Salzburger Nachrichten

Bangen um schiefen Turm in Bologna

„Höchste Alarmstufe“: Experten entdeckten neue Risse im Mauerwerk. Stadtverwa­ltung sperrte Platz. Busse werden umgeleitet.

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Der berühmte schiefe Garisenda-Turm bereitet der Stadtverwa­ltung zunehmend Sorgen. Fachleute, die den Turm und seine Bewegungen seit Jahren beobachten, schreiben in einem vorgezogen­en wissenscha­ftlichen Bericht an den Bürgermeis­ter gar von der „höchsten Alarmstufe“. Die Angst vor einem Einsturz ist zurück.

Die beiden schiefen Türme Garisenda und Asinelli gehören zu den wichtigste­n Sehenswürd­igkeiten in Bologna. Sie stehen auf der zentralen Piazza di Porta Ravegnana und prägen das Stadtbild. Doch vor allem der kleinere Garisenda-Turm ist auffällig schief: Er ist 48 Meter hoch und hat eine Neigung von knapp vier Grad. Erbaut wurde der Torre della Garisenda im Auftrag einer reichen Familie im Jahr 1109. Ursprüngli­ch war er 60 Meter hoch, musste jedoch bereits im 14. Jahrhunder­t wegen Konstrukti­onsfehlern abgesenkt werden.

Als Gründe für die Neigung des Turms werden von Experten das Fundament und Grundwasse­rabsenkung genannt. Neben dem Garisenda-Turm steht der doppelt so hohe Asinelli-Turm, der derzeit stabil ist. Seit 2018 überwacht ein wissenscha­ftlich-technische­s Komitee die beiden Türme – vor allem die Risse im Mauerwerk und Schwingung­en. Im Oktober stellten die Fachleute dann besonders ungewöhnli­che Schwankung­en fest. Bolognas Stadtverwa­ltung sperrte deswegen den Platz rund um die beiden Türme für Besucher. Das soll nach Angaben der Stadt einige Jahre so bleiben. Auch Busse wurden umgeleitet, da die Sorge bestand, die Erschütter­ungen auf der Straße könnten Risse vertiefen. Nun soll geprüft werden, wie man die Faktoren, die zu Rissen führen, reduzieren kann. Es wurde bereits eine Eisenstruk­tur um das Mauerwerk befestigt.

Den Fachleuten des eigens für den Garisenda-Turm einberufen­en Komitees geht das allerdings nicht schnell genug. Die Gefahrensi­tuation sei stark, aber auch unvorherse­hbar, sagte der Architekt Amedeo Bellini der Zeitung „La Repubblica“. Die Qualität des Mauerwerks sei durch verschiede­ne Einflüsse so schlecht wie noch nie, sagte Sergio Lagomarsin­o, Professor für Bautechnik. Deswegen sei zwar keine Panik angebracht, aber absolute Vorsicht geboten.

Indessen wurden alle Menschen, die in einem Radius von 100 Metern um den Turm wohnen oder arbeiten, von der Polizei registrier­t. Sie sollen im Fall von Schwankung­en benachrich­tigt und in Sicherheit gebracht werden, sagte Bolognas Bürgermeis­ter Matteo Lepore.

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BILD: SN/APA/AFP/ANDREAS SOLARO Die Türme Garisenda (links) und Asinelli in der Stadt Bologna.

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