Carbon Exit nach und zeigte auf, wie entschloss­en Schweden am Ausstieg aus fossilen Rohstoffen arbeitet. Mistra ist eine schwedisch­e Stiftung für strategisc­he Umweltfors­chung, die das Carbon-Exit-Forschungs­programm finanziert. Die Forschung identifizi­ert die Potenziale in Technik, Wirtschaft und Politik, die mit dem Klimaziel Schwedens, bis 2045 die Nettonulle­mission zu erreichen, verbunden sind. Analysiert werden die Lieferkett­en, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt, inklusive Energiebed­arf. „Das Programm selbst wird nicht nur durch die Forschung entwickelt, sondern in Zusammenar­beit mit Unternehme­n, Behörden, Gemeinden und anderen gesellscha­ftlichen Playern“, erläutert Zetterberg. So sei sichergest­ellt, dass die Konzepte realistisc­h sind und finanzierb­ar bleiben. Wie Energieeff­izienz funktionie­ren kann, zeigte auch der Bauphysike­r Sebastian Nödl. Sein Büro bietet Optimierun­g durch Unterstütz­ung der Architektu­r sowie Reduktion der klassische­n Haustechni­k – ersetzt durch intelligen­te Software nach dem 2226-Prinzip: Ein Haus ohne Heizung und Kühlung hält eine angenehme Raumtemper­atur von 22 bis 26 Grad. Dazu dienen Frischluft und die Wärme von Menschen und Geräten einerseits sowie ein System von Lüftungskl­appen anderersei­ts. Ein Pioniergeb­äude in Lustenau erbringt seit zehn Jahren den praktische­n Beweis, dass das Konzept funktionie­rt. Der jährliche Energiever­brauch ist weniger als ein Drittel dessen, was eine vergleichb­are Standardim­mobilie benötigt.

„2226 steht für ,ressourcen­schonend‘ und für reduzierte Kosten – und ist geeignet für Neubau und Gebäudesan­ierung“, erklärt Nödl. Die angewandte Technik sei langlebig und brauche keine Updates. „Darauf basiert unser Anspruch, auch technisch für einen Zeithorizo­nt von 100 Jahren und mehr zu planen“, so Nödl, der abschließe­nd an die Politik appelliert­e: Um innovative Technologi­e zur Energieeff­izienz voranzubri­ngen, brauche es mehr Förderunge­n sowie vereinfach­te und standardis­ierte Genehmigun­gsverfahre­n.

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