Verwechselbare Positionen und falsche Feinddefinitionen
Nach FPÖ und ÖVP reibt sich nun auch die SPÖ an Journalisten und Medien. Sie verwechseln kritische Kontrolle mit Gegnerschaft.
Ein roter Faden von Andreas Babler stach derart heraus, dass ihm Michael Jungwirth dafür einen „Denkzettel“verpasste, während Christian Nusser eine „Kopfnuss“verabreichte – so die Titel ihrer Rubriken. Den Parteitagsbesuchern von „Kleine Zeitung“und „Heute“war aufgestoßen, wie der neue SPÖ-Chef sich über den „Schlamm“empörte, der „auf uns einprasselt“– in Form von „Analystinnen und Analysten, Politikexpertinnen und Politikexperten, Kommentatoren“(zitiert Jungwirth). „Auch von Journalisten fühlt sich die Partei verfolgt, schlecht dargestellt, gehetzt“, denn sie „sind gegen die SPÖ, weil die SPÖ für die Leute da ist. Sagt die SPÖ“(schreibt Nusser).
Das könnte somit als Episode am Rande abgehakt werden. Doch ein Parteitag ist mehr als der Versuch eines Wohlfühlfests für die jeweilige Gesinnungsgemeinschaft. Dabei geht es immer auch um ein möglichst starkes Signal nach außen. Das rote reiht sich nun ein zwischen das blaue und türkise. Denn nicht nur Herbert Kickl setzt die unselige FPÖ-Tradition von Jörg Haider bis Heinz-Christian Strache fort, die systematisch gegen Journalisten vom Leder zogen. ÖVP-Kanzler Karl Nehammer versuchte sogar Vorgänger Sebastian Kurz zu übertreffen, indem er „ZiB 2“-Moderator Martin Thür im ORF direkt attackierte. Die SPÖ hingegen fiel nach Verweigerer Werner Faymann und Kommunikator Christian Kern zuletzt eher durch Tollpatschigkeit im Umgang mit Medien auf. Sie waren nicht das Metier von Pamela RendiWagner. Aber sie stellte sie nicht infrage.
Das durfte auch von Babler angenommen werden. Als ein Sicherheitsmann von Kickl den ORF-Satiriker Peter Klien in den Schwitzkasten nahm, empörte sich der rote Parteichef: „Wir Sozialdemokrat*innen stehen für eine vielfältige Medienlandschaft und setzen uns uneingeschränkt dafür ein, dass Journalist*innen ihre wichtige Arbeit ohne Angst vor Attacken ausüben können. Das ist Grundvoraussetzung für Information und Meinungsbildung.“
Die externe Kommunikation per Aussendung über andere unterscheidet sich also enorm von der internen Agitation am Parteitag. Sie ist nicht nur Bühnen-Gepolter, sondern deutet eine für diesen Job fatale Dünnhäutigkeit an. Babler beherrscht die Rolle für die Seinen bisher auch eindeutig besser, als er die Statur eines Kanzlers zeigt. Wenn er das werden will, muss er nicht nur das Janusgesicht trainieren, sondern auch überdenken, ob sein Heil in der Verwechselbarkeit von Parteipositionen und falschen Feinddefinitionen liegt. Journalisten-Bashing kann die FPÖ besser und übt die ÖVP schon länger. Medien sind keine Gegner von Parteien, sondern ihre kritisch kontrollierenden Beobachter.