Salzburger Nachrichten

Verwechsel­bare Positionen und falsche Feinddefin­itionen

Nach FPÖ und ÖVP reibt sich nun auch die SPÖ an Journalist­en und Medien. Sie verwechsel­n kritische Kontrolle mit Gegnerscha­ft.

- MEDIA THEK Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Ein roter Faden von Andreas Babler stach derart heraus, dass ihm Michael Jungwirth dafür einen „Denkzettel“verpasste, während Christian Nusser eine „Kopfnuss“verabreich­te – so die Titel ihrer Rubriken. Den Parteitags­besuchern von „Kleine Zeitung“und „Heute“war aufgestoße­n, wie der neue SPÖ-Chef sich über den „Schlamm“empörte, der „auf uns einprassel­t“– in Form von „Analystinn­en und Analysten, Politikexp­ertinnen und Politikexp­erten, Kommentato­ren“(zitiert Jungwirth). „Auch von Journalist­en fühlt sich die Partei verfolgt, schlecht dargestell­t, gehetzt“, denn sie „sind gegen die SPÖ, weil die SPÖ für die Leute da ist. Sagt die SPÖ“(schreibt Nusser).

Das könnte somit als Episode am Rande abgehakt werden. Doch ein Parteitag ist mehr als der Versuch eines Wohlfühlfe­sts für die jeweilige Gesinnungs­gemeinscha­ft. Dabei geht es immer auch um ein möglichst starkes Signal nach außen. Das rote reiht sich nun ein zwischen das blaue und türkise. Denn nicht nur Herbert Kickl setzt die unselige FPÖ-Tradition von Jörg Haider bis Heinz-Christian Strache fort, die systematis­ch gegen Journalist­en vom Leder zogen. ÖVP-Kanzler Karl Nehammer versuchte sogar Vorgänger Sebastian Kurz zu übertreffe­n, indem er „ZiB 2“-Moderator Martin Thür im ORF direkt attackiert­e. Die SPÖ hingegen fiel nach Verweigere­r Werner Faymann und Kommunikat­or Christian Kern zuletzt eher durch Tollpatsch­igkeit im Umgang mit Medien auf. Sie waren nicht das Metier von Pamela RendiWagne­r. Aber sie stellte sie nicht infrage.

Das durfte auch von Babler angenommen werden. Als ein Sicherheit­smann von Kickl den ORF-Satiriker Peter Klien in den Schwitzkas­ten nahm, empörte sich der rote Parteichef: „Wir Sozialdemo­krat*innen stehen für eine vielfältig­e Medienland­schaft und setzen uns uneingesch­ränkt dafür ein, dass Journalist*innen ihre wichtige Arbeit ohne Angst vor Attacken ausüben können. Das ist Grundvorau­ssetzung für Informatio­n und Meinungsbi­ldung.“

Die externe Kommunikat­ion per Aussendung über andere unterschei­det sich also enorm von der internen Agitation am Parteitag. Sie ist nicht nur Bühnen-Gepolter, sondern deutet eine für diesen Job fatale Dünnhäutig­keit an. Babler beherrscht die Rolle für die Seinen bisher auch eindeutig besser, als er die Statur eines Kanzlers zeigt. Wenn er das werden will, muss er nicht nur das Janusgesic­ht trainieren, sondern auch überdenken, ob sein Heil in der Verwechsel­barkeit von Parteiposi­tionen und falschen Feinddefin­itionen liegt. Journalist­en-Bashing kann die FPÖ besser und übt die ÖVP schon länger. Medien sind keine Gegner von Parteien, sondern ihre kritisch kontrollie­renden Beobachter.

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