So EM-reif ist das ÖFB-Team
Österreichs Fußballer wollen bei der Euro in Deutschland für Furore sorgen. David Alaba und Co. bringen viel mit, um beim Turnier überzeugen zu können. Es gibt aber auch Schwachpunkte.
Mit einem 2:0 in Estland schloss die österreichische Fußball-Nationalmannschaft die EM-Qualifikation am Donnerstag erfolgreich ab. Teamchef Ralf Rangnick bilanzierte nach der starken Qualifikation positiv: „Ich finde, dass sich die Mannschaft im Laufe der letzten Monate enorm entwickelt hat. Aber wir sind noch nicht am Limit.“Einen Vorgeschmack, was im kommenden Sommer bei der Endrunde warten wird, bekommen die ÖFB-Kicker bereits am Dienstag: Im Prestigeduell wartet in Wien Deutschland.
Auch wenn noch nicht alles nach Wunsch läuft, steckt in Alaba und Co. schon sehr viel, um bei der Euro in Deutschland eine sehr gute Rolle spielen zu können. In einigen Punkten ist das ÖFB-Team EM-reif.
Teamgeist: Rangnick hat geschafft, was seinen Vorgängern nur teilweise gelungen ist. Die ÖFB-Kicker kommen gerne zum Nationalteam und harmonieren nicht nur auf dem Platz. Auch nach Rückschlägen in der Nations League und in der EMQualifikation gegen Belgien gab es keine Schuldzuweisungen. Es wird gemeinsam an den Problemzonen gearbeitet. Und man hat von außen das Gefühl, dass es Rangnick egal ist, ob ein Spieler bei Real Madrid oder Hartberg spielt. Es zählt nur die Leistung. Das schätzen seine Schützlinge und zahlen es mit starken Leistungen zurück.
Euphorie: Bei der Europameisterschaft wird wohl jede Partie für Österreich ein Heimspiel. Nach den starken Leistungen steht das ganze Land wieder hinter seinem Nationalteam.
Am Tag der Auslosung (2. Dezember) startet auch die zweite Runde des Kartenverkaufs. Die Nachfrage wird das Angebot übersteigen, aber man kann sicher sein, dass es bei den ÖFB-Auftritten viel Unterstützung von den Rängen geben wird.
Starke Nummer eins: Viele Jahre war die Position im ÖFB-Tor umkämpft. Aber nicht, weil Österreich über viele Toptorhüter verfügte, sondern weil sich kein Goalie dauerhaft mit starken Leistungen durchsetzen konnte. Diese Zeit ist wohl endgültig vorbei. Der Salzburger Alexander Schlager zeigt überragende Vorstellungen und ist mittlerweile auch bei Rangnick die unumstrittene Nummer eins.
Perfekte Rolle für Alaba: Für Rangnick stand von Beginn an fest: RealMadrid-Star David Alaba spielt Innenverteidiger. Unter dem Deutschen sind die Experimente mit dem Topstar vorbei und in seiner klaren Rolle ist der Kapitän so wertvoll wie noch nie.
Keine Angst vor Topteams:
Die Nations League und die EM-Qualifikation haben gezeigt, dass sich Österreich vor keinem Gegner verstecken muss. Unter Rangnick tut sich das ÖFB-Team sogar gegen Teams wie Frankreich, Belgien oder Kroatien scheinbar leichter als gegen Außenseiter wie Estland oder Aserbaidschan. Somit müsste man auch bei einer schweren EM-Auslosung keine Angst haben.
Rangnick sieht sich vor der EM aber auch noch mit Problemen konfrontiert.
Fehlende Außenverteidiger:
Das ist eine Problematik, die sich bis zur EM wahrscheinlich nicht so einfach lösen lässt. Stefan Posch und Maximilian Wöber sind keine gelernten Außenspieler. Beide können offensiv mit Flanken kaum Druck erzeugen, es fehlt auch die Schnelligkeit.
Kein Topstürmer:
Stürmer Nummer eins, Marko Arnautovic, wird bei Inter Mailand auch in Zukunft wenig Spielpraxis erhalten. Aber nur wenn er in Form ist, dann ist der ÖFB-Angriff gefährlich. Sasa Kalajdzic ist bei Wolverhampton ebenfalls nur Joker und muss sich nach langer Verletzungspause erst wieder an seine Topform herantasten. Michael Gregoritsch spielte zwar eine gute Qualifikation, aber zu oft bleibt er unauffällig.
Echter Spielmacher fehlt:
Wenn es darum geht, im Offensivspiel Kreativität zu entwickeln, dann hat das ÖFB-Team immer Probleme. Wer soll die Rolle hinter den Spitzen übernehmen und den Takt vorgeben? Am ehesten könnte Florian Grillitsch in diese Rolle schlüpfen, aber der zieht sich meist weit zurück. Bliebe noch Marcel Sabitzer, der aber zu wenig Konstanz in seinen Leistungen zeigt.
Keine Sprintraketen:
Den modernen Fußball prägen jene Nationen, die über pfeilschnelle Spieler im Angriff und auf den Flanken verfügen. Solche sucht man im ÖFB-Team vergeblich.