Die Reichen können es sich richten
Abramowitsch und Co. zeigen, wie sich die Topclubs die Fußballwelt aufteilen.
Das Financial Fairplay des Europäischen Fußballverbands UEFA hat die Spitzenclubs von Milliardären und Scheichs gehörig in die Bredouille gebracht. Einfach gesagt: Seit seiner ersten Anwendung in der Saison 2014/2015 darf ein Club nicht mehr ausgeben, als er einnimmt. So weit, so gut. Das hat die Kreativität der reichen Clubeigner aber fast ins Unermessliche gesteigert. Wie gesehen diese Woche, als durch Unterlagen aus der Recherche „Cyprus Confidential“bekannt wurde, dass der russische Oligarch Roman Abramowitsch seinen 2003 gekauften Premier-League-Club Chelsea über Geschäfte durch die Hintertür aus dem Financial Fairplay heraushielt. Über 13 Jahre lang soll Abramowitsch über Offshore-Firmen geheime Deals eingefädelt und millionenschwere Zahlungen bei Transfers oder Ähnlichem abseits der offiziellen Bilanzen getätigt haben. Abgesehen vom sportlichen Vorteil, die Stars dieser Welt auf Umwegen in den eigenen Club zu locken. Wegen der Russland-Sanktionen musste Abramowitsch Chelsea 2022 verkaufen.
Das Financial Fairplay war zwar auf dem Papier sinnvoll, aber in der Umsetzung mangelhaft. Denn die Übeltäter wurden nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Verstöße wurden zwischen 2018 und 2022 bei acht Vereinen festgestellt. Die „Großen“wollten es sich richten: Wie der Scheichclub Paris Saint-Germain, wie AC Mailand, der chinesischen Investoren gehört. Oder wie der FC Barcelona, der mit einer Geldstrafe von 500.000 Euro belegt wurde. Oder der aktuelle Champions-League-Gewinner Manchester City: Wegen des Verstoßes beim Financial Fairplay gab es eine Sperre von zwei Jahren für den Europapokal – die wurde 2020 vom Sportgerichtshof CAS aufgehoben. Die Premier League zeigt aktuell vor, wie es national geht: Am Freitag wurde Everton mit einem Zehnpunkteabzug bestraft, weil Gewinn- und Nachhaltigkeitsvorgaben nicht eingehalten wurden. Das sind die einzigen Maßnahmen, um den Milliardenclubs international die Grenzen aufzuzeigen: mit Punkteabzügen oder Ausschluss aus Europacup-Bewerben.
Im Vorjahr hatte die UEFA eine notwendige Reform des Financial Fairplay beschlossen. Vereine dürfen demnach nur noch 70 Prozent ihrer Einnahmen für Kader und Berater ausgeben – allerdings ist diese Kaderkostenkontrolle bis 2025 gestaffelt und startet bei 90 Prozent – ein Zugeständnis an jene, die bisher mehr ausgegeben als eingenommen haben. Die reichen Clubs haben noch Zeit, um sich Schlupflöcher wie ein Abramowitsch zu suchen.