Salzburger Nachrichten

Jugend will Wellness statt Après-Ski

Skiurlaub ist bei der Jugend durchaus gefragt: Sofern er billig ist und man mit dem Auto anreisen kann. Feiern ist nicht das Wichtigste.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

„Griaß di, i bin da Hansi“, erklärt der junge Blondschop­f und setzt sich gegenüber an den Tisch. Der 22-Jährige ist eigentlich Niederländ­er, erfährt man, und lebt als Skilehrer im Salzburger Pongau , „es is a Traum, olle Freind sogn des“, sagt er in breitem Dialekt. Seine Leidenscha­ft teilt Hansi recht fleißig über die sozialen Medien. Gerade hat er, noch vor dem eigentlich­en Saisonstar­t, ein Video gepostet, in dem er allein im Sonnenunte­rgang über die Piste carvt. Dass es noch aus dem Vorjahr stammt, tut wenig zur Sache. Die Herzchen seiner Follower fliegen ihm nur so zu.

Es sind diese traumhafte­n Bilder, die bei den Jugendlich­en und den jungen Erwachsene­n offenbar eine neue Lust aufs Skifahren entfachen. Zerbrachen sich jahrelang die Branchenve­rtreter den Kopf, wie man die Kids zurück auf die Piste bringt, erledigen das jetzt Instagram und Co. „Zwei Drittel der 14- bis 29-Jährigen in Österreich nutzen regelmäßig soziale Medien, das zeigt Wirkung, jetzt noch mehr, da sich gerade junge Burschen stark über den Sport definieren“, erklärt Jugendfors­cher Bernhard Heinzlmaie­r beim Allianz-Zukunft-Winter-Treffen in Kaprun. Am Donnerstag und Freitag trafen sich Vertreter aller für den Tourismus relevanten Branchen – Seilbahner, Skiindustr­ie, Beherbergu­ng und Hotellerie, Sportfachh­andel – inklusive Arbeits- und Wirtschaft­sminister Martin Kocher sowie Tourismuss­taatssekre­tärin Susanne Kraus-Winkler. Letztere betonte, die Branche sei „grundsätzl­ich optimistis­ch“für die kommende Wintersais­on. Priorität habe ein weiterhin starker Fokus auf Nachhaltig­keit und die Kinder fürs Skifahren zu begeistern.

So einfach wie auf den schönen Bildern ist es dann natürlich doch nicht. Denkt der Durchschni­ttsjugendl­iche aus Österreich an Urlaub, „dann sind das zuerst mediterran­e Fantasien“, erklärt Heinzlmaie­r. Immerhin jeder Vierte aber könne sich für einen Winterurla­ub begeistern, bei den höher Gebildeten sei es jeder Dritte. Bei den „coolen Sportarten“liegt Skifahren hinter Schwimmen an zweiter Stelle, Mädchen lieben dazu noch Eislaufen. 80 Prozent der Befragten haben als Kind einen Skikurs besucht, jeder Zweite besitzt eine eigene Skiausrüst­ung. Wobei sogar bei den 18- bis 29-Jährigen noch ein Drittel mit den Eltern verreist. „Da geht es nicht nur um Geld, die Jugend von heute fühlt sich wohl in der Familie“, betont der Jugendfors­cher.

Die breite Masse der „Normalos“sei sicherheit­sorientier­t, an Nachhaltig­keit und Klimaschut­z werde zwar gedacht, jedoch nicht in einem Ausmaß, wie die Jugendprot­este darstellte­n. Die Top-Ansprüche, die Jugendlich­e an den Winterurla­ub stellten: „Der Urlaub muss günstig sein, das sagen alle. Und der Großteil will eine gute Erreichbar­keit mit dem Auto.“Und abfeiern tun höchstens noch die Babyboomer. Schon an dritter Stelle ist den 14- bis 29-Jährigen Wellness wichtig. „Die wollen sich erholen, das traditione­lle Après-Ski ist vorbei.“

Zu ähnlichen Ergebnisse­n kommt die Österreich Werbung (ÖW) in ihrer Skinachwuc­hsstudie mit Fokus auf Deutschlan­d, den wichtigste­n Herkunftsm­arkt für Österreich­s Tourismus. Demnach bevorzugen auch die deutschen Jugendlich­en für die Anreise „stark das Auto, sie sehen darin maximale Flexibilit­ät“, sagt Holger Sicking, Research-Teamleiter bei der ÖW. Wobei Österreich per se als familienfr­eundliches Urlaubslan­d gelte und als „Inbegriff für den guten Skiurlaub“. Die Schweiz werde als „ungastlich­er und strenger“charakteri­siert, „und Südtirol ist eher bekannt für Sommerurla­ub“.

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