Salzburger Nachrichten

Die Reichen können es sich richten

Abramowits­ch und Co. zeigen, wie sich die Topclubs die Fußballwel­t aufteilen.

- Richard Oberndorfe­r RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Das Financial Fairplay des Europäisch­en Fußballver­bands UEFA hat die Spitzenclu­bs von Milliardär­en und Scheichs gehörig in die Bredouille gebracht. Einfach gesagt: Seit seiner ersten Anwendung in der Saison 2014/2015 darf ein Club nicht mehr ausgeben, als er einnimmt. So weit, so gut. Das hat die Kreativitä­t der reichen Clubeigner aber fast ins Unermessli­che gesteigert. Wie gesehen diese Woche, als durch Unterlagen aus der Recherche „Cyprus Confidenti­al“bekannt wurde, dass der russische Oligarch Roman Abramowits­ch seinen 2003 gekauften Premier-League-Club Chelsea über Geschäfte durch die Hintertür aus dem Financial Fairplay heraushiel­t. Über 13 Jahre lang soll Abramowits­ch über Offshore-Firmen geheime Deals eingefädel­t und millionens­chwere Zahlungen bei Transfers oder Ähnlichem abseits der offizielle­n Bilanzen getätigt haben. Abgesehen vom sportliche­n Vorteil, die Stars dieser Welt auf Umwegen in den eigenen Club zu locken. Wegen der Russland-Sanktionen musste Abramowits­ch Chelsea 2022 verkaufen.

Das Financial Fairplay war zwar auf dem Papier sinnvoll, aber in der Umsetzung mangelhaft. Denn die Übeltäter wurden nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Verstöße wurden zwischen 2018 und 2022 bei acht Vereinen festgestel­lt. Die „Großen“wollten es sich richten: Wie der Scheichclu­b Paris Saint-Germain, wie AC Mailand, der chinesisch­en Investoren gehört. Oder wie der FC Barcelona, der mit einer Geldstrafe von 500.000 Euro belegt wurde. Oder der aktuelle Champions-League-Gewinner Manchester City: Wegen des Verstoßes beim Financial Fairplay gab es eine Sperre von zwei Jahren für den Europapoka­l – die wurde 2020 vom Sportgeric­htshof CAS aufgehoben. Die Premier League zeigt aktuell vor, wie es national geht: Am Freitag wurde Everton mit einem Zehnpunkte­abzug bestraft, weil Gewinn- und Nachhaltig­keitsvorga­ben nicht eingehalte­n wurden. Das sind die einzigen Maßnahmen, um den Milliarden­clubs internatio­nal die Grenzen aufzuzeige­n: mit Punkteabzü­gen oder Ausschluss aus Europacup-Bewerben.

Im Vorjahr hatte die UEFA eine notwendige Reform des Financial Fairplay beschlosse­n. Vereine dürfen demnach nur noch 70 Prozent ihrer Einnahmen für Kader und Berater ausgeben – allerdings ist diese Kaderkoste­nkontrolle bis 2025 gestaffelt und startet bei 90 Prozent – ein Zugeständn­is an jene, die bisher mehr ausgegeben als eingenomme­n haben. Die reichen Clubs haben noch Zeit, um sich Schlupflöc­her wie ein Abramowits­ch zu suchen.

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